Samstag, 12. Dezember 2015

Zeit , nur für Dich!

Lieber Matheo,

Heute hat es mal nicht geregnet und ich hatte Gelegenheit zu deinem Grab zu kommen und alles wieder her zurichten. 

Das Wetter und die Jahreszeit hinterlassen immer ihre Spuren auf deinen Erdenbettchen. Manchmal sieht es schlimm und unordentlich aus. 

Auch die grandiose Friedhofsverwaltung ließ es sich nicht nehmen, mit dem Laubbläser alle Gräber inklusive deins mit Laub zu bedecken. Eigentlich sollte nur der Weg frei werden. Aber alle Gräber auf deiner Seite waren unter einem Haufen Laub begraben. Das war nicht das erste Mal. 

Ich Ärger mich nicht mehr darüber. Was eine Zeitverschwendung wäre es, wenn ich an deinem Erdenbettchen bin und mich darüber aufrege. 

Dein Grab gefällt mir richtig gut, das war nicht immer so. Es sollte alles perfekt sein für dich. 

Ich habe fast eine Stunde alles ordentlich gemacht. Und dir eine neue Kerze angezündet. 



Du musst immer Licht haben sonst kann ich nicht gut schlafen. 

Langsam bekomme ich Angst vor Weihnachten. Ohne dich. Wie soll das gehen? Es treibt mir die Tränen in die Augen. 

Ich stehe vor deinem Grab und ich spüre Zufriedenheit. Zufrieden darüber das dein bettchen schön aussieht. 

Ich habe die letzten Tage wieder viel geweint. Auch weil Sunny, unser Heim Hund so schwierig ist. Er ist ein roh Diamant. Aber so brav dabei. Ich habe gezweifelt ob der Hund richtig für uns ist aber als ich eben mit Sunny spielte lag eine weiße Feder neben ihm. Im Haus. 

Warst du das? Soll ich nicht an ihm zweifeln? Ist er doch der richtige Hund für uns? 

Sunny schnüffelte an der Feder. Ich bekam Gänsehaut. Und Tränen schossen mir in die Augen. 

Heute ruhen meine Gedanken bei dir, ich fühle mich dir so nah Matheo. Das macht mich glücklich. 

Ich genieße diesen Tag mit diesem warmen Gefühl. 

Ich vermisse dich. 
Deine Mama 

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Nicht mehr ich, wer bin ich?

Jeden Tag merke ich das ich ein anderer Mensch geworden bin.

Seit Matheo gestorben ist, ist  nichts mehr wie es mal. Ich kann mich sehr schlecht konzentrieren auf Dinge die mich nicht interessieren. Und mich interessieren seitdem viele Dinge nicht  mehr die mir früher wichtig waren.

Bestimmte Veranstaltungen lösen keine Freude mehr bei mir aus. Ich will nur weg. Meinem Wunsch nach Zerstreutheit nach gehen. Einfach das tun worauf ich gerade Lust habe.

Ich habe in den letzten Monaten einige Entscheidungen getroffen wo ich einfach nicht ich war. So einen ähnlichen Zustand hatte ich bei der Sache mit dem Tattoo. Am Ende weiß ich nicht mehr was mich dazu bewegt hat. Der Verstand kommt oft erst zurück wenn es schon fast zu spät ist. Jedoch habe ich die Tattoos nie bereut. Andere Dinge schon, weil sie im ersten Moment nicht leicht erscheinen und auch nicht sind. Sobald etwas kompliziert wird, werfe ich die Flinte ins Korn. Das war nie so. Ist es aber jetzt.

Das macht mich oft fertig. Oder mache ich mich einfach selbst fertig? Meine ich einfach nur ich entscheide wahllos und unüberlegt? Oder kann ich mich irgendwie und irgendwo einfach nicht an die neue Sarah gewöhnen?

Wer ist diese neue Sarah eigentlich? Sie macht mir oft Angst, denn man kann sie nie einschätzen. Mal ist Sie gut drauf, mal weint Sie grundlos, mal will sie etwas mit einer Sturen Bestimmtheit und am nächsten Tag weint sie, weil sie die vorherige Entscheidung in Frage stellt.

Dieser Schicksalsschlag hat mein ganzes Denken, meine Werte und mein Verstand durcheinander gebracht. Was ist wichtig und was unwichtig? Was richtig und was ist falsch? Alles versucht sich neu zu sortieren. Auch die alte Sarah versucht sich neu zu Orientieren. Und sehr oft gefällt ihr die neue Sarah gar nicht. Aber sie ist da und sie will einfach nicht fort gehen.

Man kennt sich selbst 28 Jahre und plötzlich siehst du in den Spiegel und fragst das Spiegelbild: "Verdammt, was ist nur dieser selbstbewussten und lebenslustigen Frau passiert?"

Diese neue Frau sieht matt, blass und unsicher aus. Es ist als wäre ein frisches Küken aus dem Ei geschlüpft und lernt alles von vorne. Aber erinnert sich an das Leben davor. Dann versucht das Küken mit riesen Schritten an den Erfahrungen von vorher anzuknüpfen und scheitert. Wieso scheitert es ständig?

Wird es irgendwann wieder so sein, dass diese Frau der so etwas schreckliches passiert ist so lebensfroh sein kann wie früher?

Was hilft ihr dabei?

Helfen tun dieser Frau positive Menschen, die sie einfach mit reißen mit ihrem positivem Denken.

Man kann sich dagegen nicht wehren, es steckt an. Aber aus eigener Kraft gibt es dieses Denken nicht. Noch nicht.



Wenn du kämpfst, gegen was auch immer es sei, musst du dich selber vernichten, denn ein Teil davon steckt in dir selbst, mag er auch noch so gering sein.

Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste

Samstag, 5. Dezember 2015

Freundin auf schweren Wegen

Ich habe schon oft erwähnt, das ich durch das schreckliche Schicksal viele tolle neue Freundinnen gewonnen habe. 

Viele Mütter denen es ähnlich, genauso oder schlimmer geht. 

Zu allen ist eine tiefe, wahre Freundschaft entstanden wie ich es vorher nicht kannte. 

Wir teilen fast jeden Tag miteinander. Wir telefonieren oder schreiben. Reden auch über normale Dinge des Alltags. Und sehr oft über unsere Sternenkinder. Denn bei allem was mit der Zeit geschieht, vergessen wir sie nie. 

Jede von uns hat Rückschläge und fällt zurück in die Trauer. Die Abstände werden kürzer und die Dauer sinkt in der sie Anhält. Aber sie ist nie weg. Sie kann so plötzlich kommen, dass man eine Party verlassen muss, plötzlich nicht mehr in der Lage ist ein Gespräch zu führen oder einfach weinend davon rennt. 

Die meisten können das Elend nicht mehr ertragen von Verwandten und Bekannten. Jetzt soll doch mal gut sein. 

Unter meinen neuen, sehr liebgewonnenen Freundinnen zählt das funktionieren nicht. Sie fangen mich auf wenn ich in das Loch Falle. Egal wann und egal welche Uhrzeit. Sie hören mir immer wieder zu. Geben mir immer wieder Mut. Und bringen mich immer zum lachen, egal wie schlimm es vor 15 Minuten noch war. 

Man kann fast sagen sie sind mein Sicherheitsnetz. Und ich Ihres. 

Mein Mann sagt oft, er beneidet mich um die Gruppe mit den Sternenmamas. Für Männer findet sich sowas im Internet nicht leicht. Daher lasse ich ihn oft daran teilhaben, wenn er wieder rüber schaut über was ich mit den Mädels schreibe. 

Er hat jedoch auch einige Bekannte und sogar Arbeitskollegen die auch ein Kind verloren haben. Es ist erstaunlich wie vielen Paaren es so geht. Ein Arbeitskollege sagte diese Woche zu ihm: "Nur wir können verstehen, wie sich das anfühlt. Und ich weiß genau, wie du dich fühlst und was ihr durchmacht." 

Hoffnung gibt uns immer eines: alle die ein Kind verloren haben, wurden irgendwann mit Kindern belohnt. 

Ich weiß nicht was ich und wie ich heute ohne diese Mütter, Frauen und Freundinnen wäre. 

Sie haben mir mit meinem Ehemann und meiner Mutter zusammen neuen Lebensmut und Kraft gegeben. Dafür bin ich so dankbar. 

Ich bekomme so viel von Ihnen zurück. 

Es ist lustig. Wir senden oft Pakete hin und her. Und schenken uns gegenseitig Dinge die der anderen helfen. Denn leider wohnen wir alle weit auseinander. Mindestens 300 km und das ist meist das kürzeste. 

Neulich bekam ich von Melanie ein ganz tolles Paket. Mit Lichtern für Matheos Grab.

Ich danke all diesen wunderbaren Frauen!







Samstag, 28. November 2015

Vorweihnachtszeit

Lieber Matheo,

Heute habe ich dir deinen Tannenbaum fertig gemacht.🎄 



Ich war gestern sehr traurig, habe wieder viel geweint. Ich vermisse dich jeden Tag, doch gerade ist es wieder sehr schlimm. 

Du wärst jetzt schon fast 5 Monate alt , korrigierte 3, wenn du deinen schweren Start ins Leben überlebt hättest. 

Du würdest jetzt hier bei uns sein und wir würden uns auf die Weihnachtszeit mit dir freuen. 

Wir müssen akzeptieren das du Weihnachten nicht bei uns bist. Aber trotzdem bekommst du dein kleines Weihnachten auf dein Grab gezaubert. 

