Dienstag, 22. August 2017

Ziemlich aufgedunsen - erste Hilfe?

Was ich meine mit ziemlich aufgedunsen, lässt Raum für Interpretation.

Was es wirklich bedeutet ist der Zustand meiner Körperlichen Verfassung.

Ich habe gelernt mit dieser beschissenen Trauer zu leben um Matheo. Jawohl. Beschissene Trauer. Sie hat mich zu einem anderen Menschen gemacht. Von so vielen Menschen muss ich mir ständig anhören, dass Sie nicht an mich ran kommen.

Aber wo möchten Sie denn gern ran kommen? An meine Trauer? Wohl kaum.
Letzen Endes wollen Sie doch auch nur das ich wieder Lächle und die fröhliche Sarah bin. Aber die bin ich halt nicht so wie früher. Also leckt mich am Arsch. Ja, ich habe aufgehört mich anzupassen und seitdem geht es mir viel besser. Ich bin wie ich bin und das ist nun mal so. Ich habe mir zwei Jahre lang so viel scheiße anhören müssen und saß nur stumm rum und habe mir das alles gefallen lassen. Vor Trauer unfähig zu kämpfen und unfähig mich selbst und meine Gefühle zu schützen. Meine Gefühle lagen wie nach einem Autounfall auf der Straße, außerhalb meines Körpers und viele trampelten munter darauf rum. Ich sah zu und klatschte noch Beifall.

Keiner, außer vielleicht Betroffene, kennen den Ort wo meine Trauer haust. Und an diesem Ort fließt viel Wasser.

Sinnbildlich steht dieses Wasser an meinem Ort der Trauer für meinen heutigen Titel.

Ich fühle mich aufgedunsen. Ich seh wortwörtlich richtig Scheiße aus und so fühle ich mich auch. Fett, hässlich und aufgedunsen.

Ich weiß nach zwei Tagen, entnervten Grübeln auch warum das so ist. Ich bin wieder sehr traurig innerlich und wütend auf mich selbst. Wütend das ich mir das Trauern mal wieder so lange verboten habe um meinen Sohn. Er fehlt mir so sehr. Und auch sauer weil ich einfach keine Zeit finde Matheo besuchen zu gehen.

Weise Leute sagen mir immer wieder, an dem Ort ist er nicht. Für mich aber schon. An diesem Ort wurde der kleine Körper meines Sohnes in die Erde gelassen. Dort hat mein Mann den kleinen Korb hingetragen und dort haben wir beide Abschied von unserem Sohn genommen. Und deswegen ist er sehr wohl an diesem Ort. Auch wenn seine kleine Seele, so bilde ich es  mir gerne ein, an guten Tagen in Gestalt eines kleinen, weißen Schmetterling an mir vorbeisaust und "Hallo Mama" sagt.

Ich kann grad kaum glauben was ich schreibe. Ich denke die letzten Tage wieder viel darüber nach ob ich in meinem Leben etwas hätte anders machen können um dieses Schicksal zu verhindern. Und ich denke immer noch drüber nach wie ich es besser machen kann. Aber am Ende bleibt immer nur die Frage: Wie zur Hölle soll das gehen? Was kann ich tun?

Mir ist heute total nach einem Tattoo Termin. Ich würde mich gerade am liebsten bei einer der traurigsten Lieder der Welt - gerade mein Lieblingssong von Sons of Anarchy / All along the Watchtower Instrumental völlig zu tätowieren lassen. Einfach nur um mal wieder das Gefühl zu haben, dass ich noch lebe. Ich hatte mich im März erst wieder tätowieren lassen am linken Oberarm. Und nun scheint es wieder so weit zu sein. Meine zweite Wahl der Verarbeitung ist das Tätowiert werden. Schade das es so viel Geld kostet. Danach geht es mir für Monate immer gut. Die Symbole stellen einen weiteren Prozess auf meinem Weg dar. Das letzte  Tattoo ist noch größer als die anderen beiden. Drei wunderschöne Rosen mit einem spitz nach unten zulaufenden Mandala. Diese drei Rosen stehen für die zerstörte Familie die wir hätten sein sollen.

