Freitag, 2. Dezember 2016

Bauch sagt zu Kopf ja, doch Kopf sagt zu Bauch Nein

und zwischen den Beiden steh ich und weiß nicht....

Es ist sehr lange her seit meinem letzten Post und was soll ich Euch sagen? Es hat sich für mich viel getan aber für Außenstehende nichts.

Ich bin Mitte September in die Reha gefahren. Diese hatte ich kurz nach Matheos Tod beantragt und das ganze hat sich fast ein Jahr hingezogen bis diese Genehmigt wurde. Zuerst wurde der Reha Antrag abgelehnt, was wohl gängig ist bei den Rentenversicherungen. Nach unserem Widerspruch ging dann plötzlich alles ziemlich schnell. Ich durfte in Reha. Die Gefühle dabei waren sehr gemischt. 4 Wochen waren angesetzt und ich hatte keine Ahnung wie ich das überleben sollte.

Seit dem Tod von Matheo habe ich mich sozial sehr zurück gezogen, für meine Verhältnisse. Ich war zwar hin und wieder mal zu sehen auf irgendwelchen Festen und Veranstaltungen, machte Gute Miene zum bösen Spiel aber in mir drin lebte ich nicht mehr wirklich. Ich hatte ja schon oft geschrieben, dass ich keine echte Freude mehr empfinden konnte. Niemand gab mir Halt. Niemand konnte mir das Gefühl zurück geben das ich Lebe. Das dieses Leben lebens- und liebenswert sein kann und auch ist.

Dieser Ort war in mir drin, er war sehr einsam, sehr traurig und dunkel. Keine in meinem Umfeld vermochte es bis hier hin durchzukommen und mir Licht zu bringen. Denn keiner brachte mir echte Empathie entgegen.



Da vielen die Definition des Begriffs Empathie nicht geläufig ist, hier ein Auszug aus Wikipedia:

Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen.
Zur Empathie gehört die Fähigkeit zu angemessenen Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen, wie zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz. Auch Hilfsbereitschaft aus Mitgefühl gehört zu den Kennzeichen von Empathie.[1] Grundlage der Empathie ist die Selbstwahrnehmung; je offener eine Person für ihre eigenen Emotionen ist, desto besser kann sie auch die Gefühle anderer deuten.[2] Empathie spielt in vielen Wissenschaften und Anwendungsbereichen eine fundamentale Rolle, von der Kriminalistik[3] über die Politikwissenschaft, Psychotherapie, Psychologie, Physiologie, Physiotherapie, Pädagogik, Philosophie, Sprachwissenschaft, Medizin und Psychiatrie bis hin zum Management oder Marketing.


Ich weiß zwar, dass diese Empathie Geschichte generell ein Problem der meisten Menschen ist, weswegen auch so viele Beziehungsunfähige Menschen umherwandeln aber ich war einsam. So Einsam das ich versucht habe alles zu verdrängen und dieses Spiel mit zu spielen. Dieses Spiel heißt: FUNKTIONIEREN. Ich hatte ein Maske aufgesetzt die nichts erahnen ließ. So läuft es doch. Wir tun so als sei schon alles ok. Auf die Frage: Wie geht es dir? - Will doch niemand wirklich eine ehrliche Antwort hören. Stattdessen wird nach dieser Rhetorischen Frage einfach weitergeredet. Und das nicht allzu selten.

Als ich in der Reha ankam, wäre ich am liebsten wieder nach Hause gefahren. Ich hab mich echt gefragt was das ganze dort bringen soll. Als ich dann erfahren habe, dass ich ein Doppelzimmer für ganze 5 Tage mit einer fremden Frau teilen sollte war ich bedient. Ich brach in Tränen aus und wollte nach Hause. Mein Vater der mich zu der Reha gebracht hatte, sagte mal wieder nur den Satz den ich in meinem Leben schon zu oft gehört habe. "Hör auf zu heulen!". Ich kann´s nicht ertragen, ehrlich. Warum soll man immer aufhören zu weinen. Wenn dat nie rauskommt platzt man ja irgendwann.

Meine Zimmernachbarin stellte sich dann aber als eine durchaus bereichernde Zimmernachbarin heraus. Schon am ersten Tag brach ich im Zimmer weinend zusammen und erzählte ihr warum ich dort bin. Und etwas ganz verblüffendes passierte. Sie weinte mit mir. Sie war so ergriffen und weinte einfach mit mir.

Ich lernte in der Reha schnell, das zu Beginn wir alle das selbe Problem hatten. Die Maske die bloß nicht bröckeln durfte. In den ersten Tagen erzählten alle nur, das es Ihnen gar nicht schlecht ginge. Je mehr Zeit verging, desto mehr fielen diese Masken zu Boden.

Insgesamt war ich 5 Wochen in der Reha. Ich hätte noch weitere 3 Wochen bleiben können aber das ging leider wegen unserem Hund nicht, da mein Mann beruflich weg musste im Oktober.

Ich habe in diesen 5 Wochen die Hölle durch gemacht. Alles was passiert ist nochmal erlebt und so viel geredet wie noch nie zuvor in meinem Leben. Neue Erkenntnisse erlangt. Neue Ziele definiert für mein Leben. Ängste offen gelegt. Schwächen akzeptiert. Über meinen Schatten gesprungen - mehr wie einmal, Gewicht reduziert, Wieder angefangen zu Rauchen. Viel Sport gemacht. Viel alleine gewandert. Viel geweint. Und gelacht. Ich habe so viel gelacht wie zuletzt in meinem Studium. Aus tiefsten Herzen, mit Bauchschmerzen, Krämpfen und Tränen in den Augen. So viel haben wir dort gelacht. Denn bei der ganzen Schwere Kost die wir alle zu verarbeiten hatten braucht es auch ein Ventil.

Ich bin nach 5 Wochen heulend aus der Reha Einrichtung gefahren und wollte gar nicht mehr nach Hause. Ich hatte in den 5 Wochen nicht einen Tag Heimweh. Und das gerade bei mir. Das hat mir auch sehr zu denken gegeben, zeigte es mir doch das mich auch mein Zu Hause belastet hat.

Ich habe dort viele Menschen kennengelernt die auch Kinder verloren haben. Sehr früh in der Schwangerschaft, spät in der Schwangerschaft, nach der Geburt, Neugeborenen Tod oder später als die Kinder schon größer waren.

Und was soll ich sagen. Das Leben bei den meisten dieser Menschen war nachdem Erlebnis nicht mehr so wie es mal war.

Als ich zu Hause ankam merkte ich aber das ich mich verändert habe. Ich war wieder mehr ich selbst. Ich fühlte mich wieder. Ich war nicht mehr an dem einsamen Ort in mir drin. Manchmal kehre ich noch zu diesem Ort zurück wenn ich Traurig bin. Gerade jetzt wo bald Weihnachten kommt hatte ich wieder schwere Tage. Ich Vermisse meinen Sohn so unendlich. Und es tut immer noch genauso weh wie am ersten Tag. Aber ich bin fähig diesen Ort zu verlassen. Und fähig wieder Dinge zu tun die mich hochziehen.

Ich habe in der Reha gelernt mehr auf meine Bedürfnisse zu achten und mich von niemanden runterziehen zu lassen. Und ich habe gelernt, dass ich nicht so bin wie mein Umfeld mir in diesem schweren Jahr oft suggeriert hat zu sein. Ich bin einfach eine Mama die ihr Baby viel zu früh gehen lassen musste. Und einfach niemand fähig war mich aufzufangen. Niemand gab mir den Halt den ich brauchte. Auch wenn es unfair klingen mag, sagen die meisten aus meiner Familie sie waren für mich da. Ja, das waren Sie auch alle. Aber sie waren alle selbst am Trauern und kämpfen mit sich selbst. Der Emotionale Halt fehlte. Das Verständnis. Das offene Ohr ohne mich zu beeinflussen und ohne mich unter Druck zu setzen: Fehlten.