Morgen ist schon der 1. Advent und da fahren dein Papa und ich zu deinem Grab und schmücken Weihnachtlich. 

Kannst du von da oben sehen was gerade in der Welt los ist? Bist du manchmal froh in einer so schlechten Welt nicht leben zu müssen? Jetzt vor Weihnachten frage ich mich oft, was hätte ich dir über diese Welt erzählen sollen? 

Du wirst jedes Jahr ein Baum von mir bekommen. 

Ich vermisse dich sehr , momentan ist es echt schwer für mich. 

Alles brasselt auf mich ein momentan, vielleicht weist du viele Dinge schon die hier bei uns gerade aktuell sind.  

Ich frag mich immer wie ich das alles schaffen soll. Ich würde dir so gerne von allem erzählen und dabei dein süßes Gesicht anschauen. 

Hast du schon Sunny gesehen? Dein Papa und ich haben eine Hundeseele gerettet, er wird nächsten Samstag bei uns einziehen. Der Name ist sehr passend: Sunny! 
Er bringt uns jetzt schon die Sonne zurück. Magst du Sunny so sehr wie wir? Kennt er sich schon? 


Ich vermisse dich einfach so sehr 😔😔
Du fehlst mir Matheo ❤
Deine Mama 


Dienstag, 24. November 2015

Was ist Angst?

Angst heißt, etwas an der Zukunft nicht zu mögen. Wir haben an Ihr etwas auszusetzen. Wenn wir uns vor Augen halten, wie ungewiss unsere Zukunft jedoch ist, würden wir nie versuchen vorherzusagen, was alles schief gehen kann. Und damit hört die Angst auf.

Als Jugendliche  hatte ich kaum Angst vor etwas. Das einzige wovor ich Angst hatte war der Zahnarzt und das freie reden vor vielen Menschen. Diese Ängste habe ich später abgelegt. Der Zahnarzt war nach einem Wechsel halb so wild und die Angst gegenüber dem Reden vor vielen Menschen legte ich im Studium ab, als wir dies bis zum erbrechen trainierten.

An dem Abschnitt in meinem Leben, an dem ich Schwanger war letztes Jahr, begegnete ich der Angst auf ungeahnte Weise erneut. Sie war präsenter als jemals zuvor in meinem Leben und ich wusste selbst nicht wieso, wovor und weswegen ich Angst hatte.

Von vielen Müttern hörte ich, dass sobald eine Frau Schwanger ist, die Angst um das ungeborene und später auch geborene Kind immer präsent ist.

Ich zitterte vor jedem Arzt Termin und hoffte er hätte nur gute Neuigkeiten. Als ich dann jedes mal gute Neuigkeiten bekam, merkte ich das erste mal, was eine Zeitverschwendung die Angst ist.

Sie löst sich in der Ungewissheit der Zukunft auf. Wenn wir dieses Wissen darüber aber nicht ernst nehmen und beherzigen, kann die Angst uns auffressen.

Als wir dann im Krankenhaus waren und plötzlich alles nicht mehr gut war, war die Angst wieder da. Und zu dem Zeitpunkt war es gewiss, das Sie auch begründet war.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Irgendwo doch zu dritt

Jeden Morgen wenn ich aufwache denke ich an dich Matheo. Du bist immer da. 

Manchmal kann ich ohne Schmerz an dich denken aber manchmal tut es so weh, dass ich kaum atmen kann. 

Ich weiß, der Schmerz wird nie vergehen. 
Er wird vielleicht irgendwann erträglicher. 

Dein Papa und ich sprechen oft von dir und dann, ganz plötzlich sehen wir uns beide an, jeder mit Tränen in den Augen und hören auf zu reden. Wir denken beide das gleiche und es tut zu weh die erst schönen Gedanken an dich weiter zu denken. Denn oft geht es dabei um Dinge, die wir vielleicht mit dir erlebt hätten. Und wie du vielleicht gewesen wärst. Wem du ähnlicher sehen würdest. 

Ich habe noch nie so eine Trauer in den Augen deines Papas gesehen. Er vermisst dich so sehr. 

Wir werden bestimmt in 10 Jahren noch so hier sitzen und über dich sprechen. Vielleicht sind wir dann mit dem Schicksal mehr versöhnt aber vielleicht sehen dein Papa und ich uns wieder an und haben Tränen in den Augen. 

Manchmal wenn ich mich gedanklich ablenke und versuche Normalität zu schaffen, dann kommst du und kreuzt meine Gedanken. Du sagst mir: Hallo Mama, ich bin bei dir. 

So wie heute. Ich ging zum Briefkasten und dachte an unwichtige Dinge. Rechnungen. Und plötzlich warst du da. 
Du sendest uns oft Zeichen und gibst uns damit Kraft. 

Weiße Federn sind mir sehr oft begegnet seit du fort bist. Zuerst auf deinem Grab. Immer und immer wieder. Sie waren immer weiß und sahen immer gleich aus. Nirgendwo sonst auf dem Friedhof konnte ich weiße Federn finden. 

Dann plötzlich hatten wir eine weiße Feder im Auto. Und dann, heute vor der Haustür. 

Der Gedanke daran, dass du ein Engelchen bist, mit traumhaften weißen Flügeln erfüllt mich mit Ruhe. Und zu sehen, dass du uns immer mal wieder eine deiner Federn entbehrst, zeigt uns, dass du immer mal nach uns schaust. 

Ich habe mich oft mit dem Thema Zeichen und ihre Bedeutung beschäftigt. Doch leider hatte ich nie die Zeit dafür. Ein Job der einen 13 Stunden am Tag und am Wochenende mindestens 10 Stunden beschäftigt lässt nicht zu, das man viel Zeit für andere Dinge hat. Jetzt habe ich diese Zeit. Und für diese Zeit bin ich oft dankbar. 

Man fragt sich natürlich sehen wir nur das, was wir sehen wollen? 
Wunder geschehen an jedem Tag.
Es gibt Leute die glauben nicht daran, aber es ist so. 


Seit Matheo fort ist, entdeckte  ich oft eine weiße Feder. 
Ich suche sie nicht extra, jede einzelne findet mich. Wie eine tröstliche Botschaft erlebe ich die Feder.


Wie viele Male hatte ich eine innere Ahnung und bin ihr nicht gefolgt. Es ist dieses unerklärliche Wissen, diese  Ahnung, die wir alle immer wieder haben. Sie flackert kurz auf, und unser Herz, unsere Seele erkennt sie augenblicklich - aber meist schieben sich dann sofort Gedanken darüber und verdecken den Impuls.  


Ich fragte mich natürlich oft, was bedeutet eine weiße Feder. Ich habe eine Feder tätowiert auf der Schulter und somit habe ich mich schon mal mit deren Bedeutung auseinander gesetzt. 


Es heißt der Ratsuchende findet eine weiße Feder. Ich habe oft Rat gesucht in den letzten Monaten, doch nie konnte mir jemand wirklich hilfreichen Rat geben. War Matheo mit seinen Federn nun mein Ratgeber? Es scheint also, als zeigte die weiße Feder mir immer und immer wieder das ich auf dem richtigen Weg bin. Ich habe Monate gebraucht um dafür aufnahmefähig zu werden. Aber wie das schöne Sprichwort sagt: stetiger Tropfen höhlt den Stein.


Eine Feder bedeutet "Luftgeister", Leichtigkeit, sich im Wind treiben lassen, Klarheit und Reinheit des Geistes. Die Feder kann auch das Jenseits symbolisieren.


Eine  Feder ist eine spirituelle Botschaft, ein Zeichen des eigenen Engels. Sie ist aber auch ein Symbol von Mut, Stärke und Tapferkeit.


Wenn uns also unser Engel eine seiner Federn da lässt, ist das durchaus ein Grund glücklich darüber zu sein und dankbar zu sein. 

 

Man sagt auch, dass es für den Finder einer Feder an der Zeit ist, zu erkennen das ihn Starrheit und Unbeweglichkeit nicht weiterbringt. Und das er sich zu einer ruhigeren Lebensart entscheiden soll. 


Dies trifft durchaus auf mich zu. Viele die sagen, Horoskope passen immer je nach dem wie man es dreht, werden das alles für Quatsch halten. Daher jedem das seine. Aber jeder hat ein Schicksal, das einen früher oder später ereilt. Und dann stellen wir uns all diese Sinn Fragen. Und vieles passiert, was einfach keine Zufälle sind. 


Aber ich befand mich die letzten Monate in absoluter Starrheit und hoffte einfach nur bald wieder Schwanger zu werden. Ich verkroch mich viel zu Hause und erstarrte. Ich verharrte in der Situation und hoffte es wird von allein besser. Die immer wieder kehrenden Federn von Matheo jedoch, versuchten monatelang mir zu zeigen das dies nicht funktioniert. 


Die weiße Farbe der Feder bedeutet zudem, dass alles gut wird und das kommende Ereignisse positiv ausgehen werden. 


Jetzt wo ich einige Entscheidungen getroffen habe, löst sich langsam der starre Knoten und ich fange wieder an zu atmen. Und plötzlich taucht wieder eine Feder auf, zeigt mir ich bin nicht allein und zeigt mir den richtigen Weg. 


Wir lieben dich Matheo, unseren Engel. 


Samstag, 24. Oktober 2015

Früher und heute

So lange man jung ist, dreht sich das  ganze Leben darum, Spaß zu haben. 

Dann wird man Erwachsen und lernt vorsichtig zu sein. 

Man kann sich einen Knochen brechen oder auch das Herz, man guckt bevor man springt und manchmal springt man garnicht. Weil nicht immer jemand da ist, der einen fängt. 