Die Trauer macht mich zu einem Schwamm. Ich stopfe das alles in mich rein bis ich quasi aussehe wie aufgedunsen. Diesen Schwamm muss man feste zerdrücken damit das ganze Wasser rauskommt. Von allein passiert da rein gar nichts. Manchmal mache ich mir selbst Angst. Wie eine Salzsäule kann ich so tun als sei ich völlig normal und überhaupt nicht traurig. Erst letztens habe ich mit einer Kundin gesprochen als rede ich nicht von meinem Kind sondern über das einer entfernten Verwandten. Meinen Sie das, mit nicht an mich ran kommen? Aber das wollten Sie doch jahrelang von mir. Typisch für die Menschen. Erst sollst du dein Leben hinkriegen und aufhören zu weinen aber dann beschweren Sie sich. So formt die Welt einen.

Dann frage ich mich anschließend sehr oft, ob das normal ist, geschweige denn gesund.

Manchmal möchte ich schreien und wild um mich schlagen weil mir dieses ganze Fake und Blabla so auf den Zeiger geht. Ja mein Kind ist tot und Nein ich habe kein Bock so zu tun als sei die Welt rosa und voller Glitzer. Und nebenbei liegt mir dennoch auf dem Boden der Tatsachen zu wenig Glitzer.

Alle Menschen wollen doch nur das Glitzer in Ihrer Welt. Manche haben jedoch zu viel und manche zu wenig davon.

Aufgedunsen sein ist bei mir oft eine Art von Psychischem Stau! Stau auf der Autobahn meines Energieflusses.

Ich halte innerlich an etwas fest was nicht mehr existent ist in dieser Welt. Das kann manchmal der Schmerz, die Schuldgefühle, der Selbsthass, die Selbstzweifel, die Angst, der Hass gegen das Schicksal, die Liebe oder die Trauer zu Matheo sein.

Ein totaler Emotionaler Rückzug. Ich merke das ich wieder in diese Momente des Nichts Fühlens abrutsche und so will ich nicht sein. Nichts zu fühlen ist ein Zustand der mir noch mehr Angst macht als Matheos Tod. In diesem Zustand ist einem alles egal. Sogar man selbst ist sich egal. Robotor ähnlich. Eine Maschine.

Was dagegen am besten hilft ist das zu tun wonach einem am aller wenigsten ist.

So richtig ausheulen, alles niederschreiben, meinen Hund streicheln, einen Entwurf für das nächste Tattoo zeichnen und dann die verklebten Wimpern waschen, aufatmen und merken: Hey ich habe es mal wieder überlebt. Manchmal denk ich mir Schade. Wäre weinen tödlich hätte das ganze doch noch eine Ironie versteckt.

Und danach geht es komischerweise wieder auf unbestimmte Zeit. Der Zaubervorhang geht auf und man ist wieder die Person die die Welt braucht. Oder die ich selbst brauche zum Überleben? Eine Art Superwoman mit Anstrich. Der Anstrich braucht hin und wieder ne neue Lasur. Dann wenn er aufgedunsen ist. Dann wenn das Klima indem sich Superwoman befindet zu Säurehaltig ist und dem Anstrich schadet. Wie etwa schlechte Wetterbedingungen. Die Wetterbedingungen sind in meinem Fall meine Mitmenschen und meine Art dieses kranke Spiel mitzuspielen. Bis dahin wenn ich es merke. Das dauert selbst nach zwei Jahren ungewöhnlich lange. Das Leben ist holprig und auch Superwoman ist unter ihrem Einteiler oft eingeengt und sieht ihre Nähte platzen.

Ich habe gelernt, dass es am aller wichtigsten ist auf das zu hören was einem gerade gut tut. Und wenn es 3 Std. durchheulen ist, dann ist es so. Mein Hund akzeptiert das ohne murren. Daher ist er mein Begleiter der Wahl in diesen Momenten. Bin ich danach wieder albern, stellt er keine Fragen oder denk:  ist Sie jetzt vollkommen Irre?! Pure Akzeptanz der Dinge wie sie eben sind zeichnet unsere Kommunikation aus.

Und deswegen zieht Superwoman den Reißverschluss ihres Einteilers hoch und läuft mit dem Fellnasigen Hund, der genug Madness besitzt für diese Welt, in die nächste Schlacht.

Montag, 21. August 2017

Was wisst Ihr von mir

Ihr glaubt ich hätte es überwunden
hätte neuen Lebensmut gefunden
Was wisst ihr von mir?
Nichts!