Ich will das Leben wieder Lieben. Und ich bin auf einem Guten Weg dorthin. Ich fühle mich langsam wieder frei und nicht gefangen. Und ich will mein Glück nicht von einem Kinderwunsch abhängig machen. Obwohl das gerade sehr schwer ist, da in meinem Umfeld eine nach der anderen Schwanger wird. Aber so ist das Leben.

Ich finde es heuchlerisch, wenn einerseits gesagt wird, dass es das Schlimmste sei, wenn das eigene Kind vor einem stirbt. Und andererseits ist es dann komisch, wenn man nach über einem Jahr immer noch trauert? Das ist nicht irgendwann vorbei, es gibt keinen Schlusspunkt. Es verändert sich und im besten Falle integriert man die schlimmen Geschehnisse in sein Leben.

Dafür braucht es viel Akzeptanz, Trauer ist oft sperrig und egoistisch, und ihre Tiefe macht vielen Menschen Angst.

Aber ich habe Menschen kennengelernt denen dies keine Angst macht. Die es aushalten konnten und mir damit Licht an den dunkelsten Ort gebracht haben an dem ich mich befand und mich dort rausholten.









Montag, 8. August 2016

Luft


Luft, ich brauche Luft zum Atmen aber ich bekomme keine. Ich kann nicht mehr atmen. 

Es fühlt sich an als atme man durch einen Strohhalm. Kurz vorm ersticken. Panik breitet sich aus. Der Strohhalm droht zu verstopfen. Die Luft droht zu versagen. Der Brustkorb kollabiert fast. 

Luft, ich brauche Luft zum Atmen aber ich bekomme keine. Ich kann nicht mehr atmen. 

Was ist nur los? Seit Tagen schmerzt meine Lunge. Sie wird immer kleiner. Zieht sich krampfhaft zusammen. Ich schlucke schneller und schneller. Doch der Druck wird immer größer.

Luft, ich brauche Luft zum Atmen aber ich bekomme keine. Ich kann nicht mehr atmen. 

Ich ahne schon was kommt. Die Trauer, sie ist wieder da. Ich hasse dich Trauer. Du nimmst mir den Sauerstoff. Du bringst mich eines Tages noch um. Du fragst nicht mal ob ich dich wünsche. Ob ich dich gerade ertrage. Du bist genauso egoistisch und emotional verkrüppelt wie die meisten Menschen da draußen. Ich bin dir egal. 

 Luft, ich brauche Luft zum Atmen aber ich bekomme keine. Ich kann nicht mehr atmen. 

Ich kämpfe so stark gegen dich Trauer. Du warst so lange fort. Doch du lauerst in  deinem miesen Hinterhalt. Du bist ein Verräter. Du vergisst deine Aufgabe nie. Du lässt mir nur diesen Strohhalm um minimal mit Sauerstoff versorgt zu werden. Dir ist es egal was aus mir wird wenn du fertig mit mir bist. 

Luft, ich brauche Luft zum Atmen aber ich bekomme keine. Ich kann nicht mehr atmen. 

Ich weiß ich muss dich nur ertragen. Mich konzentrieren um nicht an dir zu verzagen. Noch bin ich stark genug. Doch wie lange wirst du diesmal bleiben? Reicht mein Sauerstoff um dich zu vertreiben? 

Luft, ich brauche Luft zum Atmen aber ich bekomme keine. Ich kann nicht mehr atmen. 

Donnerstag, 23. Juni 2016

Zeit zum Loslassen

Stückchen für Stückchen... so merke ich wie ich langsam Dinge los lassen kann.

Ich habe Matheos Zimmer nach letztem Jahr als Beauty Raum für mein kleines Gewerbe genutzt und hatte alle Dinge wie die Wickelkomode, das Baby Bett, den Kinderwagen, die Baby Wippe, den Maxi Cosi sowie die Kinder Lampe drin gelassen und nur soweit es ging abgedeckt.

Ich habe es einfach nicht geschafft die Dinge weg zu räumen, geschweige denn zu verkaufen oder zu verschenken. Auch wenn wir aktuell an kein Kind denken wollen, wollte ich alles behalten. Denn den Traum vom Baby geben wir nicht auf.

Seit einigen Monate habe ich jedoch gemerkt, wie mir die Dinge in dem Zimmer auf die Nerven gehen. Nicht alles aber das Babybett und der Maxi Cosi gingen mir besonders auf den Geist. Vor Wut das ich beides nicht benutzt habe und das dort Matheo drin liegen sollte trat ich oft vor die beiden Dinge, Einmal hätte ich alles fast kurz und klein gehackt in einem Wutanfall. Doch es war zu schade dafür.

Und so war es nun Zeit einige Dinge zu verkaufen. Es steht ne Menge Geld seit einem Jahr in diesem Zimmer herum. Aber für ein 2. Baby denkt man? Ja, der größte Teil wird es auch mal sein aber nicht diese beiden Dinge. Aus persönlichen Gründen, auf die ich hier öffentlich nicht näher eingehen möchte, wird der Kinderplan auf nächstes Jahr aufgeschoben. Mir geht es gut damit, denn zu oft habe ich noch Angst davor und bin froh das es momentan ist wie es ist. Ich sammle Kraft für das was irgendwann sein wird. Und es kommen noch ein paar Veränderungen auch beruflich und privat auf Brian und mich zu.

Wir haben beide Sachen für den Verkauf fotografiert und in eine bekannte Internet Plattform gestellt. Es hat keine 2 Stunden gedauert und es fanden sich die ersten Interessenten. Ich war nicht traurig, denn ich wollte ja diese Dinge los werden. Zu sehr erinnerten sich mich täglich daran was ich verloren hatte. Als ich dann aber überlegte was ich noch los werden könnte stand ich vor der Baby Wippe die mir meine Freundin, die mit ihrer Tochter für Matheo am Geburtstag gesungen hat, verkauft hat. Und so saß ich heulend in dem "Baby Zimmer" und sagte zu Brian ich kann nicht alles verkaufen. An einigen Dinge hänge ich so sehr, das es nicht geht. Brian war so süß und nahm mich wieder in den Arm und sagte: Weist du Schatz, dann behalte die Dinge die du nicht weggeben kannst. Nimm Sie als Ziel für die Zukunft.

Ich brauch nicht erwähnen wie toll er ist. Er weiß immer die richtigen Worte.

Leider kam das Paar, welches die beiden Sachen kaufte morgens in der Woche sehr spät. Noch vor meiner Arbeit aber Brian konnte nicht dabei sein. Der Deal war das er den Verkauf abwickelt da ich keine blöden Fragen ertrage die da wären: Warum ist das unbenutzt? Haben Sie Kinder? Ich biss die Zähne zusammen und musste nun allein da durch. Als das nette Paar rein kam in unsere Wohnung versuchte ich den Babybauch der Frau zu ignorieren. Klappte auch ganz gut. Die sollten das schnell einladen, bezahlen und Tschüss. Aber wenn das Leben so einfach wäre würde dieser Blog nicht existieren. Natürlich fragte mich die Frau, nachdem sie die Wohnung nach Kinder Bildern abgesucht hatte, wie viele Kinder wir denn hätten. Ich sagte: Wir haben keine Kinder! Was soll man sonst sagen? Keine lebenden? Doch eins aber das liegt auf dem Friedhof?

BOOOM

Sorry, ich bin kein Mensch der lügen kann. Entweder sie hätten nicht gefragt oder sie müssen mit der Wahrheit leben. Ich musste zum Glück nicht weinen. Manchmal erschreckt es mich selbst, wie kalt ich darüber reden kann um bloß nicht zu weinen anzufangen. Ich galoppiere schnell dadurch und dann tu ich so als ob alles gut ist und versuche abzulenken. Immerhin sind das Fremde aber lügen kann ich eben nicht.

Die Frau hat es recht gut aufgefasst. Sie befand sich in der naiven Schwangeren-rosa-Wolke in der ich auch mal existierte. Heute Koexistiere ich neben diesen Rosa-Wolke Menschen und wünsche mir die Zeit zurück in der ich auch dachte: DAS PASSIERT MIR NICHT!
Ihr Mann war da schon sichtlich geschockt. Er wusste einfach nicht was er dazu sagen sollte. Musste er auch gar nicht.

