Donnerstag, 5. Januar 2017

Wie du Erinnerungen weg packst ohne dabei zu vergessen

In der Reha wurde mir öfters gesagt, ich solle mir mal überlegen die ganzen Erinnerungen weg zu legen bzw. mir nur noch einen Ort in der Wohnung aussuchen an denen ich Matheos Bilder aufhänge.

Ich hatte in den letzten 1,5 Jahre überall in der Wohnung verteilt Erinnerungen hängen. Habe ich gerade 1,5 Jahre geschrieben? Mir läuft gerade eine Gänsehaut über den Körper und mir wird der Boden entzogen bei dem Gedanken, dass es so lange her ist das mein Engel fortgeflogen ist.

Es gibt Tage da habe ich das Gefühl ich brauche Ihn wie die Luft zum atmen.

Ich habe mir seit fast einem Jahr nicht mehr bewusst die Erinnerungen angesehen. Denn wenn ich das tue, legt sich Schwermut auf mein Herz. Es tut weh. Ich vermisse Ihn und mir wird dann immer wieder bewusst das ich Ihn nicht zurückholen kann. Aber die Bilder geben mir Zuflucht. Geben mir Kraft.

Ich habe es tatsächlich geschafft, zwei weitere Erinnerungen beiseite zu räumen ohne das Gefühl von Verrat an meinen Sohn zu haben. Ich habe bewusst so lange damit gewartet, bis es mir nicht mehr die Luft zum Atmen raubt. Denn dann wäre es für mich definitiv zu früh gewesen. Aber die Menschen aus der Reha hatten Recht. Unbewusst hängt dieser Trauer Gedanke permanent in der Wohnung. Auch wenn wir Dinge in unserem Umfeld irgendwann nicht mehr bewusst wahrnehmen, weil sie jeden Tag an dem selben Ort stehen, so nehmen wir es unterbewusst wahr. Und das kann die Trauer permanent präsent machen. Darüber habe ich lange nachgedacht und beschlossen, dass ich es einfach ausprobiere zwei Dinge wegzuräumen.

Es tat nicht weh. Es fühlte sich tatsächlich ganz Ok an. Mir ist irgendwo tief drin ein Stein vom Herzen gefallen. Mein Herz wird belagert von vielen Steinen die es verschleiern. Aber jeder Stein der abfällt, lässt es wieder stärker schlagen. Es ist wie Gnade für mein Herz. Die Burg wird eingerissen. Hoffnung kommt sogar an guten Tagen auf. Denn ich glaube an mein Herz und ich brauche es, wie sonst nichts auf dieser Welt.

Was mir jedoch immer noch  sehr häufig passiert ist das ich plötzlich und egal wo anfange zu weinen weil es mich umhaut. Irgendetwas hat dann die Erinnerung vor meinem innerlichen Auge heraufbeschworen. Auch bei Filmen weine ich neuerdings extrem bei emotionalen Themen. Das hatte ich früher nie. Ich kann Trauer einfach nachempfinden. Ich weiß dann genau wie die fitkive Person aus dem Film sich fühlt. Und drifte ab in meine eigene Trauer. Aber ich habe so - fast wöchentlich Platz für meine Trauer gefunden.

Mit der Zeit lernt man, dass man Frei ist in seinen Erinnerungen und diese nicht an Bilder oder Gegenstände gebunden sind. Nach der Reha habe ich auch den Kleiderschrank von Matheo ausgeräumt und alles in Mottendichte Folien gepackt. Meine Schwangerschaftskleidung aus meinem Schrank rausgeräumt. Babyspielzeug in Kisten gepackt und alles was dazu gehört. Es fühlte sich richtig an. Ich bin freier in meiner Trauer. Frei wie ein Stern. Frei wie das Meer. Frei wie ein Kind. Getragen von der Liebe zu Matheo.

Die Kinder die uns verlassen sind in unseren Herzen. Dieser Ort ist Ewig. Dieser Ort ist Heilig. Dieser Ort ist Frei.




Montag, 2. Januar 2017

Wie man die Angst besiegt

Wir alle kennen solche Sprüche wie 

Lasse niemals deine Angst über deine Zukunft entscheiden!

Oder

Tue immer genau das wovor du dich fürchtest!

Oder auch

Aus Angst, das falsche zu tun, tun viele lieber gar nichts und genau das ist das falsche.



Wenn man diese Zitate liest, dann denkt man sich doch sofort JA GENAU!

Man verspürt einen kurzen Anflug von Entschlossenheit. Entschlossenheit ist mein Stichwort. Denn nichts fällt mir seit einem Jahr schwerer als Entscheidungen zu treffen. Warum? Weil ich Angst habe.

Ich habe so viel Angst das falsche zu tun, das falsche zu entscheiden. Mich zu spät zu Entscheiden. Angst, dass ich gar keine Entscheidung treffe. Angst dadurch Angst zu kriegen weil ich keine Entscheidungen treffen kann. Angst keine Mutter zu werden. Angst das ich irgendwann doch kein Baby mehr möchte. Angst schwer krank zu werden. Angst zu sterben. Angst allein zu sein. Angst keine Anerkennung zu bekommen. Angst man selbst zu sein. Angst sein Leben sinnlos zu vertrödeln. Angst sich zu viel Druck zu machen. Angst in Dingen zu verharren die mit Mut besser geworden wären. Angst vor Geldmangel. Angst es nicht zu schaffen. Angst das zu sagen, was ich wirklich fühle. Angst sich im Kreis zu drehen. Angst ein Nein zu hören.