Ich lebe nicht ich funktioniere
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr
ihr lacht und scherzt und ich lache mit
denn das erwartet man doch
aber wenn ich allein bin weine ich immer noch
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr
ihr erzählt von euren "kleinen Sorgen"
und ich tu so als hörte ich zu
aber während ihr wisst
dass man all eure Probleme lösen kann
gehe ich zum Grab meines Kindes und zünde Kerzen an.

Mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr
ihr sagt die Zeit heilt alle Wunden
und irgendwann wird alles wieder gut sein
doch ich weiss meine Wunden heilt keine Zeit
ich werde nie mehr wie früher sein
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr

ihr vermeidet den Namen meines Kindes
weil ihr denkt dass mir das Kummer bringt
doch er ist sowieso immer in meinen Gedanken
nichts ist mir wichtiger als die Erinnerung an mein Kind
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr
ihr sagt "das Leben geht weiter,
das ist der Lauf der Zeit"

ich weiss nur dass ich leben muss, obwohl ich es nicht will
keiner fragt: bist du dazu bereit?
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr
darum nur eine Bitte
gebt mir keine Ratschläge mehr wie ich leben soll
lasst mich einfach wie ich bin
und wenn ich gehen will so nehmt es hin
mein Schmerz ist so gross
nichts wisst ihr von mir, nichts versteht ihr

- Angelika Cammarata -

Dienstag, 25. Juli 2017

Gehören Kinder zu einem erfüllten Leben dazu?

Der Kinderwunsch und die Zukunftsaussichten...

Für viele Menschen ist dieser Weg des Kinderwunsches ein wahrer Weg der Selbstfindung und Selbsterfüllung. Für viele beginnt hier ein Weg der hässlich endet. Kinder rauben Schlaf, Zeit, Energie. Menschen und Frauen und Paare verändern sich dadurch. Die Scheidungsrate in Deutschland betrug 2015 insgesamt 163.335 Scheidungen.

Diese Zahl gibt einem doch schon zu denken. Glauben wir fast alle, eine Hochzeit sei der Beginn von einem erfüllten Leben, gekrönt von dem Glück ein Kind zu bekommen und erziehen.

Nicht für jeden ist dies das gängige Modell vom Leben. Aber wie sieht es mit mir aus? Diese Frage stelle ich mir seit zwei Jahren jeden Tag.

Bin ich bereit diesen schweren Weg zu gehen? Bin ich bereit mein eigenes Leben für diesen Wunsch nach dem mir suggerierten erfüllten Leben zu riskieren? Würde mich das überhaupt glücklich machen? Was wäre die Alternative? Würde ich ohne Kind irgendwann alleine sterben? Und wäre das überhaupt schlimm? Sterben tun wir letztendlich doch alle allein. Auch wenn jemand an unserem Sterbebett sitzt - Sterben tun wir ganz allein.

Eltern wolle Enkel haben, die sie auf ihren Schenkeln tragen. Sie wollen wissen das es weiter geht. Ein sehr Egoistischer Wunsch. Und ein enormer Druck der da weitergegeben wird.

Ich werde im Oktober 30 Jahre alt.

Diesen Druck spüre ich schon seit ich 19 bin. Schließlich war meine Mutter mit 19 schon Mutter.

Mit 19 hatte ich immer Angst Schwanger zu werden. Ich war eine der wenigen die nie mit 16 schon mit glänzenden Augen von Babys gesprochen hat. Und dennoch habe ich manchmal das Gefühl wünsche ich mir zum jetzigen Zeitpunkt nichts sehnlicher als das.

Ich frage mich oft ob es nur daran liegt, das es etwas ist was ich gerade nicht kriegen kann.

Gehören Kinder zu einem erfüllten Leben dazu?

Ich hätte mich gerne freiwillig - WENN - für ein Lebe ohne Entschieden. Und nicht zu dieser Frage gezwungen, durch einen derartigen Schicksalsschlag den ich bis heute versuche zu verstehe und verkraften.

Jeder glaubt mir ginge es gut. Menschen die mich unterstützen auf meinem Weg, sagen mir immer wieder wie Stark ich sei. Wie toll ich damit umgehen würde.

Ich will damit gar nicht umgehen. Ich will gar nicht das es zu meinem Leben gehört. Aber das tut es.

Ich hoffe das ich eines Tages an meinem Sterbebett den Sinn dahinter verstanden habe.