Und in unserem Leben gibt es kein Sicherheitsnetz. 

Wann hörte es auf Spaß zu sein und wurde beängstigend? 

Ich beschloss zu versuchen die Angst hinter mir zu lassen und ein wenig Spaß zu haben. 

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Wie konntest du mich bloß verlassen?

Die Trauer um einen geliebten Menschen, den man durch den Tod verloren hat, ist kein gleichbleibender emotionaler Zustand, sondern im Gegenteil eine Achterbahn der unter- schiedlichsten Gefühle. In die Trauer und den Schmerz mischen sich Einsamkeit, Verzweiflung, Melancholie, Hoffnungs- losigkeit, Sehnsucht und Trostlosigkeit, aber auch Aggressionen und Wut brechen immer wieder durch.

Die Wut kann sich dabei zum einen gegen einen möglichen Verursacher des Todesfalls richten, wie einen Fahrer bei einem tödlichen Autounfall, einen Arzt beim Tod durch Erkrankung, gegen Gott, der dies zugelassen hat, aber auch gegen den verstorbenen Menschen selbst – besonders dann, wenn er durch die eigene Hand gestorben ist.

Wut ist ein wichtiges Ventil um die Trauer zu verarbeiten.

Gegenüber den anderen Emotionen, die man im Lauf der Trauerbewältigung empfindet, ist die Wut ein aktives und aktivierendes Gefühl. Wut will handeln, sie will Rache oder Vergeltung, sie will aus der Opferrolle, in die der Tod den Trauernden getrieben hat, ausbrechen. Insofern ist Wut ein sehr wichtiges und notwendiges Gefühl, hilft sie doch dabei, das Gefühl der Hilflosigkeit angesichts des Todes zu überwinden.

Und zudem sind Wut und Aggression an sich keine schlechten Gefühle. Sie weisen auf Missstände hin, sie bündeln Energien, sie regen zum Handeln an. In unserer Wut sind wir in gewisser Weise wie kleine Kinder, denn in diesen Zustand hat uns der Todesfall zurück versetzt: Uns wurde etwas Wichtiges genommen, und wir kennen nicht den Grund dafür, wir verstehen es nicht und wir können absolut nichts dagegen tun, wir können uns nicht wehren. Wir sind zum Opfer verdammt, das hinzunehmen hat, was ihm präsentiert wird.

Deshalb ist die Wut auch auf den verstorbenen Menschen eine absolut natürliche und gesunde Reaktion. Negativ wird sie nur dann, wenn aus Wut und Aggression gewalttätige und zerstörerische Handlungen abgeleitet werden. Aber man muss wegen seiner Wut kein schlechtes Gewissen haben, sie unterdrücken oder tabuisieren, denn sie erfüllt eine wichtige Funktion.

Deshalb sind die Phasen der Wut während der Trauerarbeit also sehr wichtige und nützliche Phasen. Sie erlauben dem Überdruck der Emotionen von Schmerz und Trauer, durch das Ventil der Wut etwas von ihrer Intensität zu verlieren, Dampf abzulassen, neue Kräfte zu sammeln.

Und so geht es mir heute. Ich habe eine unbeschreibliche Wut auf das Leben. Ich wollte nur ein Baby haben und nun habe ich tausende Euros für dessen Beerdigung ausgegeben, ein absolutes Gefühls Chaos herrscht und nun verliere ich meinen Job. Kann man einen Menschen in ein größeres Chaos befördern als dieses? Völlig Zerstörung dessen was einmal zählte. Gerade zählt nichts mehr. Es ist alles dem Erdboden geweiht. Mein Mann und ich versuchen verzweifelt aus der Lage wieder heraus zu kommen. Aber wenn es einmal Scheiße läuft, dann hat die Scheiße ihren Weg erst recht geebnet. Wie ein ausgebrochener Vulkan können wir unser Leben vor dem ausbrechen der Lava nicht mehr schützen. Die Lava überrollt alles und zerstört gerade mein ganzes Dasein. Alles was ich einmal war wird gefressen von der heißen, alles vernichtenden Lava. Mein Mann steht hilflos am Berg des Vulkans und schmeißt Schnipsel in den Krater um den Ausbruch zu stoppen. Aber mit den Schnipsel feuert er den Ausbruch nur noch mehr an. Der Vulkan ist mein Leben, und mein Leben hat sich gerade selbstständig gemacht. Es gab mal viele Jahre, da habe ich mein Leben selbst beherrscht. Jetzt beherrscht das Leben mich und zeigt mir das man es nicht beherrschen kann.

Xavier Naidoo sagt dazu in einem Song:

Du musst dein Leben leben oder dieses Leben macht mit dir was es will!


Ich habe so eine Wut auf Matheo. Ich bin so wütend was er alles angerichtet hat. Oh ja, jede von den Müttern unter uns kennt die Wut auf ihr Baby. Jede Mutter die ehrlich zu sich selbst ist, weiß genau was ich meine. Ich habe nur einen anderen Grund wütend auf Matheo zu sein. Ich bin nicht wütend weil er mir den Schlaf raubt und weil er mich mit seinem schreien in den Wahnsinn und an den Rand der Verzweiflung treibt. Nein. Ich bin wütend auf ihn weil er genau das nicht tut. Er tut nämlich etwas viel schlimmeres. Er hat uns verlassen. Und er hat uns allein gelassen mit all diesen Problemen die nun in unser Leben getreten sind. Nichts ist mehr wie es einmal war.

Wird es irgendwann stimmen? Das nur etwas Neues entstehen kann dort wo totale Zerstörung geherrscht hat?

Ich wage es kaum daran zu glauben. Das einzige was ich mir jeden Tag denke und was mir einen Grund gibt nicht im Bett zu bleiben sondern aufzustehen ist, dass ich denke, es kann eh nicht mehr schlimmer werden. Aber doch, in stillen momentan weiß ich das es noch schlimmer geht.

Diese Wut auf Matheo muss raus. Meine Mama versteht Sie sehr gut. Mein Mann versteht Sie gar nicht. Jedoch, hier sind wir wieder dabei, eine Mutter kann das verstehen. Auch wenn er für seinen Tod nichts kann, ist er doch Verursacher an der momentanen Situation.

Obwohl er eigentlich gutes in unser Leben bringen sollte, wirbelt er alles wie ein Tournado umher. Was ist denn sein Ziel davon bitte schön? Seine Mama ist stark aber ich frage mich manchmal ob er zu große Erwartungen in mich gesetzt hat. Was für eine Änderung hält Matheo denn noch bitteschön für mich bereit?

Ich habe keine Lust mehr auf Chaos Matheo. Hörst du das? Kannst du das lesen?

Ich verspüre diese Wut ja nur, weil ich den verstorbenen Menschen, meinen Sohn Matheo, mein Baby -  so schmerzlich vermisse – wäre er mir gleichgültig, so wäre ich auch nicht wütend. 

So ist der nächste Schritt schon vorbereitet. Verzeihung. Ich verzeihe ihm und mir. Wir konnten beide nichts dafür. Denn er liebt uns und wir lieben ihn. 



Montag, 5. Oktober 2015

Zurück ins Leben?

Lange habe ich nichts mehr geschrieben.

Denn mir ging es die letzten Wochen ganz gut. Ich konnte wieder alltägliche Dinge erledigen, Lachen und sogar mal an etwas anderes denken. Dann denke ich, ich habe es ganz gut weggesteckt. Doch so einfach ist es leider nicht.

Natürlich rückt nach einigen Monaten alles etwas in den Hintergrund und man muss wieder aufstehen und weiter machen. Doch ich befinde mich ja noch immer im Mutterschutz und somit in meinem geschützten Umfeld. Ich mache immer noch nur die Dinge, auf die ich gerade Lust habe. Und ich Unternehme auch nur Dinge, wo ich weiß das Sie mir gut tun. Dinge die drohen, mich wieder runterzuziehen mache ich nicht. Nicht mehr.

Früher habe ich viele Sachen getan, nur um es anderen Recht zu machen. Dies ist nun nicht mehr der Fall. Ich bin nicht Egoistisch geworden aber ich denke endlich mal an mich selbst. Egoismus ist, wenn man nur Dinge zu seinem eigenen Vorteil tut egal ob man anderen Schadet oder nicht. Ich Schade aber niemanden im Gegenteil. Ich höre endlich auf mein Herz. Weil danken tut es einem doch sowieso niemand.

Apropos danken tut es einem niemand. Ich bekomme in letzter Zeit immer mal zu hören, natürlich hinter meinem Rücken, wie denn unsere Ehe diesen Schicksalsschlag wegsteckt? Mir bleibt dann bisher immer der Mund offen stehen. Wie Ekelhaft ist unsere Gesellschaft eigentlich? Wie die Aasgeier kreisten Sie vorher über meiner Schwangerschaft und gönnten es einem nicht und nun hofften einige Niederträchtigen Personen das meine Ehe dadurch kaputt geht?

Man darf ja mal nicht vergessen, WIR haben UNSER Kind verloren. Es ist nicht so, dass wir eine Ehekrise im klassischen Sinn haben. Wir haben einen GEMEINSAMEN VERLUST weil UNSER GEMEINSAMES Kind gestorben ist. Und dieses Kind haben WIR uns gewünscht und mein Mann wünscht sich NIX sehnlicher als mit MIR ein 2. Kind irgendwann zu bekommen.