Ich wünschte den beiden alles gute und das von Herzen. Ich umarmte die Frau mit dem Kugelbauch und war fast glücklich das nun jemand glücklich über Babymöbel war und ich war es endlich los. Einen Teil meiner Vergangenheit, der mir jeden Tag weh tat in Form von Möbel. Die Frau sagte noch zu mir: Geben Sie niemals die Hoffnung auf. Sie bekommen ein Baby.

Das war das schönste Geschenk das mir ein Fremder Mensch an diesem Tag gemacht hat. Gott, wenn es diesen Mistkerl gibt, möge diese Frau, Ihren Mann und ihr ungeborenes Baby beschützen. Es gibt nur noch wenige gute Menschen auf dieser Erde. Und die guten sollen wohl behütet sein.

Ich ließ einen kleinen Teil, der sich für mich riesen groß anfühlte los. Ich ließ den Schmerz ein Stück los. Und ich weinte dabei nicht. Ein Stück von meinem vor Trauer versteinernten Herzes sprang auseinander und ich bekam frische Luft durch die Lungen. So fühlt sich ein richtiger Schritt an.

Loslassen heißt nicht vergessen. Loslassen heißt Leben.



Wer loszulassen vermag, siegt noch, wo er aufgibt.
© Peter Rudl
(*1966), deutscher Aphoristiker












Dienstag, 21. Juni 2016

Matheos 1. Geburtstag


Ich hatte zuerst vor an seinem Geburtstag zu schreiben aber ich habe den Tag so genommen wie er kam und letztendlich hatte ich keine Lust an dem Tag zu schreiben.

An diesem 08. Juni 2016 schien die Sonne so, wie an seinem Geburtstag. Daran erinnere ich mich noch genau. Doch vor einem Jahr saß ich völlig desillusioniert in meinem Zimmer im Krankenhaus und starrte raus.

Er ließ die Sonne für uns scheinen um unsere Trauer und die Dunkelheit in unseren Herzen aufzuhellen. An dem Tag ging es mir relativ gut wenn man das so nenn kann unter den Umständen. Meine nahe stehenden Menschen haben mehr gelitten wie ich. Für sie war es erst jetzt so real das Matheo nicht da war. Für mich war es das dass ganze letzte Jahr. Dafür waren die Tage davor sehr schlimm bei mir. Ich habe 2 Tage vor dem 08. Juni kaum geschlafen. War unruhig, nervös, weinerlich, empfindlich und auch traurig. Ich habe die Nacht vor seinem Geburtstag gar nicht geschlafen. Denn das war die Nacht die ich schon im Kreißsaal verbracht habe mit stündlichem CTG ohne zu wissen was mich am nächsten morgen um 11:33 Uhr erwarten würde. Ich habe in der Nacht zum 08. Juni alles noch einmal durchlebt wie in einem Flashback. Es war so real, dass ich in der Nacht eine Panikattacke hatte und kaum Luft bekam. Es ist ein seltsames Gefühl wenn der Brustkorb sich so zuschnürt das keine Luft mehr rein kommt egal wie sehr man atmet. Zum Glück war mein Mann bei mir und hat mich in den Arm genommen und nicht mehr los gelassen. Unsere Fellnase Sunny hat sich dazu gekuschelt und so konnte ich zumindest ohne Angst auf den 1. Sternengeburtstag meines Kindes zusteuern.

Beeindruckt und wirklich tief berührt war ich von den ganzen Menschen die sich dieses für uns so wichtige Datum gemerkt haben und mir morgens geschrieben haben. Es tut gut das mein Sohn, mein kleines Baby nicht vergessen wird. Eine meiner Freundinnen war sogar mit Ihrer kleinen Tochter am Grab bei Matheo und hat mit ihr für Matheo einen Geburtstags Song gesungen. Ich kann kaum glauben das jemand so etwas für meinen Matheo macht. Mir kommen jetzt noch dabei die Tränen. Dieser kleine Mensch hat so viele in meinem Umfeld berührt und Ihre Art über das Leben zu denken verändert. Ich bin dankbar so Menschen in meinem Leben zu haben.

Viel mehr gibt es zu dem Tag kaum zu sagen. Wir haben ihn nicht gefeiert aber wir haben abends am See gesessen und den Sonnenuntergang genossen. Wir dachten: Letztes Jahr zerbrach unser Traum und jetzt sitzen wir hier zu zweit mit unserem Hund, der ohne all das auch nicht hier wäre und vermissen unser Kind das für immer im Himmel auf uns warten wird. Wir fragten uns wie würde er jetzt aussehen, würde er schon seine ersten Schritte laufen und ob es je aufhören wird das wir ihn so schrecklich vermissen. Wie immer gibt es auf all diese Fragen keine Antworten.

Ich lasse nun die Bilder sprechen, wo Worte versagen ....



Montag, 23. Mai 2016

Wie die Zeit vergeht...

Mein letzter Post ist genau einen Monat her. Es kommt mir jedoch viel länger vor. Ich hege gerade Hoffnung. Denn fast das ganze letzte Jahr ist an mir vorbei gerast. Noch nie vergingen Tage, Wochen und Monate so schnell. Als wollte die Zeit ihren Rhythmus für mich loslassen und mir helfen diese Zeit die ich brauchte so schnell wie möglich zu bringen. Die Zeit die man braucht um seine Wunden zu lecken und Sie zu akzeptieren.


Es war ein Monat voller Hoch und Tiefs. Ich habe das Gefühl als finde ich wieder zurück in den Strom des Lebens aber irgendwas wehrt sich immer noch dagegen. Von allem brauchte ich eine Pause. Vom Schreiben, vom Weinen, vom Nachdenken, vom Grübeln. Ich wollte und will mein Leben wieder leben und auch ein Stück genießen. Doch das ist gar nicht so leicht wie früher.


Besonders schlimm war es an Vatertag und Muttertag. Im Freundeskreis meines Mannes wurde ein Freund Vater und die ganze Gruppe Männer mit denen mein Mann aufgewachsen ist feierte nun ausgelassen Vatertag mit dem 1. Vater den es gab. Jawohl den ersten. Denn das auch mein Mann Vater ist interessiert da niemanden. Mein Mann war sehr ruhig, geknickt und traurig. Und ich wusste gar nicht wieso. Denn ich habe mir noch nie besonders viel aus solchen Tagen gemacht. Jahrestage und Valentinstage etc. waren für mich immer ein Produkt der Konsumgesellschaft. Natürlich ist es schön wenn man an solchen Tagen eine Rose oder was auch immer bekommt aber es hat viel mehr Gewicht für mich wenn das an einem Popel Tag X passiert, dass mein Mann mir sagt wie sehr er mich liebt. Was bedeutet das schon wenn irgendwer vorgibt das man an diesen vorgefertigten Tagen einen auf Heile Welt macht?


Aber an Vatertag wurde es für meinen Mann besonders schwer. Als er mir erzählte was los ist, brach es mir erneut das Herz. Es tut so weh die Person die du liebst so leiden zu sehen ohne das du was daran ändern kannst. Ich kann Matheo nicht zurück holen. Dabei hätte er es so verdient gehabt ein richtiger Papa sein zu dürfen. Dann hätten diese Gefühlskrüppel von Freunden ihn nicht so verletzt.


Als Muttertag war, war es fast ein Tag wie jeder andere. Denn in meinem Herzen bin ich Mama von Matheo. Und ich weiß das er immer bei mir ist. Tief in meinem Herzen. Und da ich, wie gesagt, kein Mensch bin der Wert auf diese Tage legt reicht mir das um nicht in das Loch der Trauer zurück zu fallen.

Zwei Geschichten die mir noch sehr bewegt haben im letzten Monat waren folgende:

1. Geschichte

Sing meinen Song - das Tauschkonzert von Xavier Naidoo kennt denke ich jeder der gerne diese Musik hört. Dieses mal ist Nena dabei. Ich war noch nie ein Fan von Nena. Sie ist laut, quitschig und nervig. Zudem finde ich das Sie nicht singen kann und keine besonders tollen Lieder schreibt. Doch als Sie Ihren Abend in der Sendung hatte, wird ja zu jedem Song der performt wird die betreffende Geschichte dahinter erzählt. Xavier ist bekannt dafür, sich zumeist die Songs der Gäste rauszusuchen die eine private, emotionale Verbindung zu Leben der Künstler haben. So nach dem Motto: schön Salz in die Wunde kippen -  mag man meinen.