Ich kann darüber nur lachen. Was soll ich denn sonst tun? Mir ne Kugel in den Kopf jagen? Kriminell werden? Auswandern?  Ich denke manchmal dafür hätten viele mehr Verständnis. Dann könnten Sie das ganze vielleicht selbst besser abschließen.

Ich frage mich jede Woche, wie wäre mein Leben als Mutter? Wäre ich glücklich? Hätte mein Leben einen Sinn? Wäre mein Leben erfüllt?

Ich sehe jeden Tag wie das Leben weiter geht. Nur meins fühlt sich für mich immer noch an als steht es still. Es kommt eine Sache nach der anderen die schlimmer ist. Eine ganze Reihe von Verkettung schlimmer Ereignisse. Und ich stehe immer noch jeden Tag auf obwohl es keinen Sinn macht.

Ich tue all die Dinge ohne zu Wissen warum. Wofür und für wen.

Es gibt immer noch Tage, da wünsche ich mir ich wäre anstelle von Matheo gestorben.

Diese Einsamkeit die Matheo hinterlassen hat ist unkittbar. Es gibt keinen passenden Mörtel für dieses Loch. Beim nächsten Regen ist das Loch wieder da.

Ich habe zu lange gehofft es gäbe jemanden der mich retten kann. Dabei kann das niemand. Ich kann mich nur selbst retten. Oder gibt es doch jemanden der das kann?

Ich bin auf der Suche.. nur nach was oder wem weiß ich nicht. Vielleicht auch nach dem was ein erfülltes Leben ausmacht.

Es gibt Tage an denen ich an meinem eigenen Verstand zweifle, da würde ich meine Gesundheit für die Möglichkeit ein Baby zu bekommen unwiderruflich eintauschen. Dann, 5 Minuten später bin ich froh, dass es keinen Geist auf der Zauberflasche gibt der mir diesen Wunsch erfüllt.

Ich stehe auf der Stelle und weiß noch nicht welche Abzweigung ich nehmen werde. Vielleicht nehme ich auch gar keine Abzweigung und laufe Feldein und lasse mich überraschen wo ich am Ende rauskomme.

Meine Frage bei allen Entscheidungen in meinem Leben ist immer: "Was könnte schlimmsten Falles passieren wenn du dies oder jenes tust?"

Diese Frage hilft um die Angst vor dem Ungewissen zu besiegen. Diese Frage nimmt die Stelle des Tritts vor dem Sprung ein. Mit dieser Frage bin ich bisher weit in meinem Leben gekommen und durch diese Frage konnte ich viele meiner Ängste abbauen die seit Matheo da waren.

Soviel Angst kann nicht gesund sein. Die Angst lässt einen alles verpassen, weil man es nicht getan hat sondern dort saß und aus Angst das falsche zu tun gar nix tut.

Werde ich euch die Frage einst beantworten können ob Kinder zu einem erfüllten Leben dazugehören? Machen Sie Partnerschaften perfekt? Oder eher kompliziert?

Ich weiß es nicht.

Und das ist für den Moment o.K. - denn zu Kindern gehören immer zwei die sich einig sind diesen Weg zu gehen.



Mittwoch, 7. Juni 2017

Trauer - da bist du ja wieder

Ich habe schon gehofft du bist fort Liebe Trauer. 

Und wieder kommst du mit voller Wucht und erschlägst mich. Ich kann nicht mehr atmen. Zu bekannt ist mir dieses Gefühl. 

Ich habe mich seit Tagen so sehr gegen dich gewehrt. Noch immer hasse ich das Leben dafür, dass es dich zu mir geführt hat. Du bist noch immer so unwillkommen in meinem Leben wie vor 2 Jahren. 

Ich hasse Dich so sehr Liebe Trauer und das gerade deswegen, du gibst mir ein Gefühl von dem Schmerz zurück den ich vor 2 Jahren fühlte. Den ich heute noch so fühle wie vor 2 Jahren. Ich glaube manchmal, dich nicht mehr ertragen zu können. Warum musste ich weiterleben und Matheo musste gehen? Es gibt nichts in meinem Leben, was so unfair ist wie diese Tatsache, dass ich Leben muss. 

Der ewige Kampf mit dir Trauer - wann ist er zuende gekämpft? 

Morgen wäre Matheo 2 Jahre alt geworden. Ist das zu fassen? Ich lebe seit zwei Jahren wie in einem Film. Alles ist unreal für mich. 