Also da fragt man sich doch ernsthaft, wieso sollte unsere Ehe daran kaputt gehen? Im Gegenteil. Genau das Gegenteil passiert. Wir werden zu einer Einheit wie bei der Bundeswehr. Kameraden halten zusammen auch wenn die Atombombe fällt. Wir stärken dem jeweiligen Verletzten von uns und würden Ihn niemals im Stich lassen. Wir haben unsere gemeinsame Zukunft verloren und diese werden wir gemeinsam wieder aufbauen.

Die meisten Menschen sind eben widerwärtige Kreaturen. Sieht man an unserer aktuellen Wirtschafts- und geopolitischen Lage. Instrumentalisierende Kriege werden geführt und das von Menschen. Wir bekriegen uns gegenseitig mit allem was uns an Schwachstellen geboten wird. Die hoch entwickelten Staaten sind dabei ganz weit vorne. Denn in diesen Staaten herrscht purer Materialismus und Egoismus. Hier zählt nicht "Liebe deinen nächsten" sondern "zerstöre deinen nächsten".

Dieses Motto lässt sich auch in meiner aktuellen Beruflichen Lage widerspiegeln. Höchstwahrscheinlich werde ich gekündigt. Warum? Ja, geil wäre wenn ich das selber wüsste. Lediglich bis auf die Aussage, dass ich aufgrund des Tod meines Kindes nicht mehr belastbar sei und ja eh bald wieder Schwanger werde, weiß ich nicht wieso. Woher meine Arbeitgeber diese Erkenntnis nehmen? Pf, das habe ich Sie gefragt. Es folgte keine Antwort darauf. Ich weiß nur, dass ich meine alte Stelle nicht zurück bekomme, weil dort schon eine neue Brut des Systems sitzt.

Ob mich das fertig macht? Hat es eine Zeit lang aber meine Prioritäten haben sich verschoben. Und zwar so krass verschoben, wie die Kontinentalplatten nach einem Horror Erdbeben. Alles was vorher wichtig war und ganz oben stand, steht nun mittig.

Es ist Wahnsinn für mich, wie sich das ganze Leben schlagartig ändern kann nach einem Schicksalsschlag. Am Anfang hat mir das noch sehr viel Angst gemacht. Wir leben unser Leben in einem Wust aus vorgefertigten Strukturen. Manche, Mutige Menschen von uns brechen im Teenager Alter schon aus den Strukturen die vorgegeben werden aus. Andere Menschen, so wie ich, brauchen so einen Schicksalsschlag um wach zu werden.

Und komplett wach bin ich noch immer nicht, ich werde gerade wach und das bezogen auf eine Menge an Dingen und auf meine Einstellung zum Leben.

Ich bin immer noch froh meinem Mann an meiner Seite zu haben, den er ist einer der wenigen der diesen neuen Weg ins Leben mit mir geht weil Matheo uns beide auf diesen Weg geschickt hat. Niemand sonst geht diesen Weg mit. Begleitend ja aber über die Steine klettern nur Brian und ich. Und dafür bin ich dankbar. Was die Zukunft bringt ist Ungewiss. Aber das es anders und intensiver wird, weiß ich jetzt schon.



Mittwoch, 9. September 2015

Tränen

Ich sitze hier auf der Couch und die Tränen Fließen wie schon seit Wochen nicht mehr. Ich kann gar nicht mehr aufhören. Es tut wieder so weh. 

Ich sitze zwischen Fotos von der Schwangerschaft. Fotos von Matheo aus dem Krankenhaus und seiner Spieluhr. Ich möchte ihn einfach zurück haben. Ich will ihn doch nur in meinen Armen halten. 

Es tut so weh. Es ist einfach nicht in Worte zu fassen.

Heute ist es wieder besonders schlimm und ich habe das Gefühl ich steh wieder ganz am Anfang. In den letzten Wochen hat sich gar nichts getan. Es ist nichts besser geworden. Und es tut noch genauso weh. Oft habe ich das Gefühl es tut noch mehr weh. 

Ich will einfach mein Baby im Arm halten. 
Mein Leben und die Welt um mich rum ist so ungerecht. Wie soll man damit leben können? 

Diese Nacht sitze ich mit meinem Rotwein und Matheos Spieluhr im Kerzenschein auf der Couch und weine. Ich weine - bis die Kraft irgendwann fort ist und es aufhört. Die Welle der Trauer und des Verlustes hat mich wieder mal vollkommen unter Wasser gezogen. Ich habe keine Lust mehr gegen sie anzukämpfen. Denn immer wenn es dunkel wird höre ich auf gegen die Wellen zu kämpfen. Ich lasse mich unter Wasser ziehen und mich von der Trauer hin und her reißen. Soll sie doch mit mir machen was sie tun muss. 

Matheo, ich liebe dich.

Deine Mama

Montag, 7. September 2015

Tattoo

Am Freitag hatte ich meinen 2. Tattoo Termin.
 
 
 
Meine Familie ist, glaube ich so langsam, der Meinung ich spinne total. Doch für mich ist es eine Art der Verarbeitung. Das ich nicht meine ganze Trauer ausschließlich in Tattoos verarbeiten kann ist selbst erklärend. Jedoch gibt es einen wichtigen Aspekt dabei für mich. Durch den Adrenalin Ausstoß beim Tätowieren habe ich das Gefühl noch am Leben zu sein. So oft die letzten Wochen habe ich das Gefühl ich lebe nur so vor mich hin und warte. Auf was ich warte weiß ich selbst nicht. Auf ein Wunder? Auf die Ergebnisse der Autopsie? Auf eine neue Schwangerschaft? Auf ein Allheilmittel?
 
   
Keine Ahnung. Aber der Moment in dem ich Tätowiert werde zeigt mir das ich lebe. Der Schmerz und das Adrenalin was ich dabei spüre gibt mir ein Gefühl vom "am leben sein" zurück.
 
Das klingt bescheuert? Das klingt für niemanden bescheuert, der das Gefühl der niederreißenden Trauer kennt. Es ist ein extrem intensives Gefühl die Trauer. Sie reißt dich immer wieder in Ihre tiefen und zieht dich aus dem Leben. Die Trauer nimmt dir dein Lächeln. Und Sie nimmt dir den Verstand. Nicht immer gleich stark aber sehr oft unerwartet.
 
Für mich, habe ich mit meinen beiden Tattoos einen Weg gefunden einen weiteren Schritt ins Leben zurück zu kommen. Und ich bin jedes mal erschrocken von mir selbst, wie wenig Schmerz ich dabei empfinde. Ich könnte, wenn es um den Schmerz geht, ewig so weiter machen, denn es tut mir kaum weh. Ist das so, weil ich so Schmerzen erlitten habe durch den Verlust von Matheo? Kann ich keinen anderen Schmerz mehr spüren?
 
Hier und da, je nach dem an welcher Stelle die Nadel der Maschine ansetzt schließe ich die Augen. Es ist schmerzhaft aber nur kurz. Und ich warte gespannt wann es wieder weh tut. Ich freue mich fast auf die schmerzhaften Stiche der Maschine.
 
Als der Tätowierer über den Brust den letzten Teil des Tattoos stach, sagte er: "ab jetzt wird es nicht angenehmer". Die Brust und der Bereich darüber soll eine der Schmerzhaftesten Stellen zum Tätowieren sein. Ich hatte keine Angst. Es tat weh aber jeder Stich zeigte mir, ich gehe ein Stück zurück aus meinem Koma - Wolken Zustand. Ich merkte und spürte wieder etwas. Er hätte noch ewig so weiter Tätowieren können wenn es darum ging. Ich war fast traurig als wir fertig waren nach einer Stunde.
 
Als ich zu Hause war, merkte ich wie die Anspannung abfiel. Mein Körper hatte das nicht so leicht weggesteckt wie mein Kopf anscheint. Ich war richtig platt danach. Ich sah in den Spiegel und erschreckte mich vor mir selbst. Was hab ich gemacht? Ich war rausgerissen aus meiner Lethargie und realisierte da erst richtig, dass ich nun ein weiteres Tattoo für den Rest meines Lebens hatte. Was war los mit mir? Ich kenne mich selbst nicht mehr. Aber langsam gefällt mir diese neue Person im Spiegel. Denn sie hat sich sehr verändert. Sie ist mutiger geworden und weniger ängstlich. Diese Person im Spiegel tut Dinge die mein altes Ich nie getan hätte. Ob alle das so positiv finden? Ich denke nicht aber das wichtigste ist, dass mein Mann mich liebt so wie ich bin. Und auch er hat sich verändert und befindet sich noch auf seinem Weg. So ein Schicksalsschlag verändert jeden zwangsläufig ob wir wollen oder nicht.
 
Plötzlich schaust du in den Spiegel und weinst weil du dich selbst nicht mehr kennst. Aber man fängt an sich daran zu gewöhnen. Und es ist nicht alles schlecht was sich ändert. Es ändern sich Dinge, die einen schon immer an einem selbst gestört haben. Und das ist durchaus eine positive Sache. Matheo hat mir beigebracht wieder auf mein Herz zu hören und mutig zu sein. Er hat mir auch beigebracht das zu tun was ich will und nicht was andere von mir Erwarten. Mein kleines Baby hat mir soviel beigebracht obwohl es nur so kurz bei mir war. Und ich blicke gespannt auf diese Reise, auf die er seinen Papa und mich geschickt hat.
 