Und so war es auch diesmal nicht anders. Er sang den Song - Wunder geschehen. Diesen Song hatte Nena für Ihren 1. Sohn Christopher geschrieben, der nach der Geburt gestorben ist. BOOOOOOM!


Wie ein Blitzschlag traf es mich. Die Nena hatte ihr 1. Baby auch verloren? Und plötzlich hatte ich mit dieser Frau, die mir so unsympathisch war, so viel gemeinsam. Sie verschwand damals von der Bildfläche und war auch lange Zeit nicht mehr öffentlich zu sehen. Plötzlich machte, für mich jedenfalls, ihr ganzes Esoterik Geschwafel Sinn. Auch Sie war eine Frau gewesen die sich mit dem Tod beschäftigen musste. Den Sinn im Leben gesucht hat. Mit diesem Schicksal leben musste. Die Trauer erlebt hat die man kaum beschreiben kann. Und sie macht Mut ohne es zu wissen. Denn Sie hat zwei Kinder danach bekommen.

2. Geschichte



Ich arbeite aktuell ja nur einige Tage die Woche. Und da ich jung bin fragte mich meine Arbeitskollegin in der Kanzlei natürlich letzten Monat, ob ich jetzt immer nur diese Tage kommen wurde. Wahrscheinlich wollte Sie wissen warum ich nicht Vollzeit arbeite. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt einigen Menschen meine Geschichte zu erzählen immer wenn mein Bauchgefühl schreit: Ja, ERZÄHL ES! Und bisher habe ich das nie bereut, denn wenn man so offen und ehrlich ist kommt eine Welle an Offenheit zurück.


Meine Arbeitskollegin erzählte mir plötzlich, das auch Sie ihr 1. Baby, einen Sohn ( Warum zur Hölle sind es immer Jungs die sterben in den Geschichten die  ich zu hören bekomme?), verloren hat. Sie war damals in der 20. Woche als ihr gesagt wurde das ihr Baby nicht mehr lebt. Warum weiß Sie bis heute nicht. Auch Sie musste ihr Baby normal gebären. BOOOOM!


Wieder traf es mich wie ein Blitzschlag. Als ich vor fast einem Jahr aus dem Krankenhaus raus bin, total desillusioniert, dachte ich sei die einzige Frau der so etwas passiert. Ich kannte niemanden. Aber plötzlich tauchen ständig Menschen in meinem Leben auf denen es ähnlich erging. Und auch meine Arbeitskollegin bekam danach 2 Söhne. Und Sie war damals schon über 30 und machte mir Mut, da ich mir so einen Druck mache da ich nächstes Jahr 30 werde.


Viele Freunde haben mich im Stich gelassen aber so viele tolle neue Menschen in meinem Leben machen Mut, spenden Kraft und haben mein Leben beflügelt. Auch ich habe mich nach Matheos Tod verloren. Durch unsere Fellnase Sunny finde ich mich langsam wieder. Dieser Hund zeigt mir jeden Tag wie sehr ich mich verloren habe und wie wichtig es ist das ich meine Stärke zurück erobere damit es mir wieder gut geht. Hunde sind die besten Seelenklempner die es gibt. Es muss einen Grund haben warum man Sie als den besten Freund des Menschen seit Jahrhunderten beschreibt. Mal abgesehen von dem ganzen Tier leid das existiert. Ich bin froh das dieser Hund in unserem Leben gelandet ist und es so dermaßen auf den Kopf gestellt hat. Andere mögen sagen: Sarah, es ist NUR ein Hund.


Ja, das mag sein. Aber NUR dieser Hund gibt mir Lebensfreude. NUR ein Hund bringt mich zum lachen. NUR ein Hund war und ist immer da, ob es mir gut oder schlecht geht neben meinem Mann. Und NUR ein Hund bleibt mir im Sturme treu, einige Menschen nicht mal im Winde. Und NUR dieser Hund ist in der Lage mir jeden Tag zu zeigen wie meine Stimmung ist, denn NUR ein Hund reagiert so empfindlich auf kleinste Veränderungen meiner Stimmung und Körperenergie. Und NUR dieser Hund gibt meine Mann und mir so viel Liebe zurück, das er Wert ist das andere ihn belächeln.

Unser Sunnyboy

In 2 Monaten, nach Matheos Geburtstag fahren wir mit Sunny in den Urlaub nach Italien. Wir freuen uns so auf Sonne, Strand und Meer. Brian geht am Stock. Seit letztes Jahr Thailand im April hat er keine richtigen Urlaub mehr gehabt. Wir freuen uns auf gutes Essen, Zeit zu zweit und Erholung. Wir fahren durch die Schweiz und so sehe ich meine geliebte Schweiz wieder. Die Berge, die Landschaft und die Ruhe. 

Unser Hundetrainer hat am Wochenende etwas ganz tolles gesagt: "Sunny ist eure Familie, er gehört zu eurer Familie!"

Wir sind oft auf dem Hundeplatz an den Wochenenden und das tut so gut. Einen Hund zu haben ist in dieser Gesellschaft, gerade Europa und Industriestaaten wo nichts mehr beständig ist ein Geschenk. Und Sunny hat der Himmel geschickt.

Nächsten Monat hat Matheo Geburtstag. Mein Gefühl ist fast neutral. Ich habe keine Angst vor dem Tag aber der Gedanke er könnte jetzt ein Jahr alt sein schmerzt. Wir werden versuchen nicht in Selbstmitleid zu versinken aber wir werde diesen Tag mit den Gedanken bei Matheo verbringen und versuchen für ihn zu lachen, denn sein Geburtstag ruft auch schöne Gedanken hervor. An diesem Tag wurde ein Engel geboren.


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Dreifach ist der Schritt der Zeit: Zögernd kommt die Zukunft hergezogen, Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen, Ewig still steht die Vergangenheit.
(Friedrich Schiller, Sprüche des Confuzius)


Mittwoch, 20. April 2016

Vergesst das warten - lebt das Leben

Kennt ihr noch meinen Post über das Warten?

Ich habe berichtet, wie wenig Geduld ich besitze und das meine Wünsche und Ziele alle an das warten gekoppelt sind. 

Passend zu dem Thema ist heute etwas sehr positives passiert, was ganz plötzlich, zwar erwartet aber spontan heute passierte. Mein Mann ist beruflich eine Karriereleiter empor gestiegen, von der wir Frauen heutzutage nur zu träumen wagen. Wir reden zwar ständig von Gleichberechtigung aber mal im ernst, diese rosa Brille hat fast jede Frau mit 30 abgelegt. Wir können vielleicht die gleichen Positionen besetzen oder aber ein Leben damit verschwenden ewig zu glauben dorthin zu kommen. Finanziell gesehen kommen nur wenige Frauen an das Gehalt der Männer.

Get rich or die trying - sang schon 50 Cent! 

Im Buddhismus sagt man: "Strebe immer nach Glück und Frieden - nie nach Perfektion und Reichtum. 

Das erste mal seit 10 Monaten empfinde ich Glück. Ich bin stolz auf meinen Mann und habe das Gefühl, das Leben meint es wieder gut mit uns. Solange hat mein Mann auf dieses Ziel hingearbeitet. Und ich bin mir ganz sicher, Matheo ist auch stolz auf ihn. 

Warten auf etwas ist Zeitverschwendung! Wie banal, denn wir warten ständig. Zumindest die ungeduldigen unter uns. 

Während wir warten und uns über die Tatsache ärgern, dass wir warten müssen passieren unglaublich besondere und einzigartige Dinge. 

Heut ist für mich ein derartiger besonderer Tag. Das Karma fühlte sich die letzen Tage schon sehr gut an. Ich dachte zuerst nur das es ein kurzer Höhenflug vor dem nächsten Fall sei. Zu vertraut war mir dieses Gefühl seit 10 Monaten. Doch vielleicht, nur ein ganz kleiner Funke Hoffnung glaubt das nun bessere Zeiten kommen. 

Vieles wurde von meinem Mann und mir organisiert, strukturiert und wie fleißige Ameisen am laufen gehalten. Wir waren und sind zusammen am stärksten. Und jetzt folgt wieder die erste große Belohnung für den Kampf im Leben. Eine sichere Zukunft für uns beide. 

Dieses Gefühl des Glückes fühlt sich an, als schubse dich jemand zurück in den Strom des Lebens. Aus der Dürre des Randes springst du in den mitreißenden Strom. Atmen fällt dir leichter. Das Lachen tut der Seele so gut. Freuden Tränen die so tief aus dem Herzen kommen das sie Ketten sprengen die um dein Herz gelegt waren. Das Leben fühlt sich an diesem Tag so leicht an. Man will glauben alles wird nun besser. Und das ist es in diesem Augenblick. 

Denn so funktioniert das Leben. Wie eine Kurve auf dem CTG. Matheo seine Kurve endete viel zu früh aber unsere geht weiter. Ob wir wollen oder nicht. Ich hatte oft Tage an denen ich wütend war, dass nicht ich gestorben bin sondern er. 

Schade, dass er seinen grandiosen Papa, auf den ich so stolz bin nie begleiten darf im Leben. Schade, dass er ihm nie sagen wird wie sehr er ihn bewundert. So traurig, dass er ihm nie sagen kann, das er auch mal wie er werden will. Denn es wäre ein Mensch, der in meinen Augen die Welt zu einem besseren Ort machen würde. Und so schade, dass er die faszinierende & gerette Seele eines treuen Hundes nie erleben darf. 

Und dennoch, so nah Leid und Glück beieinander liegen, komme ich nicht umhin mich zu fragen, ob wir jetzt wieder raus dürfen aus dem Tal des Lebens. Jemand anderes ist nun dran. Wir wollen zurück auf den Berg des Lebens. Die frische Luft schnuppern, den blauen Himmel bewundern, in den Flieger steigen und frei sein. Es muss nicht der Gipfel sein aber für den Anfang tut die Sicht auf den blauen Himmel es einer Rettung aus der Schlacht nahe. 




Mittwoch, 30. März 2016

Ich ersticke...

Ich fühle mich erdrückt und ohnmächtig. Seit ein paar Tagen stehe ich wieder ganz am Anfang. Am Abgrund der Klippe. Ich bin kurz davor ins Tal der Trauer zu springen. Und dann lasse ich mich einfach fallen. Es gibt keinen Boden... Ich falle und falle und falle. 

Hier unten ist es ganz dunkel. Ich habe Angst im dunkeln. Es ist niemand hier der mich begleitet, ich bin mal wieder alleine gesprungen. Habe alle oben zurück gelassen - an der Klippe, ohne mich zu verabschieden. Sie haben noch nach mir gerufen, reiß dich zusammen, Kopf hoch, Krone richten! 

Nein, nicht dieses Mal. Ich muss mal wieder springen. Der Druck der Trauer treibt mich an. In Richtung Klippen. Lasst mich doch... Was wisst ihr schon? 

Diesen Rauschzustand der Trauer kann man kaum widerstehen. So bekannt ist einem das Gefühl. So vertraut kommt es einem vor, sodass man hin und wieder die Trauer gewähren lässt. Komm rein zu mir liebe Trauer. Ich habe heute Platz für dich. Auch wenn ich dich hasse und du mir die Luft zum Atmen nimmst. Es ist eine Hassliebe. Denn du erinnerst mich an mein geliebtes Kind. 

Ich sehe sein Gesicht vor mir. Während ich in die Dunkelheit falle, denke ich daran als er in meinem Arm lag. So ungerecht und unfassbar das ausgerechnet mein Baby nicht leben durfte.

Ich lese Nachrichten und höre von Babys die ermordet worden. Es gibt Babys die abgegeben und nicht geliebt werden. Warum durfte meines nicht leben? Warum nicht? 

Ich stehe jeden Morgen auf aber ich weiß nicht warum? Wo ist der Sinn? Was tu ich hier überhaupt? 

Wieder ist es meine Mama die mich am Strick aus der Klippe hoch zieht. Sie weint und sorgt sich um ihr Kind. Sie hat das Glück ihr Kind zu haben. Ich bin jeden Tag da. Doch Matheo nicht. Matheo schenkt mir kein Lächeln zu meinem Geburtstag und wird mich nie in den Arm nehmen wenn ich mal traurig bin. 

Wie nur soll man das ertragen? Auch diese Woche gibt es wieder keine Antwort darauf. 

Jeden Tag werden Kinder geboren und jeden Tag sterben Kinder. Über die Kinder die sterben wird jedoch nie gesprochen. 

Und ich werde wieder in die Klippe springen, wenn die Sehnsucht nach meinen Kind zu groß geworden ist. Ich habe Angst ihn zu vergessen. Den Schmerz um mein geliebtes Kind. 



Sonntag, 20. März 2016

Das Ding mit der Trauer

Du wirst in deinem Leben oft an einen Punkt kommen, an dem du glaubst es geht nicht weiter, ein Punkt an dem du keinen Ausweg mehr siehst, wenn der Käfig im Kopf immer kleiner wird und das Atmen mehr einem Überlebenskampf gleicht und das Zittern in der Brust die überhand nimmt so dass du nicht mehr klar denken und handeln kannst, das ist der Moment an dem du gerade Zerbrichst...

Das ist der Moment, an dem dein Monatelanges manchmal auch jahrelanges nach Außen hin "alles gut" ...Kartenhaus in sich zusammenfällt, weil die Kraft aufgebraucht ist und du realisierst "Ich bin auch nur ein Mensch..." auch wenn du Monate und Jahrelang wie ein Roboter funktioniert hast, bist du eben ein Mensch der gerade an seinem inneren Krieg zerbricht...

Du musst dich nicht Schämen dafür, lass dir auch nicht sagen es wäre eine Schwäche mal zu "Zerbrechen", denn die, die das zu dir sagen würden dir nie erzählen, von den Momenten als sie Zerbrachen, so sind wir starken Menschen eben, die wirklich wichtigen Kämpfe, bestreiten wir im stillen ohne Zeugen, ohne viel Lärm und Drama, wir Zerbrechen und kommen wieder, als wäre nichts gewesen...

Doch jedes mal wenn wir Zerbrechen, kommen wir zurück, ein wenig stärker, aber auch Vernarbter, ein wenig Unsterblicher, aber auch verschlossener, bis wir am Ende so gebrochen sind, das wir unzerstörbar werden...

Bis uns dann jemand begegnet, der genauso Zerbrochen ist wie wir, und uns zeigt das Zerbrochen sein auch "Vorteile" hat, weil Zerbrochene ganz genau wissen was sie wollen im Leben und eine ganz genaue Vorstellung haben von dem was ihnen gut tut, weil sie das schlechte schon zu genüge, gesehen, gefühlt und erlebt haben...


"Vergangenheit" ist übrigens das Auto, was dich aus dem Nichts kommend über den Haufen fährt, alte Wunden aufreißt und Fahrerflucht begeht...

"Zukunft" ist das Raumschiff was Dich aus dem Hier und Jetzt mitnimmt und dahinbringt, wo Deine Seele und Dein Herz hingehören.....

"Gegenwart" ist der Moment....wo Du dem Auto ausweichst und dem Raumschiff zeigst wo es Dich aufzunehmen hat

Dienstag, 1. März 2016

Schritt für Schritt zum Wohlfühlfaktor

Das ich ja seit der Geburt von Matheo äußerst unzufrieden mit mir selbst bin, ist ja keine Neuigkeit mehr.

Jedoch habe ich am Wochenende wieder einen Schritt in die Richtung meiner Wohlfühlzone gewagt.