Aber was wäre, wenn man wüsste das die Antwort auf all diese Angst ein - Ja, es wird positiv - wäre?

Aus dieser Angst erweckt sich ein riesen Gefängnis. Und das baut man sich bekanntlich selber. Denn man schiebt sich ja selbst diese Panik. Diese Angst ist völlig irrational. Sie ist nicht Echt. Sie erwächst durch unsere Erlebnisse und unserem Denkapparat im Kopf. Und der macht ja sowieso oft was er will. Wir denken viel zu viel nach. Dabei erwische ich mich selbst auch immer wieder. Wir Denken vieles kaputt was uns gut tut. Als würden wir uns nicht eingestehen, dass es uns zusteht Glücklich zu sein. Wir denken darüber nach warum das so ist. Und ob wir uns nicht schlecht deswegen fühlen sollten. Aber ist es nicht gerade deswegen einen Versuch Wert, weil es uns Angst macht?

Da mich diese Angst so extrem in dem ganzen Jahr 2016 begleitet hat, ist dieses Thema einen Post wert. Denn auch von meinen Freundinnen höre ich dieses Thema immer wieder. Wir haben auch nur Angst wenn es uns etwas bedeutet. Denn wenn es uns egal wäre, würde es gar keine Rolle spielen. Also denken wir über Dinge nach die wir vielleicht immer erreichen wollten, die wir in unserem Visionboard säuberlich aufgepinnt haben. Unsere Lebensziele die wir bis zu dem und dem Alter erreicht haben wollten.

Und dann - POOOOOOW - kommt das Leben und zerbombt dein fein-säuberlich geklebtes Visionboard und du stehst da und hast Angst. Dein ganzes Lebenskonzept existiert ja nicht mehr. Deine strategische Planung ist über den Haufen geworfen worden. Aber wir kriegen doch immer erzählt, lesen überall, macht euch Pläne für eure Ziele. Diese Ziele müssen Visualisiert werden. In meinem BWL Studium ist uns das so eingehämmert worden, dass man das tatsächlich auch ins private übernimmt. Quasi eine To-Do Liste für dein Leben. An sich macht das ganze sehr viel Sinn. Wäre da nicht die unberechenbare Komponente die nicht konform mit deinem Lebensplan ist. Und diese Komponente heißt DAS WAHRE LEBEN.

Ich dachte auch ich könnte eine Schwangerschaft und das ganze Muttertum planen. Und das mir das nicht gelungen ist, macht mir Angst. Und das mich das so verändert hat macht mir noch mehr Angst.
Auch das dass Jahr  2016 vorbei ist, ohne das ich was erreicht habe macht mir Angst. Wie konnte ein Jahr so schnell vergehen ohne das ich es bemerkt habe. Und mich nervt es das ich Angst habe.

Denn hinter dieser Angst, steckt die Person die ich so gerne wäre. Aber ich dem Jahr 2016 habe ich dennoch etwas gelernt. Man steigt nicht aus wenn es holprig wird, sondern schnallt sich an. Denn wenn es zu spät ist, stellen wir fest das warten die falsche Entscheidung war. Und genau das macht die Angst mit uns. Wir schieben alles auf. Und dieses "alles" ist das Leben. Dein Leben. Mein Leben.

Ich habe für viele Dinge, die mich seit einem Jahr in meinem Kopf beschäftigen Zeit gebraucht. Aber ich bewundere Menschen die sofort merken was los ist und Ihr Leben neu ausrichten können. Auch wenn Sie vielleicht Angst haben. Sie haben den Mut es dennoch zu tun. Ich habe ein Jahr gebraucht um Mut zu sammeln. Mut um wieder aufzustehen. Mut um nach vorne zu schauen. Mut um meine Ängste zu besiegen. Und ich bin guter Dinge meine Ängste zu besiegen. Denn meine Angst schließt Türen. Ich stand aber vor genug geschlossenen Türen im Jahr 2016. Ich möchte die geöffneten Türen durchqueren. Und davon gibt es in jedem Leben jede Menge. Wir müssen nur den Mut haben, den ersten großen Schritt über die Klippe zu springen vor dem wir solche Angst haben. Denn am Ende stellen wir fest, es war ein großer, Anstrengender Schritt der uns viele kleine qualvolle Schritte erspart hat. Wir stehen uns immer selbst im Weg.

Lasst das kommende Jahr dass Jahr sein in dem wir uns endlich auf uns selbst konzentrieren, indem wir endlich das tun, was wir schon so lange auf "später" verschoben haben. Und hören wir auf, uns in unserem eigenen Leben hinten anzustellen, während wir den anderen beim Leben zusehen.

Ich wünsche allen Sterneneltern ein frohes neues Jahr 2017, mit viel Mut und Zuversicht die Ängste zu überwinden.