Mein Spruch auf Latein, die Feder die ihn schreibt und die Sterne als Ziel
 
 
Mein Mann und ich, wir wachsen beide ganz eng zusammen. Es wandelt sich und wird alles intensiver. Wir lernen uns beide selbst von einer anderen Seite kennen. Die Seite, die wir Menschen haben, wenn wir mit einem riesigen Verlust kämpfen. Und wir geben uns gegenseitig die Kraft zum weiterleben. Und wir geben dem anderen Raum und Zeit es auf seine eigene Weise zu verarbeiten. Und bei allem ist Matheo bei uns. Nicht Physisch aber Emotional.
 
Nach ein Paar Tagen haben sich noch nicht alle an mein Tattoo gewöhnt aber ich mich selbst. Ich bin verliebt darin. Und auch in die Stelle die es ziert von nun an für alle Tage. Dieses Tattoo drückt aus worauf es im ganzen Leben ankommt. Darauf das nichts selbstverständlich ist und unser Weg zum Ziel oft lang und hart ist. Und manchmal  ist der Weg den wir gehen das Ziel.






"Das Schicksal ereilt uns oft auf den Wegen, die man eingeschlagen hat, um ihm zu entgehen."
(Jean de la Fontaine)





 

Mittwoch, 2. September 2015

Meine Hebamme

Gestern war meine Hebamme noch mal bei mir.
 
Ich habe es lange nicht geschafft mich richtig mit dem Thema Rückbildung auseinander zu setzen.
 
Nach etwas Recherche im Internet fand ich Angebote zu Rückbildungskursen für Verwaiste Mütter. Doch komischerweise gibt es zwar diese ganzen Organisationen die etwas für einen anbieten nur  bekommt man dort kein Feedback. Ich bin mehr der E-Mail Typ und rufe nicht gerne irgendwo an. Doch auf all meine Emails und die Emails von meinem Mann, zu den sogenannten Gruppen für betroffene Eltern, bekamen wir kein Feedback. Das ist ziemlich nervig. Diese Organisationen scheinen alle nicht sonderlich gepflegt zu werden. So ähnlich ist es auch mit den Rückbildungskursen für verwaiste Mütter. Hier sieht man wieder, dass diese Frauen und auch ich, wir werden uns selbst überlassen. Eigentlich traurig, denn gesetzlich haben wir genau so einen Anspruch auf einen "richtigen" Rückbildungskurs und eigentlich sollte das auch kein Thema sein, dafür genug Frauen zu kriegen. Meine Hebamme erzählte mir gestern noch, dass Sie aktuell auch zwei betroffene Frauen hat.
 
Krass, wie viele betroffene es gibt. Aber nie spricht jemand darüber. Diese Frauen sind genauso sich selbst überlassen wie ich. Aber wer suchet der findet schnell gleich gesinnte dank Internet.
 
Meine Hebamme hat sich super viel Zeit für mich genommen und generell über alle nochmal mit mir gesprochen. Auch auf mein Gewicht kamen wir zu sprechen. Sie sagte, dass die Stillhormone den Körper überschwemmen. Auch eine Mama ohne Baby. Diese Stillhormone sorgen dafür, dass der Körper egal was man futtert, Reserven zum stillen bildet. Mein Körper hat wohl nicht mitbekommen das ich nicht stille und niemanden zum stillen habe. Bei dem Gedanken fange ich wieder an zu weinen.
 
Matheo fehlt mir so sehr. Jeden Tag wird es mehr. Wenn es ganz schlimm wird fahre ich zu Matheos Grab. Und fühle mich ihm ganz nah. So nah wie zur Schwangerschaft und so nah als läge er noch in meinem Arm.
 
Sie empfahl mir noch einen Tee. Maisbarthaar Tee. Dieser soll helfen den Stoffwechsel wieder anzukurbeln und den probiere ich seit heute aus. Dieser Tee ist in der Apotheke erhältlich. Schmeckt eigentlich wie jeder Kräuter Tee.
 
Dann zeigte sie mir noch Übungen für den Beckenboden und Übungen um die Bauchmuskulatur.wieder zurück zu bilden. Diese ist nach der Geburt total auseinander geschoben und wird wohl ohne konsequentes Training der Seitenbauchmuskeln nie mehr von allein zusammen rücken. 3 Monate soll ich ausschließlich die Seitenmuskeln trainieren und dann fühlen ob die Mitte des Bauches geschlossen ist. Wenn nicht noch länger trainieren zu Hause. Und erst danach wieder die geraden Bauchmuskeln trainieren.
 
Wahnsinn... Wahnsinn wie sich mein Körper verändert hat und was eine Schwangerschaft für weitreichende Auswirkungen auf den Körper hat. Und wie Hardcore, diese ganzen Sachen durchzustehen ohne sein Baby. Ich würde alle dafür geben Matheo zurück zu holen. Aber das kann ich nicht. Werde ich das je verstehen? und werde ich das je akzeptieren können?
 
Meine Hebamme hat mich sehr bestärkt in dem Denken, dass ich den Traum von einem Baby nicht aufgeben soll. Und das sie es gesund findet das ich an eine 2. Schwangerschaft denke. Sie hat mich emotional sehr bestärkt das ich in allem was ich bisher getan habe das richtige tue. Ich war positiv gestimmt nach dem Gespräch und habe den ganzen Tag nicht mehr geweint.
 
Neuigkeiten bezüglich der Autopsie gibt es immer noch nicht. Aber auch Sie möchte die Ergebnisse gerne wissen sobald Sie da sind.
 
Es heißt weiterhin warten.
 
So langsam fallen auch wieder Organisatorische Sachen an. Mein Mutterschutz endet Mitte Oktober. Und ich bekomme Panik wenn ich nur daran denke. Dann sind 18 Wochen rum.  Mein Leben sollte doch ab jetzt ganz anders aussehen. Unter normalen Umständen wäre Matheo jetzt vielleicht schon geboren gewesen. Der 14.09.2015 ist sein errechneter Entbindungstermin gewesen. Mir graut es vor diesem Tag. Keine Ahnung was ich da tun werde. Ich weiß, es ist nur ein ungefährer Tag aber es hingen an diesem Tag so viele Zukunftsvisionen und Glück.



Donnerstag, 27. August 2015

Immer wenn es dunkel wird

Wenn es Abend wird, die Sonne unter geht und alles zur Ruhe kommt geht die Trauer erst los.

Es wird in den letzten Wochen wieder schlimmer. Ich mag Abends schon gar nicht mehr Richtung Bett gehen. Wenn ich in der Dunkelheit liege bekomme ich Panik, ich kriege keine Luft mehr und habe das Gefühl ich falle. Ale wenn mich jemand geschubst hat und ich in ein schwarzes Loch falle ohne was zu sehen. Dieses Gefühl ist kaum zu beschreiben aber wie eine Panikattacke trifft es sehr gut.

Dies alles soll aufgrund des Traumas passieren, dass Eltern erleben wenn Ihr Kind stirbt. Oder auch wenn nahestehende Verwandte sterben, erleiden wir ein Trauma. Das kann sich in Weinen, Erstarren, Atemnot, Herzrasen und Panikattacken äußern. Ein Trauma ist eine Überlebensstrategie unseres Unterbewusstseins. Aber es ist wichtig diese Gefühle, sind Sie noch so schlimm für Außenstehende, zu durchleben. Denn das ist wichtig, damit ungelebte Trauer nicht dauerhaft krank macht.

Das Gefühl dabei ist das altbekannte. Als würde mir einer das Herz zerdrücken mit der Faust. Es tut unheimlich weh im Brustkorb und das atmen fällt schwer. Ich muss mich dann hinsetzen und versuchen mich zu beruhigen. Aus Angst vor dem was dort mit mir passiert, fange ich an zu weinen. Mein Mann sitzt dann hilflos neben mir und streichelt mir über den Rücken. Er fragt was er tun soll?Aber er kann nichts dagegen tun. Es hilft einfach nichts.

Dann kommt wieder die Frage "WARUM" auf, warum Matheo sterben musste. Warum unser Baby?

Ich bekomme auch in dieser Nacht wieder keine Antwort. Aber ich weiß, das es allen Müttern so geht, deren Baby oder Kleinkind gestorben ist. Aber es ist schwierig Unterstützung zu erhalten, sei es von Freunden oder Verwandten. Man ist in sich selbst gefangen, mit dieser Urgewalt an Trauer, denn auch wir müssen erst lernen damit umzugehen.

Für jede Mutter und jeden Vater ist der Abschied von ihrem geliebten Kind ein langer und schmerzvoller Weg. Und diesen Weg geht man als Paar fast ganz allein.

Ich stehe auf und gehe zu Matheos Box. Ich hole seine Spieluhr heraus und atme den Geruch tief ein. Mein Körper entspannt sich und mein Herz wird von der starken Faust in meinem Brustkorb los gelassen. Ich kann wieder atmen.

Ich spiele die Musik der Spieluhr nicht ab, trage sie ganz vorsichtig zum Bett und lege mir die Spieluhr auf den Bauch. Ich habe immer Angst, dass die Musik los geht. Ich ertrage diese Musik nicht. Noch nicht. Wurde Sie doch als er starb noch abgespielt und begleitete Matheo auf seinem Weg.  Aber die Spieluhr ist ein Stück Matheo. Es geht mir gut wenn diese Uhr bei mir ist.

Dieses Gefühl sie zu holen, aus der Box heraus, brannte in mir. Und dann wurde alles gut. Ich schlief sogar ein. Träumte nichts. Es war nur leere da.

 

Matheo, seine Spieluhr und ich





Mittwoch, 26. August 2015

Alles was ich bin, warst du

       
Du warst ich und ich War du.
Alles wollte ich dir geben.
Alles gabst mir du.

Nacht für Nacht besuchst du mich und rufst mir immer zu:
Mama Bitte Wein jetzt nicht, ich schau von oben zu.
Es sind deine Tritte, die ich bis jetzt noch spür.
Es ist dein friedliches Gesicht, das ich bis heute noch berühr.

Mein Glück warst du.
Mein Traum bist du.
Mein Traum warst du.
Mein Glück bist du.

Alles und jeden würde ich nun geben um dich noch mal zu sehn.
Dich zu halten, dich zu wiegen, wie es mir steht nicht zu.
Auf ewig werde ich dich lieben.
Leben werd ich nur für dich.
Bis wir uns einst im Himmel Wiedersehn.


 


Montag, 24. August 2015

Warten

Warten... warten war noch nie meine Stärke.

Wenn man jemand ungeduldig nennen kann dann definitiv mich. Ich bin immer auf der Überholspur, sei es mit dem Auto, zu Fuß, mit dem Fahrrad mit meinen Worten oder mit meinen Gedanken oder meiner Arbeit. Manchmal vergesse ich dabei Luft zu holen und überhole mich selbst. Ja, das ist eine Schwäche. Als ich warten musste auf die Schwangerschaft, oh Gott es war nicht besser. Und jetzt? Jetzt sitze ich hier seit 2 Monaten und 2 Wochen und warte wieder. Ich warte auf die Ergebnisse der Autopsie.

Wir haben Matheo ein paar Tage nach seinem Tod zur Obduktion freigegeben. Denn seine Todesursache war und ist immer noch unklar. Man vermutet eine Infektion aufgrund der Geschehnisse kann aber nach mehrfachen Bluttests einfach nichts finden. Wie schön wäre es gewesen, ein Ergebnis wäre ganz klar abgrenzbar gewesen. Aber so leicht ist es nicht. Die Entscheidung eine Obduktion zu machen viel uns nicht leicht. Der Gedanke was dort mit dem eigenen Kind getan wird, lässt einen Gänsehaut bekommen. Aber dennoch haben wir uns dafür entschieden und bereuen es keine Sekunde. Was ich bereue ist das ich wieder warten muss.

Wieso muss man in seinem ganzen Leben immer warten?

Die Tatsache das wir schon so lange warten auf die Ergebnisse zeigt uns, dass noch immer nichts gefunden werden konnte. Ein Autopsie Befund ohne Ergebnis, so sagte der Kinderarzt der Neo, sei nicht negativ. Aber wie wäre es wirklich? Wenn man uns nun sagt, Sorry es gibt keinen erkennbaren Grund?

Ich weiß es nicht. Das einzige was ich weiß ist, dass ich meine Geduld im Warten niemals bessern werde. Es wird immer meine Schwäche bleiben. Aber die Schwächen haben wir ja schließlich alle.

Gestern bekam ich Frust wegen allem. Es war so heiß die letzten Tage und meine Neubepflanzung auf Matheos Grab hatte die Hitze nicht verkraftet. Alle - oder sagen wir, die meisten - Blumen hatten die Sonne nicht verkraftet und waren hinüber. Ich hatte einfach keine Ahnung welche Blumen Grabtauglich sind. Wo lernt man diese skills bitte? Ich war so sauer, riss alles was verdorrt war aus der Erde und war frustriert darüber das ich nicht mal das Grab hin bekomme. Wie sollte ich dann das ganze Warten hinbekommen? Ich war und bin einfach überfordert.

Zu Hause weinte ich so sehr und das nur wegen ein paar dämlichen Blumen. Das Grab war alles was mir von Matheo geblieben ist. Und nun gaben die Blumen den Löffel ab. Wie konnten diese dämlichen Blumen mir nur sowas antun? Sie sollten mich glücklich machen beim Anblick. Aber nicht frustriert und sauer. Ich googlete welche Blumen geeignet sind. Das Ergebnis war nüchtern. Nicht allzu viele Blumen, die auch noch schön sind, sind Grabtauglich. Problematik Sonne. Matheos Grab liegt im Sommer ca. 13 Stunden in der Sonne. Nicht viele Blumen kriegen das hin.

Was ist jetzt vorhabe? Ich habe keine Ahnung. Ich werde warten.

Warten wird von nun an zu meiner Lebensaufgabe.
  1. Warten bis ich die richtigen Blumen finde für Matheos Grab.
  2. Warten bis mir der Autopsie Befund sagen kann, warum Matheo starb.
  3. Warten bis ich irgendwann wieder Schwanger werde und dann
  4. warten bis dieses 2. Kind gesund zur Welt kommt.

Das ist alles ganz schön viel warten für jemand der so gar nicht gerne wartet.


Alles nimmt ein gutes Ende für den,  
der warten kann.

(Leo (Lew) Nikolajewitsch Graf Tolstoi (1828 - 1910), russischer Erzähler und Romanautor)




Sonntag, 23. August 2015

Urlaub ohne Matheo

Mein Lieblingsmensch hatte vor ein paar Wochen eine ganz tolle Idee. Wir brauchten Urlaub.
Über 2270m hoch in den Bergen der Schweiz

Zu Hause ist man in seinem immer gleichen Trott. Man hat keinen Raum um den Gedanken und dem Geist Luft zum atmen zu geben. Die Alltäglichkeit verdüstert die Sinne. Alles hier zu Hause erinnerte mich daran, dass Matheo nicht im September hier bei uns sein würde. Ich lief jeden morgen an seinem Zimmer vorbei und sah seine Wippe. Ich stelle mir jeden morgen vor, wie es gewesen wäre, wenn Matheo in seiner Wippe gelegen hätte während ich mich schnell im Bad fertig machte. Wie er mich vielleicht aus der Wippe beobachtet hätte und mich angelächelt hätte.

Ja die Gedanken an das hätte, wäre wenn... tun sehr weh. Hingegen einiger gut gemeinter Ratschläge wird sein Zimmer so bleiben wie es ist. Auch sein Kinderwagen wird nicht verkauft. Es war und ist mein Traumkinderwagen. Und irgendwann vielleicht wird in diesem Kinderwagen sein Bruder oder seine Schwester sitzen und meine zerstörte Welt, mit jedem lächeln aus diesem Wagen, Stück für Stück wieder aufbauen.

Aber an Heilung war ja erstmal nicht zu denken. Ich sagte oft zu meinem Mann, könnten wir doch einfach nur Weg. Rucksack packen und einfach nur Weg. Ich hatte oft in den Wochen Kurzschluss Momente wo ich rasend vor Verzweiflung und Wut war. Ich konnte nicht mehr klar denken und wollte nur noch weg. Ich wollte davon laufen. Auch wenn es nur räumlich ging und nicht emotional. Ich glaubte es helfe. Und das sah mein Mann auch so. Da finanziell durch die Beerdigung keine Fernreise drin war entschieden wir zur Oma Schweiz zu fahren. Sie wollte uns bekochen und uns einen Tapetenwechsel bieten. Auf andere Gedanken kommen sagte Sie. Ja, das war genau das was wir brauchten.

Als wir in der Schweiz ankamen und ich die Berge sah, fing meine Seele an Urlaub zu machen. Ich weinte in dieser Woche nur einmal. Und das war bei der Abreise. Ich bekam emotional und räumlich Abstand zu unserem Schicksalsschlag. Wir konnten beide Kraft sammeln für die weitere Zeit der Trauer die uns noch bevor steht. Das heißt nicht, dass wir Matheo vergessen oder ignoriert hatten. Er war jeden Morgen wenn wir aufwachten Thema und Abends wenn wir einschliefen. Wir sprechen immer über Matheo. Und wenn wir nicht sprechen, denken wir dennoch jede Sekunde an Ihn. Jeden Tag. Ob wir weinen, ob wir lächeln, ob wir essen, ob wir Dinge erledigen. Er ist immer da.

Berge
Unendliche Weiten der Berge

Die Wirkung eines Tapetenwechsels auf die Stimmung der Trauer ist toll. Vielleicht lag es auch an den  Bergen. An den unendlichen Weiten die dem Kopf Weite boten und Abstand gab von unserer hektischen Welt. Hier in den Bergen war alles langsam, ruhig und mit sich im Einklang. Das färbt zwangsläufig ab. Mich zog es immer wieder in die Berge in meinem Leben. Mein Mann und ich sind beide begeisterte Wintersportler und lieben den Blick in die Weite der großen, mächtigen Berge. Die Berge zeigen einem wie klein wir Menschen doch sind. Und das wir auch nur ein kleiner Teil von allem sind. Und auch hier gibt es wieder eine Erinnerung an Matheo. In unserem letzten Winterurlaub in Österreich war ich schon mit Matheo Schwanger. Aber da wussten wir es noch nicht im Dezember 2014.

 

Wir entdeckten viele Symbole auf unserem Weg im Urlaub die uns an Matheo erinnerten. Auch die direkte Begenung mit den Kühen auf der Weide gab mir wieder zu denken. Ich hatte einige Zeit versucht vegetarisch zu leben. Es jedoch aus mangelnder Kraft nicht ganz geschafft. Als ich in diese Augen der Kälber auf der Alm sah, kriegte ich wieder 1 Woche kein Fleisch runter. Und um dieses süße Kalb flog ein Weißer Schmetterling.

Kalb auf der Alm
 

Ganz besonders fasziniert waren wir von den immer widerkehrenden Steintürmchen. Wir fragten uns ständig was es damit auf sich hatte. Es gibt von der Begründung "Wegweiser" bis zu "Spirituellen" Begründung alles. Wir fanden am schönsten, dass unten die großen Steine die Alten der Familie wie Oma, Opa symbolisiert. Darüber werden die Steine immer kleiner bis zum kleinsten Familienmitglied das Baby. Und so haben wir auch Matheo zwei Steine aus der Schweiz mit gebracht die nun sein Grab zieren.



