Samstag, 15. August 2015

Sternenmama

Wisst ihr, am Anfang hasste ich diesen Ausdruck Sternenkinder oder Sterneneltern. Was soll das überhaupt ausdrücken? Warum gibt man uns einen anderen Namen wie anderen Eltern. Waren unsere Kinder anders als die anderen die lebten?

Lediglich die Tatsache, dass unsere Kinder Tod waren war anders. Aber war der Tod so ein Außenseiter das man allem was mit ihm tu tun hatte auch neue Namen geben musste?

Wir sind wir wieder bei dem Thema aus meinem Post: Schock, Trauer und Wut.
Der Tod hatte keine Bedeutung im Alltag unserer westlichen Welt. Liest man mal über andere Kulturen erfährt man schnell das wir Westi´s auch hier wieder anders ticken. In vielen Kulturen spricht man am Essenstisch über verstorbene. Erzählt Geschichten aus deren Leben, mag es noch so kurz gewesen sein. Viele Kulturen Beerdigten Ihre Verstorben im Dorf  und die Familiennachkommen bauten ein Haus über dem Ort des Verstorbenen. Einige Kulturen pflanzten Bäume auf dem Grab als Symbol für das Leben nach dem Tod. Und manche Kulturen glaubten an die Wiedergeburt in einem Tier oder einem anderen Baby irgendwo auf dieser Welt.

Was ich mich auch frage ist: Wir heißen nun also Sterneneltern. Aber die Eltern mit lebenden Kindern heißen auch nicht Erdeneltern. Hier merkt man die Absurdität des Wortes an sich.
Und wenn ich irgendwann lebende Kinder habe, was sind mein Mann und ich dann? Sternen- Schrägstrich Erdeneltern? Oder befinden wir uns in einem Konflikt? Sterneneltern vs. Erdeneltern?

Man hat folglich das Gefühl wieder ausgegrenzt zu werden. Unsere Gesellschaft erfindet ein Wort für uns weil wir anders sind. Aber wie sind wir wenn wir lebende Kinder haben? Gehören wir dann wieder zum Clan der Erdeneltern? Das ist gar nicht möglich, denn wir haben ja ein Sternenkind.

Ich begann zu suchen, woher diese Wort Kreation stammt. Hatten tatsächlich  betroffene Eltern selbst diese Sparte erfunden um uns selbst zu beschreiben? Oder haben wir einfach den Stempel bekommen und somit eine Schublade bekommen in die wir passen?

Wir stecken alles in Schubladen. In unserem ganzen Alltag praktizieren wir Schubladen denken. Wir sehen einen Menschen und glauben zu wissen wie er ist. Wir beurteilen rein Subjektiv. Anhand der Kleidung, der Attraktivität, der Wortwahl, der Sprache, der Kultur und des Lebensumstandes an sich. Wir glauben innerhalb von Sekunden einen Menschen zu kennen und beurteilen zu können.

In meinem Post: Ich trage dich wie eine Wunde, schreibe ich selbst das wir Sterneneltern nicht mehr so unbeschwert sind wie die anderen. Also ertappe ich mich selbst dabei, das ich spüre ich gehöre gerade nicht dazu.
Als ich recherchiere, finde ich eine Erklärung das normalerweise nur Kinder unter dieser bescheuerten 500 Gramm Regelung Sternenkinder / Sterneneltern genannt werden. Doch auch Eltern von Kindern die größer und schwerer und älter, also durchaus 3-8 Jahre waren, so benannt werden. In neuerer Zeit wird der Begriff auch generell für verstorbene Kinder verwendet.
Der Begriff sagt aus: Er berücksichtigt die intensive Bindung, die vor allem viele Mütter und Väter bereits zum ungeborenen Kind entwickeln und die deswegen oft intensive und langanhaltende Trauer, die dessen Tod verursacht.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sternenkind).

Andere Bezeichnung die ich  in vielen Büchern fand, waren auch Schmetterlingskinder oder Engelskinder.

Letztendlich beschreibt das Wort Sterneneltern und Sternenkinder sehr treffend worum es geht. Erwähnt man dieses Wort, bedarf es keiner weiteren Fragen. Es ist wie eine Gruppe zu der man nun dazu gehört. Googelt man diese Begriffe, landet man als suchender sofort auf den Seiten wo Frauen und Männer die Ihr Kind verloren haben, Rat und Beistand finden. Und ich bin mittlerweile froh darüber. Froh das es diese Gruppen gibt und diese Informationen dazu.

Matheo & ich im 6. Monat

Ich habe noch ein passendes Gedicht gefunden, welches den Standpunkt einer Sternenmama / der Sterneneltern treffend beschreibt:



Sterneneltern
Sterneneltern heißen wir,
denn unser Kind verloren wir.
Viel zu früh ist es gegangen,
kaum das sein Leben
angefangen...

Wie alt es war? Das ist
nicht wichtig!
Wie groß, wie schwer -
auch das ist nichtig!
Es war unser geliebtes Kind
und bleibt's, bis wir
gegangen sind...

Wißt, wir spüren stets
die Schmerzen.
Die Wunde klafft in
unseren Herzen.
Drum sagt nichts von den
schlimmen Dingen,
die dolchstoßgleich ins
Herz uns dringen:

"Warum jammert ihr denn so?
Es war doch nur ein kleiner Babypo!
Wer weiß, wozu es gut
gewesen,
das es Euch verließ -
dies' Wesen...

Ihr seid noch jung, könnt
andre haben
und Euch an Kinderlachen
laben!
So lang' ist's her, seit
es geschehen -
Ihr müßt nun endlich
vorwärts sehen..."
Schweigt lieber, statt
sowas zu sagen.
Das hilft uns nicht in
Tausend Tagen,
auch wenn es von Euch gut
gedacht,
weil Ihr Euch um uns
Sorgen macht...

Glaubt uns, könnt Ihr's
auch nicht ermessen -
wir werden es niemals
vergessen!
Es totzuschweigen
schmerzt uns sehr,
vergrößert unser Leid
noch mehr...

Wollt Ihr uns echte Hilfe
bringen,
laßt seinen Namen hell
erklingen!
Laßt uns reden, helft uns
trauern,
reißt mit uns ein die
Schweigemauern...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen