Montag, 5. Oktober 2015

Zurück ins Leben?

Lange habe ich nichts mehr geschrieben.

Denn mir ging es die letzten Wochen ganz gut. Ich konnte wieder alltägliche Dinge erledigen, Lachen und sogar mal an etwas anderes denken. Dann denke ich, ich habe es ganz gut weggesteckt. Doch so einfach ist es leider nicht.

Natürlich rückt nach einigen Monaten alles etwas in den Hintergrund und man muss wieder aufstehen und weiter machen. Doch ich befinde mich ja noch immer im Mutterschutz und somit in meinem geschützten Umfeld. Ich mache immer noch nur die Dinge, auf die ich gerade Lust habe. Und ich Unternehme auch nur Dinge, wo ich weiß das Sie mir gut tun. Dinge die drohen, mich wieder runterzuziehen mache ich nicht. Nicht mehr.

Früher habe ich viele Sachen getan, nur um es anderen Recht zu machen. Dies ist nun nicht mehr der Fall. Ich bin nicht Egoistisch geworden aber ich denke endlich mal an mich selbst. Egoismus ist, wenn man nur Dinge zu seinem eigenen Vorteil tut egal ob man anderen Schadet oder nicht. Ich Schade aber niemanden im Gegenteil. Ich höre endlich auf mein Herz. Weil danken tut es einem doch sowieso niemand.

Apropos danken tut es einem niemand. Ich bekomme in letzter Zeit immer mal zu hören, natürlich hinter meinem Rücken, wie denn unsere Ehe diesen Schicksalsschlag wegsteckt? Mir bleibt dann bisher immer der Mund offen stehen. Wie Ekelhaft ist unsere Gesellschaft eigentlich? Wie die Aasgeier kreisten Sie vorher über meiner Schwangerschaft und gönnten es einem nicht und nun hofften einige Niederträchtigen Personen das meine Ehe dadurch kaputt geht?

Man darf ja mal nicht vergessen, WIR haben UNSER Kind verloren. Es ist nicht so, dass wir eine Ehekrise im klassischen Sinn haben. Wir haben einen GEMEINSAMEN VERLUST weil UNSER GEMEINSAMES Kind gestorben ist. Und dieses Kind haben WIR uns gewünscht und mein Mann wünscht sich NIX sehnlicher als mit MIR ein 2. Kind irgendwann zu bekommen.

Also da fragt man sich doch ernsthaft, wieso sollte unsere Ehe daran kaputt gehen? Im Gegenteil. Genau das Gegenteil passiert. Wir werden zu einer Einheit wie bei der Bundeswehr. Kameraden halten zusammen auch wenn die Atombombe fällt. Wir stärken dem jeweiligen Verletzten von uns und würden Ihn niemals im Stich lassen. Wir haben unsere gemeinsame Zukunft verloren und diese werden wir gemeinsam wieder aufbauen.

Die meisten Menschen sind eben widerwärtige Kreaturen. Sieht man an unserer aktuellen Wirtschafts- und geopolitischen Lage. Instrumentalisierende Kriege werden geführt und das von Menschen. Wir bekriegen uns gegenseitig mit allem was uns an Schwachstellen geboten wird. Die hoch entwickelten Staaten sind dabei ganz weit vorne. Denn in diesen Staaten herrscht purer Materialismus und Egoismus. Hier zählt nicht "Liebe deinen nächsten" sondern "zerstöre deinen nächsten".

Dieses Motto lässt sich auch in meiner aktuellen Beruflichen Lage widerspiegeln. Höchstwahrscheinlich werde ich gekündigt. Warum? Ja, geil wäre wenn ich das selber wüsste. Lediglich bis auf die Aussage, dass ich aufgrund des Tod meines Kindes nicht mehr belastbar sei und ja eh bald wieder Schwanger werde, weiß ich nicht wieso. Woher meine Arbeitgeber diese Erkenntnis nehmen? Pf, das habe ich Sie gefragt. Es folgte keine Antwort darauf. Ich weiß nur, dass ich meine alte Stelle nicht zurück bekomme, weil dort schon eine neue Brut des Systems sitzt.

Ob mich das fertig macht? Hat es eine Zeit lang aber meine Prioritäten haben sich verschoben. Und zwar so krass verschoben, wie die Kontinentalplatten nach einem Horror Erdbeben. Alles was vorher wichtig war und ganz oben stand, steht nun mittig.

Es ist Wahnsinn für mich, wie sich das ganze Leben schlagartig ändern kann nach einem Schicksalsschlag. Am Anfang hat mir das noch sehr viel Angst gemacht. Wir leben unser Leben in einem Wust aus vorgefertigten Strukturen. Manche, Mutige Menschen von uns brechen im Teenager Alter schon aus den Strukturen die vorgegeben werden aus. Andere Menschen, so wie ich, brauchen so einen Schicksalsschlag um wach zu werden.

Und komplett wach bin ich noch immer nicht, ich werde gerade wach und das bezogen auf eine Menge an Dingen und auf meine Einstellung zum Leben.

Ich bin immer noch froh meinem Mann an meiner Seite zu haben, den er ist einer der wenigen der diesen neuen Weg ins Leben mit mir geht weil Matheo uns beide auf diesen Weg geschickt hat. Niemand sonst geht diesen Weg mit. Begleitend ja aber über die Steine klettern nur Brian und ich. Und dafür bin ich dankbar. Was die Zukunft bringt ist Ungewiss. Aber das es anders und intensiver wird, weiß ich jetzt schon.



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