Steintürmchen San Bernadino
 

Ich denke oft, wenn mich die Trauer um Matheo wieder überrollt an die weiten der Berge. Ich hatte dort so ein besonderes Gefühl der Nähe zu Matheo. Ich weiß nicht wieso. Vielleicht durch die Höhe der Berge. Man ist viel Näher am Himmel.
 
Mein Mann und ich hatten die richtige Entscheidung getroffen. Auch uns als Paar tat dieser Urlaub sehr gut. Wir hatten mal wieder nur Zeit für uns. Der Nebel der Trauer lichtete sich etwas. Auf der Beerdigung sagte ein Kollege meines Mannes zu mir: "Ihr dürft euch dabei nicht vergessen." Ja er hatte recht. Nach so einem Schicksalsschlag vergisst man zuerst alle anderen und dann sich selbst. Aber wir als Paar mussten weiter leben auch wenn Matheo nun nicht bei uns sein darf.
 
Dichter Nebel in den Schweizer Bergen passte zum Nebel der Trauer

Bei unserem letzten Urlaub in Thailand war Matheo noch dabei. Und so war es der erste Urlaub ohne Matheo. Es war schon seltsam. Wir hatten uns nur noch auf Urlaube mit ihm eingestellt. Hatten schon ein Strandurlaub geplant wenn der kleine laufen konnte. Und nun waren wir wieder nur zu zweit.

Der Weg nach Hause war die Hölle. Ich fing ohne Grund urplötzlich an zu weinen. Die Berge verschwanden am Horizont und die hässlichen Städte kamen näher. Und damit mein Schmerz um mein Totes Kind. Ich musste so weinen, das ich nicht weiter fahren konnte. Wir mussten anhalten. Ich verstand es selbst nicht. Woher kam das? Wir fuhren zurück in unser altes Leben in dem nichts mehr war wie vorher. Und alles in mir sträubte sich dagegen. Es tut einfach verdammt weh in ein leeres Haus zu kommen in dem ab September kein Säugling schreien wird.

 
"Wir müssen lernen, ohne dich zu leben."
 
 
 
 
 

Samstag, 22. August 2015

Monatlicher Rückschlag

Als Schwangere freut man sich so darüber, wie jeden Monat die Periode ausbleibt. Am Anfang der Schwangerschaft hatte ich noch immer Angst, dass Sie nun doch kommen würde. Nach 4 Monaten ohne Periode habe ich dieses Thema schon total vergessen. Periode? Was war das?

Spätestens wenn mein Umfeld missmutig und mies gelaunt verkündete: Sie ist da! Wurde ich daran erinnert, das es dieses Thema ja noch gibt. Jedes mal freute ich mich, das ich dank meines Baby mit dem Driss nichts am Hut hatte. 40 Wochen. WOW... 40 Wochen ohne Periode.

Nach der Frühgeburt von Matheo ging der Spaß natürlich sofort wieder los. Wochenfluss nennt sich dies dezent. Extremer als alle Perioden die ich kannte aber absolut schmerzlos. Ok, da war Sie nun wieder. Und das nach nur 27 Wochen. Hey, ich hatte doch mit 40 Wochen gerechnet. Aber dadurch das mein Kleiner da war, war mir alles andere egal. Als Matheo ging, ging auch der Wochenfluss. Ganze drei Wochen hatte ich diesen. Danach 2 Wochen Ruhe und meine normale Periode setzte ein. Na wunderbar. Nun gehöre ich wieder zu den Periodlern.

Auch diesen Monat natürlich. Sobald mein Körper mich in Ruhe lässt und mich manchmal vergessen lässt, das ich bereits hochschwanger war, kommt der monatliche Rückschlag. Ich werde wieder erinnert, das ich nicht mehr Schwanger bin. Werde daran erinnert das mein Baby Tod ist. Ich bekomme miese Laune wenn ich das altbekannte Gefühl verspüre, bald setzt die Periode ein. Ich will das alles nicht. Will diese miese Laune die Sie bringt nicht dulden. Will nicht wieder körperlich merken mein Baby ist fort. Will nicht daran erinnert werden, wie glücklich ich als Schwangere war. Wie schön war es doch Schwanger zu sein. Noch nie habe ich mich so wohl in meinem Körper gefühlt wie zu der Zeit mit Matheo.

 

Der Zyklus ist diesen Monat wie angefahren. Völlig von der Straße abgekommen. Normal waren ein Zyklus von 31 Tagen. Nun bin ich schon bei 37. Quäle mich seit 6 Tagen mit den Prämenstruellen Symptomen rum und könnte brechen. Wäre mein Matheo noch nicht geboren, wäre auch das kein Thema in meinem Alltag. Wäre Matheo noch im Krankenhaus auf der Intensiv, würde ich noch Stillen. Und somit auch keine Periode.

Also wieder eine Strafe. Eine Erinnerung daran, dass nichts mehr ist wie es mal.

Donnerstag, 20. August 2015

Me, Myself and I

Der berühmt berüchtigte After Baby Body.
 
Heiß diskutiert und immer wieder mit Illusionen und Erwartungen der Gesellschaft verbunden.
 
Glückliche Mamis mit Säugling zu Hause interessiert das alles herzlichst wenig die ersten Wochen und auch Monate, vielleicht sogar Jahre.
 
Ich stand nun hier, ohne Matheo. Aber mit einem Körper der nur nach Schwangerschaft schrie. Viele fragten mich die "ersten Wochen", jawohl ersten Woche schon, wann ich denn mit dem Sport wieder anfangen wollte.
 
7 Monate lang hatte mein ganzer Körper daran gearbeitet sich zu verändern und Matheo groß und stark zu bekommen. Sieben lange Monate hatte sich der Bauch gedehnt, bis er einen Umfang von 110cm hatte. Zuvor waren dies 64cm. Die Oberweite ist ganze 2 Körbchen Größen gewachsen. Der Körper hat Reserven angesammelt um später das Baby ernähren zu können und genug Reserven zu haben ohne das wir Mamis beim Stillen umkippen.
 
Hoch motiviert nicht jeden morgen beim Anblick in den Spiegel an mein Totes Kind erinnert zu werden, ging ich Joggen. Bereits 4 Wochen nach der Geburt. Keine normal Mama geht 4 Wochen nach der Geburt Sporteln. Selbst die Rückbildung wird erst nach 8-12 Wochen nach Entbindung Empfohlen. Ich bekam prompt die Quittung. Am nächsten Tag konnte ich mich kaum Bewegen. Alle Bänder, Gelenke und Muskeln lockern sich während der Schwangerschaft damit der Bauch und das Becken und alles sich bewegen und verändern kann während das Baby unaufhaltsam wächst. Und ich glaubte allen ernstes, kurz danach sei alles wie vorher? Wieso lasse ich mich überhaupt unter Druck setzten?
 
Nach dem Krankenhaus passte ich auf einmal wieder in meine 36 Hosen. Ich war erstaunt. Trug ich im 7. Monat schon Größe 40, bedingt durch das breiter werden des Beckens. Doch dies änderte sich schnell nach nur wenigen Wochen. Obwohl ich kaum aß und die Trauer die bekanntlich schlank macht, nahm ich wieder zu. Die Anfänglichen verlorenen 12 Kilo schlichen sich pö a pö wieder rauf. Wie kann das sein? Ich fragte meine Ärztin und die sagte etwas, was mich einige Zeit lang wieder zurück warf. KORTISON.
 
Im Krankenhaus habe ich viele Stunden Kortison bekommen, damit Matheos Lunge schneller reift. Dies hatte für Matheo auch gut funktioniert. Seine Lungenwerte wurden von Tag zu Tag besser in den drei Tagen die er kämpfte. Doch meinen Körper und meinen Stoffwechsel haut dieses Medikament seit zwei Monaten aus den Schuhen.
 
Mein Mann sagte ich sei verrückt. Ich solle meinem Körper die Zeit geben die er braucht. Ich solle meinen Körper nicht noch mehr quälen. Er leidet genug unter dem Verlust von Matheo. Ich hatte furchtbar mit dem Milcheinschuss zu kämpfen, dieser hielt 4 Wochen an. Ich wurde quasi jeden Tag an Matheos Abwesenheit erinnert. Der Strich "Linea Negra" auf meinem Bauch, von der Schiebung der Bauchmuskeln, habe ich heute noch. Nach 2 Monaten und 2 Wochen hat sich diese Linie immer noch nicht zurück gebildet.
 
Die Schweizer Oma sagte sehr liebevoll zu mir: "Zum Kinder kriegen, brauchen wir Frauen Reserven. Du musst dich nicht abmagern. Denn ihr wollt doch bald ein 2. Kind. Zu dünne Frauen werden nicht Schwanger, denn der Körper von aus gemagerten schaffe es gar nicht ein Baby wachsen zu lassen, da er gerade selbst genug für sich hat."
 
Das was Oma Schweiz sagte, sollte nicht heiße wir sollen als Tonnen durch die Welt laufen. Aber Ihre Aussage bewahrheitet doch das, was ich selbst am eigen Körper gesehen habe. Kurz nach der Hochzeit als ich mich runterhungert und gesportelt hatte, wurde ich monatelang nicht schwanger. Erst als ich aufhörte zwanghaft auf mein Gewicht zu achten und ein paar Kilos zu nahm und im reinen mit mir selbst war, schlich sich Matheo unter mein Herz. Also hatte Oma Schweiz recht.
 
