Informatives

Was ist ein Sternenkind? 

Der poetischen Wortschöpfung liegt die Idee zugrunde, Kinder zu benennen, die „den Himmel“ (poetisch: die Sterne) „erreicht haben, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken durften“.
Der Begriff Sternenkinder richtet den Fokus auf das Kind selbst, im Gegensatz zu solchen Begriffen wie Fehlgeburt und Totgeburt, die traditionell nicht nur für den Vorgang des Absterbens der Leibesfrucht, sondern auch für das abgestorbene bzw. verstorbene Lebewesen selbst verwendet werden. Er berücksichtigt die intensive Bindung, die vor allem viele Mütter und Väter bereits zum ungeborenen Kind entwickeln und die deswegen oft intensive und langanhaltende Trauer, die dessen Tod verursacht. Dieser gefühlsmäßigen Bindung widerstrebt die Bezeichnung Fehlgeburt oder Totgeburt für das verstorbene kleine Wesen und die diesen Worten zugrunde liegenden Ansichten und Verfahrensweisen.
Alternative Bezeichnungen für Sternenkind sind die Begriffe Schmetterlingskind und Engelskind, die aber weniger verbreitet sind.



Was passiert jetzt mit unserem Baby? 

Zwar besteht erst ab einem Gewicht von 500g eine "Bestattungspflicht", aber auch Babys unterhalb dieser Gewichtsgrenze können bestattet werden. Das bedeutet - jedes Sternenkind (und sei es noch so klein) kann einen menschlichen Ruheplatz bekommen.

Für Babys unter 500g gibt es in vielen Gemeinden spezielle Gräberfelder, wo diese (für die Eltern oft kostenfrei) bestattet werden können. Außerdem besteht für sie (im Prinzip) vielerorts kein Friedhofszwang; sie könnten evtl. also auch im eigenen Garten bestattet werden. Alle Sternenkinder können oft auch in schon vorhandenen Gräbern mit bestattet werden.

Genaue Informationen zu diesem Thema können Sie bei Klinikseelsorgern, örtlichen Selbsthilfegruppen oder der Initiative REGENBOGEN "Glücklose Schwangerschaft" e.V bekommen.

Was Ihr noch tun könnt, wenn der letzte Weg bevorsteht:
  • Ihr könnt den Sarg bemalen und schmücken (vielleicht sogar einen eigenen basteln).
  • Schreibt einen Brief, den Ihr Ihrem Baby mitgeben könnt. Dies habe ich auch getan.
  • Bestimmt dürft Ihr auch ein kleines Spielzeug mitgeben...
  • Schaltet eine Traueranzeige in der Zeitung. Wobei diese leider sehr teuer sind.

Ein totgeborenes Kind oder nach der Geburt verstorbenes Kind, wird also im Personenstandsregistern beurkundet. Das heißt eure Kinder werden ins Stammbuch aufgenommen.
Mein Mann und ich mussten Gott sei Dank nicht zum Standesamt. Die Dokumente für unser Stammbuch, sprich Geburtsurkunde und Sterbeurkunde haben wir über unseren Bestatter bekommen. Ich bin sehr stolz auf dieses Dokument, schließlich ist es eines der wenigen Dingen die uns immer an Matheo erinnern werden. Seine Geburtsurkunde ist direkt hinter unserer Eheurkunde.

Da wir gar nicht wussten ob Matheo es überleben wird oder nicht wussten wir auch gar nicht das wir Ihn Bestatten müssen. Dies erfuhren wir dann 2 Tage später im Krankenhaus. Wir waren geschockt, das jetzt noch eine Beerdigung auf uns zukommen. Aber klar, dachte ich, was soll denn bitte sonst mit unserem Sohn passieren.  Matheo der weit aus mehr wog als 500g ist ein verstorbenes Kind mit all seinen Rechten. So stand ihm auch eine Bestattung zu. Wir konnten entscheiden zwischen  einem sogenannten Kindergrab oder und einem normalen Reihengrab. Mehr dazu unter dem Post: Beerdigung meines Sternenprinz

Wir haben Matheo zur Obduktion frei gegeben da seine Todesursache unklar ist. Die Entscheidung dafür viel uns nicht leicht, dennoch aber, würde ich auch das immer wieder tun. Dies kann durchaus 6 Monate dauern. Muss es aber nicht.

Wenn ihr euer Kind also zur Obduktion geben möchtet, wird es einige Zeit dauern bis es dann wieder freigegeben wird. In unserem Fall hat sich der Bestatter hervorragend um all das gekümmert. Jedoch mussten wir feststellen, als wir die Rechnung des Bestatters erhielten, dass aufgrund der Verlängerung Kosten in Höhe von über 40€ angefallen sind. Da Matheo länger als erlaubt unterwegs war. Das lässt sich die Stadt bezahlen.

Das Begräbnis könnt ihr so wie jedes andere auch ganz individuell gestalten - sprecht dafür einfach mit eurem Pfarrer oder Bestatter. Und ich glaube, diese Situation ist so furchtbar genug - besprecht eure Wünsche eure Ängste, eure Sorgen. Dieser Tag ist ein wichtiger für euch. Er sollte also auch bis ins kleinste Detail richtig für euch sein!