Am Samstag war ich bei meiner Lieblingsfriseurin. Auch dort wissen alle Bescheid was passiert ist. Schließlich saß ich vor der Hochzeit noch dort und erzählte vom Kinderwunsch. Und Anschließend saß ich dort mit meinem 6 Monate Schwangerenbauch und ließ mir die Haare schneiden.

Als ich dann den ganzen Sommer nicht auftauchte verwunderte das niemanden. Als ich dann aber im November mich traute wieder zum Friseur zu gehen, fühlte ich mich sehr unwohl.

Würden Sie das merken das mein Bauch weg war? Sah man mir an was passiert ist? Was mache ich wenn Sie fragen? Soll ich den Friseur wechseln? Was soll ich Antworten? Oder soll ich sagen, ich möchte nicht darüber reden?

Es kam wie es kommen musste. Ich musste mich ja irgendwann dem allen stellen. Ich ging mutig in mein geliebtes Friseurgeschäft und setzte mich hin ohne was zu sagen.

Natürlich sah ich an den Blicken, das zumindest alle Mädels die dort arbeiteten und mich kannten sich sofort Fragen stellten im Kopf. Und dann dauerte es auch nicht mehr lang ehe die erste fragte: "Warst du nicht Schwanger?"

Wie schockt man einen Haufen Friseurinnen? Indem man erzählt das sein Baby gestorben ist.

Plötzlich standen im November letzten Jahres 5 geschockte Frauen um mich und waren dankbar das ich Ihnen erzählte was passiert war. Eine der Friseurinnen kannte ebenfalls eine Freundin der dieses Schicksal ereilt ist.

Ich war froh, dass die Mädels so reagierten, denn das war mit ein Grund warum ich immer noch Ihre Kundin bin.

Ja und nun habe ich mir wieder meine Lieblingsfrisur verpassen lassen. Ich wollte vor 1,5 Jahren unbedingt meinen Pony wachsen lassen und war Tod unglücklich mit dem Ergebnis. Dank meiner Friseurin habe ich ständig versucht durchzuhalten. Bis zu dem besagten letzten Samstag.

Schnipp Schnapp - Pony ab!

Und was soll ich sagen. Ich ging strahlend aus dem Laden. War überglücklich und fühle mich seit 8 langen Monaten wieder wohl in meiner Haut. Das war einfach MEINE Friseur. Mein Wohlfühlfaktor.

Warum soll man etwas ändern wenn es immer gut war?




"Als ich genügsam wurde, war es Zeit etwas zu ändern"


Dienstag, 23. Februar 2016

8 Monate, 1 Woche und 6 Tage

8 Monate, 1 Woche und 6 Tage. Solange ist Matheo schon nicht mehr bei uns.

Das sind 6.152,01 Stunden. In Worten sechstausendeinhundertzweiundfünfzig Stunden.



Manchmal frage ich mich was in diesen ganzen Stunden gemacht habe. Jede Woche zieht von dannen ohne das irgendwas besonderes passiert. Die Zeit läuft einfach ab. Tag für Tag. Die Sanduhr läuft und läuft.

Mir wurde diese Woche wieder bewusst, wie oft ich versuche das alles  zu verdrängen. Oft geht es mir besser. Und ich rede kaum noch über das, was letzten Sommer passiert ist. Doch wenn ich mit meiner Mama zusammen bin oder Freunden taucht Matheo immer wieder auf. Und auch das es nicht vorbei ist merke ich wieder und wieder. Also bitte, ich kann mir selbst nichts vormachen. Auch wenn ich das gerne oft versuche. So einfach scheint es nicht zu sein.

Heute war ich mit meiner Mama unterwegs und urplötzlich fange ich an zu weinen. Keine Ahnung wieso. Bei ihr traue ich mich einfach die Trauer zuzulassen. Sie schafft es immer mir die Angst zu nehmen. Und sie zeigt mir immer wieder wie wichtig es ist darüber zu reden. Immer und immer wieder. Ich will diesen Schmerz einfach nicht mehr fühlen, deswegen fahre ich oft meinen Verdrängungstrip. Aber die Trauer baut eine ziemliche Druckwelle auf. Und wenn man den Druck nicht ab und an per Tränen, Sprechen oder ähnliches rauslässt platzt man. Oder wird Aggressiv.

Ist es wirklich schon 8 Monate her? Matheo wäre jetzt schon 8 Monate alt? Und wieder, bei dem Gedanken rollen mir dicke Tränen über das Gesicht. Ich verstehe das immer noch alles nicht. Wird man das jemals verstehen?

Ich kenne mittlerweile so viele Frauen bei denen das Thema Kinderwunsch mit Hürden, Problemen, Schicksälen und Trauer verbunden ist. Erst vor kurzem hat eine Freundin von mir ihr Baby in einer extrem späten Schwangerschaftswoche Tot zur Welt bringen müssen. Es sollte ihr Folgewunder sein. Der Grund? Wohl die Nabelschnur. Und aus ist der Traum. Einfach so.

Das hat mich sehr weit wieder zurückgeworfen in meiner Trauer. Nie hab ich gedacht, dass einem Menschen dieses Schicksal zweimal ereilt. Und nun, sitzt meine Freundin da und ist genauso Tapfer wie beim ersten mal als das "Arschloch Schicksal" zuschlug. Ich hab den ganzen Abend um die Tochter meiner Freundin geweint. Es tat mir so leid. Das ist doch nicht fair.

8 Monate. Was wird in 4 Monaten sein? Wenn Matheo seinen 1. Geburtstag feiern sollte? Den Begriff "Sternengeburtstag" kann ich nicht ausstehen. Was soll das sein? Ein Stern der ne Party feiert, ohne seine Eltern? Ja auch ich hoffe das es irgendwas nach dem hier gibt. Aber an Sternenpartys glaube ich nun wirklich nicht. Alter und Zeit ist Irdisch. Da wo Matheo ist gibt es keine Zeit und somit auch kein Alter. Warum sollte er dort also Geburtstag feiern? Ich stelle mir das eher so vor, dass man ein Licht ist welches ewig umher saust. Aber ein Licht feiert keine Party. Es ist die Party.

Hättet ihr Lust, im Himmel angekommen, die selbe Art von Leben zu führen wie hier unten? Das macht doch kein Spaß. Unendlich lang? Für immer gleich? Dann gibt es dort auch Politiker, Terroristen und Regeln? Nö.

Noch nie kam mir der Winter so schnell vor. Ich habe den Winter nie gemocht. Dunkle Tage und die dunkle Stimmung die er mit bringt. Ich glaube das er mir dieses mal gar nicht so dunkel vor kam und so schnell vorbei ging liegt an meiner Fellnase Sunny. Wir sind so viel draußen. So viel draußen war ich noch nie im Winter. Und nun gehen wir Spazieren abends und es bleibt länger hell. Wieder merke ich, dass ich eigentlich nix so richtig mit kriege. Es wird Frühling? Wo war der Winter? Und achja, vor 8 Monaten war ja Sommer. Wieder nix mitgekriegt.

Sunny war auch verbotenerweise mit mir auf dem Friedhof bei Matheo. Ein dickes Schild am Eingang erinnerte mich mit einer Lehrer Stimme: Zutritt für Hunde verboten. Mein Kopf so: Da war was auf dem Schild aber was? Keine Ahnung. Nix mitgekriegt. Also: Sunny kommt mit.

Ich muss gestehen wir sind nicht Samstags mittags, wo jeder wohl erzogene Rentner in Lackschühchen seinen wöchentlichen Kerzen-Erneuerung-Gang macht auf den Friedhof gegangen. Sunny und ich waren spät abends im dunkeln auf dem Friedhof. An meinem Hund konnte ich sofort erkennen wie unwohl er sich fühlte. Er roch den Tod. Er schaute mich nur an und verstand nicht was wir da sollten.Vor Matheos Grab haben wir angehalten und Sunny setzte sich brav vor das Grab.

Momentan weine ich wieder jedes mal wenn ich vor dem Grab stehe. Es ist noch immer so unreal. Und manchmal kommt ein Gefühl auf, als sei das alles nie passiert. Soweit weg scheint es zu sein. 8 Monate. Das sind 6.152,01 Stunden. Das ist verdammt lange. Aber nicht lange genug. Und ich denke es werden nie genug Stunden vergehen um den Schmerz zu lindern.