Seit heute kommen die Flashbacks zurück und ich erlebe alles nochmal. Ich Hasse es so sehr. Es macht mir so Angst. Ja, das bist du mein Trauma. Wer hat dich gefragt ob ich mit dir zurecht komme? Wer kann dich auch noch ertragen? 

Ich will euch anschreien, denn ihr macht mein Leben zu einer Hölle. Einer Hölle in der kein Platz für das Kind war, was ich so sehr liebte. 

Das Kind was in meinen Armen für immer einschlief. 

Luft... ich brauche Luft zum Atmen. 

Ich habe gelernt mit diesen Gefühlen umzugehen aber wenn sie kommen ist die Angst genauso groß wie vor 2 Jahren. 

Werdet ihr jemals fortgehen? 

Werde ich Matheo je Wiedersehen? Wird dieser Schmerz je vergehen? Werden die Alpträume und Flashbacks jährlich je aufhören? Hat alles im Leben einen Sinn?  Warum sind Menschen so grausam? Warum fühle ich mich immer falsch auf dieser Erde? Warum ist mir sowas passiert? Warum versteht mich keiner? Warum muss ich ohne meinen Sohn leben? Warum ist das Leben so schwer? Warum tut Abschied nehmen so weh? Warum?

Ich bin fast 30 und habe so viele warum fragen wie eine 4 jährige. 

Übermorgen wird mein Engel 2 Jahre. Ich vermisse ihn jeden Tag. Mit ihm ist ein Teil von mir gestorben und manchmal glaube ich, gäbe es meinen Hund nicht gäbe es mich nicht mehr. 

Er ist oft das einzige Wesen was mich noch zu einem ehrlichen Lachen von Herzen bringt. Mir zeigt, dass es doch alles einen Sinn hat. Das dass leben nicht selbstverständlich ist. Und das wir alle irgendwie zernarbt sind aber dennoch froh und munter durch den Tag hüpfen können. Mein Hund hat voll die Macke aber er liebt sein Leben. Er sitzt nicht heulend im Körbchen und jammert weil er 6 Monate bei einer Animal Horderin in eine Box gesperrt war oder seine gesamte Welpenzeit isoliert von der Umwelt gelebt hat und deswegen oft überfordert ist. 

Er hat irgendwie ein Problem weniger als wir. Etwas das wir Menschen besser nie erworben hätten. Was unser Leben so schwer macht. Wir denken zu viel nach. 

Tja... und jetzt? Werd ich wohl den Rest meiner Tage damit verbringen mir jeden Tag meinen Hund anzusehen und mir etwas davon abzugucken. Von seiner Lebensfreude. Denn davon hat er mehrmals genug. Und er teilt ganz gern. 


Matheo - schick mir Kraft ohne dich weiterzuleben! Zeig mir den Grund warum ich jeden Tag aufstehe, arbeite und funktioniere. 

In Liebe 
Deine Mama die so traurig ist 


Donnerstag, 5. Januar 2017

Wie du Erinnerungen weg packst ohne dabei zu vergessen

In der Reha wurde mir öfters gesagt, ich solle mir mal überlegen die ganzen Erinnerungen weg zu legen bzw. mir nur noch einen Ort in der Wohnung aussuchen an denen ich Matheos Bilder aufhänge.

Ich hatte in den letzten 1,5 Jahre überall in der Wohnung verteilt Erinnerungen hängen. Habe ich gerade 1,5 Jahre geschrieben? Mir läuft gerade eine Gänsehaut über den Körper und mir wird der Boden entzogen bei dem Gedanken, dass es so lange her ist das mein Engel fortgeflogen ist.

Es gibt Tage da habe ich das Gefühl ich brauche Ihn wie die Luft zum atmen.

Ich habe mir seit fast einem Jahr nicht mehr bewusst die Erinnerungen angesehen. Denn wenn ich das tue, legt sich Schwermut auf mein Herz. Es tut weh. Ich vermisse Ihn und mir wird dann immer wieder bewusst das ich Ihn nicht zurückholen kann. Aber die Bilder geben mir Zuflucht. Geben mir Kraft.