Und was ist mit meiner Arbeit? 

Ihr werdet sehen, wenn die ersten Wochen vorbei sind und alles etwas nachlässt, wird man zunehmend einsamer mit dem Schmerz und die Intensität wird euch womöglich erst jetzt bewusst. Wichtig auch hier! Zeit! Nehmt euch bitte alle Zeit der Welt.

Denkt daran, ihr habt euer Kind ganz normal zur Welt gebracht. Aber auch euer Körper hat etwas geleistet und braucht nun seine Zeit um sich wieder zu regenerieren. Aus diesem Grund steht auch euch Mutterschutz zu. Bis zu einem Geburtsgewicht von 2500 Gramm oder vollendeter 37. Schwangerschaftswoche gilt ein Mutterschutz von 12 Wochen zuzüglich 6 Wochen Verlängerung für die nicht genommenen Tage vor der Entbindung. Ab einem Geburtsgewicht von 2500g gilt ein Mutterschutz von 8 Wochen zuzüglich 6 Wochen für die nicht genommenen Tage vor der Entbindung. War die Mutter zum Zeitpunkt der Geburt krank ist dennoch das Mutterschaftsgeld vorrangig.
Diese Grundlage gilt für jedes Bundesland! Gesetzlich versicherte Arbeitnehmerinnen beantragen das Mutterschaftsgeld bei ihrer Krankenkasse. Privat versicherte Arbeitnehmerinnen bekommen ein einmaliges Mutterschaftsgeld vom Bundesversicherungsamt in Berlin. 

Für mich ist die Zeit meines Mutterschutzes unheimlich wichtig. Für den Körper und die Psyche. Da auch einer Sternenmama eine Hebamme zur Nachsorge zu steht habe ich dieses natürlich in Anspruch genommen. Ich kannte sie bereits aus den Vorsorgeterminen und war ganz froh dass ich sie in den Wochen nach der Geburt an meiner Seite hatte. Wer sagt dir denn sonst, dass du plötzlich einen Milchstau hast und es nicht reicht die Brüste nur in einen festen BH zu packen und du dabei vor Schmerzen weinst? Wer sagt dir denn sonst ob es normal ist, dass man ganz schreckliche Nachwehen hat?

Für alle anderen ist alles so anders, nur für deinen Körper nicht - der stellt sich nämlich voll und ganz aufs Mama sein ein. Ich rate euch also, nehmt eine Betreuung durch eine Hebamme in Anspruch.


Und was passiert jetzt mit meiner Arbeit?

Erst einmal, ist es ganz egal. Auch wenn in eurem Umfeld euch viele versuchen unter Druck zu setzen und euch einreden ihr müsst euch ablenken. jeder lenkt sich anders ab und das Leben besteht nicht nur aus arbeiten, Vor allem nicht, wenn man sein Kind verliert. Jeder ist anders. Manchen tut s gut manchen aber auch gar nicht. Ich habe einige Frauen kennengelernt die frühzeitig aus den Mutterschutz gingen und es emotional nicht geschafft haben auf der Arbeit zu funktionieren, Vergesst nicht, dort wird niemand Rücksicht auf euch nehmen. Euer Schicksal zählt dort nicht.

Ich bin sehr froh diese Wochen des Mutterschutzes zu haben und nehme diese auch voll in Anspruch. Was danach ist und wie es mir danach geht weiß ich jetzt noch nicht. Das wird sich zeigen.
Aber ich bin überzeugt da gibt es auch kein Richtig oder Falsch. Manch eine braucht ein paar Wochen, manche ein ganzes Jahr - es ist dein Leben, dein Weg - du entscheidest.

Zwischenzeitlich gab es gravierende Veränderungen. Ich wurde gekündigt in meinem Job. Niemand wollte eine Frau mit einem Problem wieder bei sich im Unternehmen haben. Mir wurde unterstellt ich sei nicht belastbar und meine Nachfolgerin sei da besser geeignet. Sehr traurig wenn man eine Niederlassung mit zum Erfolg geführt hat. Aber das ist der Kapitalismus und unsere heutige Art zu leben und zu arbeiten. Aber ist ein anderes Thema.


Kindergeld


Auch wenn es grausam klingt, ist es für Eltern die eine Beerdigung bezahlen müssen nach der Geburt sehr hilfreich. Auch ihr habt Anspruch auf Kindergeld. Ihr könnt für euer Baby, ob Tod oder lebendgeboren und dann verstorben, nach der Geburt und nach dem Tod für den Monat in dem es gelebt hat, Kindergeld beantragen. Ihr müsst dazu euer zuständiges Amt raussuchen und die Geburtsurkunde und die Sterbeurkunde beilegen.

Uns hat es sehr geholfen, denn Matheos Beerdigung hat über 2.000€ gekostet. Auch wenn das Kindergeld "Nur" 180,00€ Betrug, hat es uns sehr geholfen den Haufen an Geld zu bezahlen. Auch der Brief der Kindergeld Stelle hat mir sehr geholfen. Er war sehr liebevoll geschrieben und das erste mal , dass ich einen Staatlichen Brief in der Hand hatte der persönlich verfasst war.