Dienstag, 9. Februar 2016

Ich besuche dich

Heut' besuche ich mein Kind
Denn ich vermisse es so sehr

Bäume wiegen sich im Wind
Der ganze Platz ist menschenleer

Von weitem sehe ich das Ziel
Umrahmt vom frischen Grün der Wiesen
Dreht sich keck ein Windradspiel
Als wollte mich mein Kind begrüßen

Dann steh' ich still an jenem Ort
An meines Babys Ruheplatz
So nah und doch zugleich weit fort
Ist mein geliebter kleiner Schatz

Tausend Bilder, tausend Träume
Gehen mir durch Haupt und Herz
Nur die zeitlos alten Bäume
Sehen mich in meinem Schmerz 

So sehr auch dieser Ort bedrückt
Wurde er mit ganzem Herzen
Voller Liebe ausgeschmückt
Mit kleinen Engeln, Spielzeug, Kerzen

Für heute muß ich leider fort
Doch zieht es mich bald wieder her
Dann besuche ich mein Kind
Denn ich vermisse es so sehr.

Sonntag, 7. Februar 2016

Die 5. Jahreszeit

Ich habe Karneval immer sehr geliebt. Auch dieses Jahr liebe ich Karneval noch aber es ist anders.

Viele der Kölner Karnevalslieder sind sehr emotional und mit Texten versehen die das Leben schreibt. Und so finde ich mich an diesen besonderen Tagen immer wieder in einer Menschenmenge und mir kommen die Tränen.

Trotz dessen das ein Bier zum Karneval immer dazu gehört kann ich meinen Kopf nicht ausstellen. Ja sogar Schwangere feiern mit dicken Bäuchen Karneval und stehen schunkelnd und unbeschwert in der Menge. Wieder kommen die Tränen und ich renne weg, unter dem Vorwand auf Toilette zu müssen, und weine. Ich versuche die Tränen zu unterdrücken, denn oh je, das aufwändige Make-Up hält einer Heul Eskapade nicht gerade stand ohne Spuren davon zu tragen. Also schlucke ich den Schmerz runter, versuche mich zusammen zu reißen und versuche so zu tun als sei alles in Ordnung.

Gute Freunde zu haben ist unbezahlbar.


Wie oft bekomme ich den Spruch zu hören: "Du bist so stark, ich könnte das niemals"

Ja Danke aber diese Menschen scheinen keine Ahnung zu haben wie es mir wirklich geht. Aber wer macht sich heute noch die Mühe genau hinzusehen und zu gucken wie es wirklich jemanden geht. Und stark bin ich nicht aber was soll ich sonst tun. Der Satz: "Ich würde das niemals überleben!".
Aha, und wenn dir keine andere Wahl bleibt? - entgegne ich als Antwort. Dann wird oft das Thema gewechselt.

Ich stand oft vor dem Spiegel und wusste nicht was ich anziehen soll. Alle meine Sachen von letztem Jahr passen mir nicht mehr. Mein Körper ist nicht mehr der gleiche und die Belohnung dafür sind nur doofe Sprüche. Ich habe einfach kein Elan um Sport zu treiben. Wofür auch?

Damit ich mich wohl fühle will man meinen. Aber die Trauer lähmt mich immer noch so sehr. Auch wenn ich das kaum wahrhaben will.

Ich habe mich mit einer Freundin zusammen für Karneval fertig gemacht, geschminkt, gelacht und Sekt getrunken. Es war fast wie früher. Natürlich war und ist bei solchen Abenden Matheo immer mindestens einmal Thema. Und das schätze ich so an meiner Freundin. Sie vergisst ihn nie aber akzeptiert auch wenn ich nicht darüber reden kann.



Als wir fertig waren fühlte ich mich seit langem wieder Pudelwohl. Wir hatten ein tolles Kostüm und waren einfach beide froh einen Abend in guter Stimmung zu verbringen. Weg von all den Sorgen. Denn auch die anderen Menschen um uns Sternenmamas haben Sorgen.

Ich habe wieder angefangen zu arbeiten, zwar nur zweimal die Woche für den Anfang. Mir tut das gut wieder eine Aufgabe zu haben aber ich merke oft das ich mehr noch nicht schaffen würde. Mein Kopf und meine Gehirnzellen scheinen etwas eingerostet. Letztes Jahr noch in meinem alten Vollzeit Büro Job habe ich viel telefoniert, Emails geschrieben, Kundengespräche, Verkaufsgespräche und Mitarbeitereinstellungen gehabt. Und nun kommen die Worte nur noch schwer von meinem Kopf zu meinen Händen. Mein Mann ist hier sehr verständnisvoll. Er drängt mich zu nichts und macht sich eher Sorgen das wenn ich zu viel Stress bekomme irgendwann doch noch zusammen breche.

Dafür bin ich ihm so dankbar, dass er mich in meinem Tempo wieder zurück ins Leben finden lässt.

Auch wenn andere einem dieses Tempo gerne vorgeben möchten ist es nur wichtig das in meiner kleinen Familie alle mit unserer Lösung einverstanden sind. Denn nur das zählt.

Die Lieder fliegen so über meine Lippen. Nach drei Bier ist mir auch meine Figur egal und ich sehe Frauen die wirkliche Figur Probleme haben und ich denke mir mal wieder: Sarah du übertreibst einfach maßlos. Ja du hast keine Größe 34/36 mehr aber du hast auch keine 56. Also bleib mal aufn Teppich.

Ich habe sogar Freunde von früher widergetroffen die ich lange nicht mehr gesehen habe. Liegt das am älter werden oder daran, dass so viele meine Geschichte kennen, von meinem gestorbenen Baby? Die Gespräche sind ehrlicher und freundlicher. Ja, zu mir sind viele Menschen freundlicher geworden. Als sähen viele jetzt erst den Mensch Sarah hinter mir. Und nicht mehr nur die Sarah die früher viel Sport trieb, auf jeder Party bis morgens um 6 feierte und immer Top gestylt war und niemand an sich ran lässt. Vielleicht lasse ich viele Menschen auch endlich hinter meine Mauer schauen weil ich momentan eh nichts mehr zu verbergen habe. Ich bin einfach wie ich bin. Vielleicht bin ich ehrlicher und freundlicher geworden.



Ich habe viel getanzt mit Freunden. Einfach Tanzen bis einem so warm wird das man ein Beatmungszelt und eine Flasche Wasser braucht. Und das tat so gut. Wenn du tanzt ist alles andere weg. Es ist egal wie du aussiehst, wie du dich bewegst. Es macht dich einfach glücklich. Und dennoch, bei einer kurzen Verschnaufpause sehe ich wieder eine Schwangere die unbeschwert herumtanzt und mir schnürt es die Luft im Brustkorb weg. Ich denke wieder: WARUM?

Und dann, als wenn das Schicksal mich in den Arsch treten wollte, sehe ich in der tanzenden, Lichtdurchfluteten Menge eine Frau die im Rollstuhl sitzt. Ihr Ehemann tanzt und wirbelnd wild um Sie herum und sie bewegt die Arme im Rhythmus und lächelt.

Und du willst Probleme haben Sarah, denk ich mir? Diese Frau kann nicht mehr laufen, sitzt im Rollstuhl und hat den Mut zu einer Veranstaltung zu gehen wo nur Menschen sind die laufen können. Sie sieht nur Menschen die selbständig auf Ihren Beinen stehen und tanzen. Doch sie kann das nicht. Wird es auch nie wieder in Ihrem Leben können. Und sie lächelt.

Und dabei denke ich, irgendwann werde ich ein 2. Baby haben. Das ist nicht so endgültig wie ein Rollstuhl. Der Rollstuhl ist endgültig und dennoch verkriecht diese Frau sich nicht zu Hause und ertrinkt in Ihrem Schicksal. Obgleich Sie sicherlich auch solche Phasen hatte in ihrem Leben. Und auch immer wieder haben wird. Aufgeben darf man niemals. Denn was bleibt einem denn sonst noch?