Ich habe es tatsächlich geschafft, zwei weitere Erinnerungen beiseite zu räumen ohne das Gefühl von Verrat an meinen Sohn zu haben. Ich habe bewusst so lange damit gewartet, bis es mir nicht mehr die Luft zum Atmen raubt. Denn dann wäre es für mich definitiv zu früh gewesen. Aber die Menschen aus der Reha hatten Recht. Unbewusst hängt dieser Trauer Gedanke permanent in der Wohnung. Auch wenn wir Dinge in unserem Umfeld irgendwann nicht mehr bewusst wahrnehmen, weil sie jeden Tag an dem selben Ort stehen, so nehmen wir es unterbewusst wahr. Und das kann die Trauer permanent präsent machen. Darüber habe ich lange nachgedacht und beschlossen, dass ich es einfach ausprobiere zwei Dinge wegzuräumen.

Es tat nicht weh. Es fühlte sich tatsächlich ganz Ok an. Mir ist irgendwo tief drin ein Stein vom Herzen gefallen. Mein Herz wird belagert von vielen Steinen die es verschleiern. Aber jeder Stein der abfällt, lässt es wieder stärker schlagen. Es ist wie Gnade für mein Herz. Die Burg wird eingerissen. Hoffnung kommt sogar an guten Tagen auf. Denn ich glaube an mein Herz und ich brauche es, wie sonst nichts auf dieser Welt.

Was mir jedoch immer noch  sehr häufig passiert ist das ich plötzlich und egal wo anfange zu weinen weil es mich umhaut. Irgendetwas hat dann die Erinnerung vor meinem innerlichen Auge heraufbeschworen. Auch bei Filmen weine ich neuerdings extrem bei emotionalen Themen. Das hatte ich früher nie. Ich kann Trauer einfach nachempfinden. Ich weiß dann genau wie die fitkive Person aus dem Film sich fühlt. Und drifte ab in meine eigene Trauer. Aber ich habe so - fast wöchentlich Platz für meine Trauer gefunden.

Mit der Zeit lernt man, dass man Frei ist in seinen Erinnerungen und diese nicht an Bilder oder Gegenstände gebunden sind. Nach der Reha habe ich auch den Kleiderschrank von Matheo ausgeräumt und alles in Mottendichte Folien gepackt. Meine Schwangerschaftskleidung aus meinem Schrank rausgeräumt. Babyspielzeug in Kisten gepackt und alles was dazu gehört. Es fühlte sich richtig an. Ich bin freier in meiner Trauer. Frei wie ein Stern. Frei wie das Meer. Frei wie ein Kind. Getragen von der Liebe zu Matheo.

Die Kinder die uns verlassen sind in unseren Herzen. Dieser Ort ist Ewig. Dieser Ort ist Heilig. Dieser Ort ist Frei.




Montag, 2. Januar 2017

Wie man die Angst besiegt

Wir alle kennen solche Sprüche wie 

Lasse niemals deine Angst über deine Zukunft entscheiden!

Oder

Tue immer genau das wovor du dich fürchtest!

Oder auch

Aus Angst, das falsche zu tun, tun viele lieber gar nichts und genau das ist das falsche.



Wenn man diese Zitate liest, dann denkt man sich doch sofort JA GENAU!

Man verspürt einen kurzen Anflug von Entschlossenheit. Entschlossenheit ist mein Stichwort. Denn nichts fällt mir seit einem Jahr schwerer als Entscheidungen zu treffen. Warum? Weil ich Angst habe.

Ich habe so viel Angst das falsche zu tun, das falsche zu entscheiden. Mich zu spät zu Entscheiden. Angst, dass ich gar keine Entscheidung treffe. Angst dadurch Angst zu kriegen weil ich keine Entscheidungen treffen kann. Angst keine Mutter zu werden. Angst das ich irgendwann doch kein Baby mehr möchte. Angst schwer krank zu werden. Angst zu sterben. Angst allein zu sein. Angst keine Anerkennung zu bekommen. Angst man selbst zu sein. Angst sein Leben sinnlos zu vertrödeln. Angst sich zu viel Druck zu machen. Angst in Dingen zu verharren die mit Mut besser geworden wären. Angst vor Geldmangel. Angst es nicht zu schaffen. Angst das zu sagen, was ich wirklich fühle. Angst sich im Kreis zu drehen. Angst ein Nein zu hören.

Aber was wäre, wenn man wüsste das die Antwort auf all diese Angst ein - Ja, es wird positiv - wäre?