Die Dame teilte uns ihr Mitgefühl und Beileid mit. Innerhalb weniger Tage hatten wir das Kindergeld auf dem Konto verbucht und haben damit Matheos Holzkreuz bezahlen können.

Ich hatte noch das Glück eine Sterbegeld Versicherung zu haben, auf welche meine Kinder mit laufen. Da Matheo unser erstes Kind war erfuhr ich durch eine Tipp des Bestatters mich dort zu informieren. Die Versicherung hat für Matheo einen großen Beitrag meiner Versicherungssumme abgetreten, welches uns sehr geholfen hat. Sterbeversicherungen finde ich generell sinnvoll um die Familie zu entlasten und das Sie für euch selbst eine würdevolle Beerdigung veranstalten können. Auch wenn man darüber nicht nachdenkt oder meint mit Mitte 20 Schwachsinn. Manchmal geht es schneller als man denkt. Und ich würde nicht wollen, dass meine Familie nicht weiß wie Sie im schlimmsten Falle meine Beerdigung bezahlen soll.


Und wir als Paar, sind wir jetzt Eltern?

Für ein Paar, für Eltern, ist es das schrecklichste was passieren kann wenn man sein eigenes Kind zu Grabe tragen muss - egal in welchem Alter. Kinder sollten nicht vor den Eltern sterben.
Eine Paarbeziehung wird durch einen solchen Verlust unheimlich belastet und ich weiß aus eigener Erfahrung dass es unheimlich viel braucht damit man auch als Paar stark bleiben kann.
Ich kann aus Glück sprechen, dass Matheo den aller besten Papa der Welt hat und ich diesen als meinen Mann zur Seite habe. Ob es ein Patentrezept gibt um das gemeinsam zu Überleben? Das kann ich euch nicht sagen - ich glaube man braucht viel Verständnis und Raum für die Trauer des anderen. Auch wir hatten ganz viele furchtbare zermürbende Momente- was uns geholfen hat waren Gespräche. Redet miteinander. Sagt einander was euch bewegt. Weint zusammen, lacht zusammen - haltet zusammen! Es ist für keinen von euch leicht - und jeder trauert auf seine Art - versucht dies zu tolerieren! Ich weiß, es ist nicht immer einfach ...

Vergesst bei alle dem nie das eine aus den Augen - ihr seid nun Mama und Papa - ihr seid Eltern! Eltern zu werden bindet ein ewiges Band um euch beide - und wenn euch eure Wege eines Tages doch trennen sollten weil der Schmerz zu groß, die Trauer zu belastend oder etwas anderes in eurem Leben passiert, vergesst es nie - ihr seid Mama und Papa. Das bleibt ihr, im Hier und Jetzt und für alle Zeit...



Ein Platz zum Gedenken an Euer Baby

Der schwere Gang der Bestattung liegt hinter Euch... nun möchtet Ihr einen Ort der Erinnerung, der Besinnung, der Trauer. Und dieser Ort ist wichtig - lasst Euch da von eurer Umgebung nicht beeinflussen.
  • Schafft eine Gedenkecke in Eurer Wohnung und schmückt diese schön aus.
  • Hängt ein Foto oder eine Zeichnung von dem Baby auf.
  • Pflanzt ein Bäumchen zur Erinnerung an Euer Baby.
  • Lasst regelmäßig einen Ballon steigen, ein Schiffchen schwimmen - schafft Euch Rituale.
         Macht zur Erinnerung an Euren Schatz alles, was Euch richtig und wichtig erscheint.


Du bist nicht allein !!!

Auch, wenn es Euch zunächst so erscheint - Ihr seid nicht allein! Und gemeinsam lassen sich die schweren Zeiten besser ertragen... deshalb sucht nach einer Selbsthilfegruppe in Eurer Gemeinde, oder schließt Euch einem Internetforum (wie z.B. www.sternenkinder.de oder www.leben-ohne-dich.de an. Dort findet Ihr andere Betroffene, die Euch verstehen und wo Ihr über alles reden könnt, was Euch bedrückt.

Mir hat die Sternenkindergruppe in Facebook sehr geholfen. Hier hat man "sofort Kontakt" und lernt sehr viele Frauen und Männer kennen, denen es gleich oder ähnlich ergeht. Mittlerweile sind viele neue Freundschaften entstanden und einige private Whats app Gruppen. Man teilt so viel, dass man manchmal ein besseres Verhältnis zu diesen Menschen entwickelt als zu Jahrelangen Freunden. Diese Freundschaften sind viel echter und Ehrlicher.

Zudem gibt es in jeder Stadt ProFamilia Stellen. Diese Stellen habe extra Abteilungen für Glücklose Schwangerschaften. Dies ist keine Therapie aber hier bekommt man Erfahrene Trauerberater zur Seite gestellt, welche einem auf dem Weg der Trauer unterstützen und mit denen man reden kann.



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