Und so verlasse ich die Karnevalszeit mit einem lachenden und einem weinenden Auge und gehe wieder in den Alltag über. Immer wieder ist man traurig wenn diese so besondere Zeit im Rheinland dahinzieht bis zum nächsten Jahr. Und ich frage mich gespannt, wie wird das nächste Karneval aussehen?


Ich bin joot, ich bin schlääch
Ich bin fies un jerääch
Ich bin brav, ich bin frech
Un steck alles en de Täsch
Ich bin fromm, ich bin frei
Ich bin voll, ich bin high
Ich bin ruud, ich bin schwatz
Bin e Hunk und en Katz
Denn mir sin all all all nur Minsche
Et Hätz om rechte Fleck
Denn mir sin all all all nur Minsche
Un en jedem steckt 'ne Kölsche Jeck

(Brings)




Freitag, 15. Januar 2016

6 Monate

Ein halbes Jahr ist es nun her

6 Monate unsagbar schwer
183 Tage voller Schmerz
Vor 4392 Stunden versagte dein Herz.
263520 Minuten mit der Frage Warum?
15811200 Sekunden mit der Antwort darum.

Das alles jedoch sind nur Zahlen
Unvergleichlich mit den Alltagsqualen
Welche uns täglich Schmerz bereiten
Auf die man sich nicht kann vorbereiten

Du fehlst hier an jedem Ort
Bist nicht hier, sondern bist dort
An dem Platz der Ewigkeit
Viel zu früh, vor deiner Zeit

Das was bleibt sind Sehnsucht schmerzen
Und große Liebe in unseren Herzen
Das was ist so schwer es ist
Ist normal wenn man vermisst.

Vor einem halben Jahr gingst du nun fort
Vor 6 Monaten an einem anderen Ort
Vor 183 Tagen begann für uns der Schmerz
Seitdem schmerzt bei uns das Herz.

Es war 11:33 und die Zeit stand still
Ein Moment den man vergessen will
Doch dich vergessen, das werden wir nicht
Entzünden täglich für dich das Licht
Das dir zeigt wo dein zuhause immer ist
Auch wenn du nicht mehr bei uns bist.

Dienstag, 12. Januar 2016

Das Prinzip: Karma


Gestern hab ich mit meiner Freundin diskutiert ,über, oder bessergesagt an was ich (wir) glauben bzw. was nicht!!

Seitdem Sunny, unser Amstaff Rüde in unserem Leben ist haben mein Mann und ich die Aufgabe ihn auf Spur zu bringen. In weiten Teilen ist dem auch so, denn Sunny kam aus verworrenen Umständen zu uns und hatte so viel Glück aus der Pflege Stelle raus zu kommen. Er ist ein so sensibler Hund der fast an seinem Schicksal zerbrochen wäre. Seelisch... Körperlich ist er in der Lage das zu bewältigen :-) ähnlich wie wir. Das Poker Face und die daraus resultierenden Verhaltensauffälligkeiten.

Als Welpe und Junghund durfte er nur nachts raus und ist ein sehr ängstlicher Hund der seinen Menschen braucht. 

Aber irgendwie ist er auch für uns da. Um uns auf Spur zu bringen haben wir das Gefühl. Er bringt uns jeden Tag zum Lachen und bringt uns vor die Tür in die Natur. Und das hilft so ungemein gegen die Trauer. 


Wir malen uns oft aus, was aus ihm geworden wäre ohne die tausend Zufälle. Es gab so viele, dass es gar keine mehr sein können. Selbst der Tierschutz Verein sagte: "Schicksalhaft".

2015 war das Jahr des Schicksals für Matheo, uns und Sunny. Das steht fest. 

Ja jedenfalls glaub ich nicht an Zufälle sondern eher an den Zeitpunkt, wo zwei oder drei in dem Falle zueinander finden, die füreinander bestimmt sind.

So ähnlich war es bei meinem Mann. Plötzlich war er da und das mit voller Wucht. Und das war gut so und dafür bin ich heute so dankbar. 

In meinem Leben liefen bisher all die Dinge grandios, die nicht planbar waren. Wenn man nichts erwartet bekommt man ALLES! 

Wenn ich drüber nachdenke, dass es Sunny irgendwann nicht mehr gibt wie mein kleinen Sohn Matheo , werd ich traurig und unruhig. Aber das ist banal, er ist 2,5 Jahre alt aber man weiß nie. Das mussten wir 2015 erst erfahren als unser Baby sterben musste. 

Alles, was zusammen findet, hat seinen Grund. Gibt es eine Art Warteschlange für Seelen um zu der richtigen Person zu finden im richtigen Moment? Auch wenn es nur kurz ist? 

Ich hab erkannt, dass Sunny mein Spiegelbild ist:

Bin ich unruhig, ist er es auch..
Bin ich nervös, ist er es auch..
Bin ich traurig, liegt er nur bei mir und tut nichts als bei mir sein...
Bin ich wütend, will er am liebsten mit durchdrehen..
Bin ich unsicher, verhält er sich wie ein Welpe der nicht weiß wo seine Nasen Spitze ist...
Bin ich selbstbewusst, stolziert er souverän neben mir an der Leine...
Mag ich einen Hund oder Menschen nicht, stellt er sich schützend vor mich...

Sunny ist da übrigens sehr gründlich, wie jeder Hund eigentlich. 


                    “Ich habe große Achtung vor der Menschenkenntnis meines Hundes. Er ist  schneller und gründlicher als ich."
Otto von Bismark



Er lehrt mich, nicht alles an mich ran zu lassen damit es mir besser geht...❤

                                                

Du bist zeitlebens für das Verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.

( der kleine Prinz )

Donnerstag, 7. Januar 2016

Ein Freund fürs Leben ...


Er beschimpft dich nie, macht dir nie Vorwürfe, bleibt dir immer treu, tröstet dich, lästert nicht über dich, findet dich immer perfekt, bringt dich immer zum lachen egal wie scheiße der Tag war und ist immer an deiner Seite. 

Besonders dann, wenn er weiß, etwas stimmt nicht ❤️

#Sunny #Seelenpfote


Dienstag, 5. Januar 2016

Es ist zu viel verlangt

Ein Leben ohne Schmerz - das ist zu viel verlangt,
es ist falsch, ein Leben ohne Schmerz zu erwarten.
Denn Schmerz ist der Verteidiger des Körpers,
auch wenn wir ihn nicht mögen.
Niemand mag Schmerz,
Schmerz ist wichtig,
und
wir sollten dem Schmerz dankbar sein!


Er lehrt uns,
die Hand aus dem Feuer zu halten,
den Finger fern des Messers schneide,
den Fuß neben die Dornen zu setzen.
Schmerz ist wichtig,
wir sollten ihm dankbar sein.


Dennoch
gibt es einen Schmerz, der keinem Zweck dient,
der chronische Schmerz,
jene Elitetruppe des Schmerzes, der Verteidigung nicht dienlich,
jene angreifende Macht,
die von innen zuschlägt,
das persönliche Glück zerstört,
persönliche Fähigkeiten mindert,
ein brutaler Eindringling,
der den inneren Frieden vernichtet
und
unaufhörlich Störmanöver fährt!


Chronischer Schmerz, die schwerste Hürde für den Geist,
scheint manchmal unüberwindbar.
Doch wir nehmen Anlauf.
Und noch einen Anlauf.
Und versuchen es weiter,
weil sonst nur Zerstörung bleibt.


Aus diesem Kampf erwächst etwas Gutes,
die Zufriedenheit, den Schmerz überwunden,
Freude und Frieden gefunden zu haben
in einem Leben voller Widrigkeiten.
Das ist eine Leistung,
eine sehr spezielle, sehr persönliche Leistung,
ein Gefühl der Stärke,
der inneren Stärke,
bekannt nur dem, der diese erfuhr.


Deshalb müssen wir allen Schmerz akzeptieren,
manchmal sogar zerstörerischen Schmerz.
Denn er ist Teil des großen Plans,
und der Geist kann mit ihm umgehen.
Der Geist, den diese Lektion stärkt.

( JONATHAN WILSON-FULLER )