Aus dieser Angst erweckt sich ein riesen Gefängnis. Und das baut man sich bekanntlich selber. Denn man schiebt sich ja selbst diese Panik. Diese Angst ist völlig irrational. Sie ist nicht Echt. Sie erwächst durch unsere Erlebnisse und unserem Denkapparat im Kopf. Und der macht ja sowieso oft was er will. Wir denken viel zu viel nach. Dabei erwische ich mich selbst auch immer wieder. Wir Denken vieles kaputt was uns gut tut. Als würden wir uns nicht eingestehen, dass es uns zusteht Glücklich zu sein. Wir denken darüber nach warum das so ist. Und ob wir uns nicht schlecht deswegen fühlen sollten. Aber ist es nicht gerade deswegen einen Versuch Wert, weil es uns Angst macht?

Da mich diese Angst so extrem in dem ganzen Jahr 2016 begleitet hat, ist dieses Thema einen Post wert. Denn auch von meinen Freundinnen höre ich dieses Thema immer wieder. Wir haben auch nur Angst wenn es uns etwas bedeutet. Denn wenn es uns egal wäre, würde es gar keine Rolle spielen. Also denken wir über Dinge nach die wir vielleicht immer erreichen wollten, die wir in unserem Visionboard säuberlich aufgepinnt haben. Unsere Lebensziele die wir bis zu dem und dem Alter erreicht haben wollten.

Und dann - POOOOOOW - kommt das Leben und zerbombt dein fein-säuberlich geklebtes Visionboard und du stehst da und hast Angst. Dein ganzes Lebenskonzept existiert ja nicht mehr. Deine strategische Planung ist über den Haufen geworfen worden. Aber wir kriegen doch immer erzählt, lesen überall, macht euch Pläne für eure Ziele. Diese Ziele müssen Visualisiert werden. In meinem BWL Studium ist uns das so eingehämmert worden, dass man das tatsächlich auch ins private übernimmt. Quasi eine To-Do Liste für dein Leben. An sich macht das ganze sehr viel Sinn. Wäre da nicht die unberechenbare Komponente die nicht konform mit deinem Lebensplan ist. Und diese Komponente heißt DAS WAHRE LEBEN.

Ich dachte auch ich könnte eine Schwangerschaft und das ganze Muttertum planen. Und das mir das nicht gelungen ist, macht mir Angst. Und das mich das so verändert hat macht mir noch mehr Angst.
Auch das dass Jahr  2016 vorbei ist, ohne das ich was erreicht habe macht mir Angst. Wie konnte ein Jahr so schnell vergehen ohne das ich es bemerkt habe. Und mich nervt es das ich Angst habe.

Denn hinter dieser Angst, steckt die Person die ich so gerne wäre. Aber ich dem Jahr 2016 habe ich dennoch etwas gelernt. Man steigt nicht aus wenn es holprig wird, sondern schnallt sich an. Denn wenn es zu spät ist, stellen wir fest das warten die falsche Entscheidung war. Und genau das macht die Angst mit uns. Wir schieben alles auf. Und dieses "alles" ist das Leben. Dein Leben. Mein Leben.

Ich habe für viele Dinge, die mich seit einem Jahr in meinem Kopf beschäftigen Zeit gebraucht. Aber ich bewundere Menschen die sofort merken was los ist und Ihr Leben neu ausrichten können. Auch wenn Sie vielleicht Angst haben. Sie haben den Mut es dennoch zu tun. Ich habe ein Jahr gebraucht um Mut zu sammeln. Mut um wieder aufzustehen. Mut um nach vorne zu schauen. Mut um meine Ängste zu besiegen. Und ich bin guter Dinge meine Ängste zu besiegen. Denn meine Angst schließt Türen. Ich stand aber vor genug geschlossenen Türen im Jahr 2016. Ich möchte die geöffneten Türen durchqueren. Und davon gibt es in jedem Leben jede Menge. Wir müssen nur den Mut haben, den ersten großen Schritt über die Klippe zu springen vor dem wir solche Angst haben. Denn am Ende stellen wir fest, es war ein großer, Anstrengender Schritt der uns viele kleine qualvolle Schritte erspart hat. Wir stehen uns immer selbst im Weg.

Lasst das kommende Jahr dass Jahr sein in dem wir uns endlich auf uns selbst konzentrieren, indem wir endlich das tun, was wir schon so lange auf "später" verschoben haben. Und hören wir auf, uns in unserem eigenen Leben hinten anzustellen, während wir den anderen beim Leben zusehen.

Ich wünsche allen Sterneneltern ein frohes neues Jahr 2017, mit viel Mut und Zuversicht die Ängste zu überwinden.