Und das ist alles normal. Meine Frauenärztin erklärte mir nochmal, das ich mir von niemanden einreden lassen solle, dass ich nur 2 Monate nach der Geburt aussehen muss wie vorher. Sie sagte mir auch, das selbst viele ein Jahr nach der Geburt nicht annähernd aussehen wie vorher. Sie nahm den Druck. Und dafür bin ich Ihr dankbar.
 
Mama´s und auch Sternenmamas können stolz sein, auf die Leistung die der Körper vollbracht hat. Ein Satz den eine Sternenmama aus meiner liebevollen Whats App Gruppe gestern sagte war: "Eine Geburt und eine Schwangerschaft lässt uns Frauen noch viel stärker werden als wir ohnehin schon sind."
 
Und sie hatte recht. Und auch Ihr bin ich für diese Aussage dankbar. Man merkt immer wieder, das letztendlich nur die einen verstehen, die selbst durch die Hölle der Trauer um ein Kind gehen.
 
 
 
 
 
Man ist nicht mehr, der man mal war - man sucht und findet irgendwann eine neue Identität.

Sonntag, 16. August 2015

Erinnerungen an Matheo

Zeichen gegen das Vergessen wollten mein Mann und ich setzen.

Erinnerungen verblassen so schnell und hätten wir keine Fotos von Matheo würden wir uns vielleicht jetzt, nach nur zwei Monaten schon fragen wie genau er ausgesehen hatte. Es klingt verrückt aber wir hatten nicht wie andere Eltern, deren Kinder vielleicht nach 5 Monaten, mit 2 Jahren oder 8 Jahren starben ohne Ende Fotos. Wir hatten keinen Alltag gehabt mit Matheo. Es gab nur die Zeit die er in meinem Bauch in unserer Mitte war. Hier war er präsent und das 7 Monate lang. Präsent durch seine Bewegungen. Er hatte immer geantwortet mit Stupsern und kleinen Tritten wenn Papa seine Hand auf meinen Bauch legte und mich ihm sprach. Er liebte seine Stimme einfach. Sobald wir Abends im Bett lagen und mein Mann mit Matheo sprach ging es richtig los. Mama wollte schlafen aber Papa und Sohn konnten sich ja erst jetzt Zeit gemeinsam schenken. Es waren so schöne Momente. Wenn ich daran denke kommen mir die Tränen.
 
Fotos von Matheo
 
Aber im Krankenhaus war alles egal. Es ging ums nackte Überleben. Da war keine Zeit für Erinnerungen zu schaffen. Deswegen waren wir umso dankbarer, dass das Krankenhaus so viele Fotos von Matheo gemacht hat. Diese Bilder sind uns beiden sehr viel Wert.
 
Wenn ihr euch fragt warum hier keine Bilder, außer die seines Fußabdruckes, von Matheo zu sehen sind, kann ich euch sagen warum. Mein Mann möchte das nicht. Er hält nicht viel von Bildern eines Kindes im Internet. Einmal eingestellt sind diese Bilder für immer im World Wide Web. Zudem findet mein Mann, dass ein Kind nicht die Möglichkeit hat selbst zu entscheiden ob es das möchte. Vielleicht ist den Kindern das später einmal unangenehm und peinlich wenn Sie sehen wie schamlos die Mutter alles des Baby´s postete bei Facebook. Nur wird es bei uns so oder so kein später geben für Matheo. Ein kleines Kind gehört nicht in eine öffentliche Plattform. Ausgesetzt und schutzlos der Meinung anderer. Im schlimmsten Falle wird trotz Copyright rechten das Bild für Werbung genutzt ohne das man es mit bekommt. Und so respektiere ich den Wunsch meines Mannes. Zudem ist es etwas besonderes wenn nur uns und auserwählte Menschen ein Foto sehen dürfen und es nicht jeder auf dem Handy hat und es Menschen zeigt die es nichts angeht. Nur eine Handvoll Leute durften  Matheo in seinem Moment des Sterbens sehen. Und das soll so bleiben.
 
Würdet ihr wollen, dass die ganze Welt ein Foto sieht kurz vor dem Moment bevor ihr sterbt? In eurem schutzlostesten Moment?
 
Ich bin so stolz auf Matheo und so stolz, das er ein so süßes Baby war. Er hatte ein bezaubernd süßes Gesicht. Alle Ärzte auf der Intensiv Station sagten wie süß er sei. Er wäre so ein hübsches Baby sagten Sie und er hätte das alles nicht verdient sagte derArzt. Ich war so stolz als Sie das sagten.
 
Viele Sterneneltern zeigen Ihre Babys, ob lebend oder schon Tot, in den Facebook Gruppen oder in den Blogs und Internetseiten. Sogar in den Büchern die las, fand ich ohne Ende Fotos. Aber auch viele Eltern, die es aus Respekt gegenüber Ihres Babys nicht wollten. Ich akzeptiere wenn andere Ihre Fotos teilen. Aber ich möchte auch, dass andere akzeptieren das mein Baby nicht hier hin gehört. Bildlich dargestellt. Ich habe eine Ecke im Schlafzimmer wo all seine Fotos stehen. Diese wo er lebte und in meinem Arm lag und diese wo er gestorben war. Der Körper verändert sich so schnell wenn wir sterben. Es hängen dort ebenfalls Bilder der Schwangerschaft. Diese teile ich gerne mit euch, denn ich kann für mich selbst Entscheiden. Es steht ebenfalls eine Kerze auf der Kommode im Schlafzimmer. Dort hat Matheo eine Erinnerungsecke an der nicht jeder Besucher in unserer Wohnung glotzend vor steht.

Er hat aber auch einen Platz in unserem Wohnzimmer, wo jeden Abend eine Kerze für Ihn brennt.

 


Die Erinnerungsbox

Ich habe relativ kurz nachdem wir wieder zu Hause waren aus dem Krankenhaus, eine Box gekauft bei Nanu Nana in der Stadt. In diese Box habe ich alles gepackt was unmittelbar eine direkte Erinnerung an Matheo ist. In der Box liegt das Kleid das ich trug als ich im Krankenhaus lag die drei Tage und in diesem Kleid platzte meine Fruchtblase. Dort liegt das T-Shirt meines Mannes, welches ich bei der Geburt von Matheo trug. Die ganzen Ultraschall Bilder, Bilder aus der Schwangerschaft und die restlichen Bilder aus dem Krankenhaus liegen dort. Ein Bild kann ich mir heute noch nicht ansehen. Auf dem Bild ist Matheo schon gestorben und sein Gesicht hatte sich von einem Lächeln zu einem ernsten Ausdruck gewandelt. Er sieht so Weise auf dem Foto aus. Aber eben so ernst und traurig, dass es mir das Herz verreißt. Ich merke beim Anblick schmerzhaft, das ich ihm dies nicht ersparen konnte. Ich hätte gerne getauscht und ihm meine Kraft und mein Leben geschenkt, hätte er doch nur Leben können. Das Foto zeigt mir unverschönert, das ich machtlos war und mein Baby sterben musste. Allein beim schreiben und den Gedanken an das Foto bekomme ich einen Kloß im Hals.
 
In der Box liegt auch eine Rassel die meine Mama, also Matheos Oma für ihn gekauft hatte. Eine Rassel mit einem Esel oben drauf in BLAU. Ja, auch meine Mama wusste nicht, dass wir einen Sohn bekommen aber Sie war die einzige neben meinem Mann der auf meine Intuition vertraute, das ich glaubte es sei ein Junge. Auch sie spürte das wohl. Sie erzählt mir oft, das sie glaubte es werde ein Junge.
 
 
Mein Mann und ich haben hingegen jeglicher Ratschläge in den ersten 12 Wochen nix zu kaufen, direkt in der 9 SSW eine kleine Acrylbox mit Söckchen von S. Oliver gekauft für Matheo. Die Acrylbox ist in einer Herzform und die Söckchen haben kleine Sterne. Wir zündeten jeden Abend neben den Söckchen eine Kerze an. Für unser ungeborenes Baby. Damit es gesund und munter zu Welt kommen mag. Diese 12 Wochen Regel ist absoluter Quatsch. Wie ihr seht und wie ich lernte durch die Frauen, es kann immer etwas passieren. Auch Jahre nach der Geburt.

In der Box ist mein Hipp Schwangerschaftsbuch, in welchem ich die Schwangerschaft von Monat zu Monat dokumentiert habe. Dort schrieb ich auf wie es mir ging und wie mein Bauchumfang in cm gewesen ist.
 
Es liegt eine kleine Mütze mit dem Schriftzug: Star is Born! in der Box. Ebenfalls ein kleiner Socken mit dem Schriftzug: I <3 Mom und Dad. Zu dieser Socke muss ich sagen, sie war verschwunden. Ich hatte 1 Woche bevor ich ins Krankenhaus kam angefangen die Babykleidung zu waschen. Die winzigen Babysocken hatte ich nicht in eine Waschnetz gepackt und so war der zweite Socken verschwunden. Ich ärgerte mich sehr. Das waren meine Lieblingssocken. Als wir aus dem Krankenhaus nach Matheos Tod nach Hause kamen machte ich am nächsten Morgen das Bett. Aus dem Bett fiel der 2. Socken. Und ich las nur: I Love Mum and Dad. Ich fing an zu weinen. War das ein Zeichen von Matheo. Er liebte uns und lies uns dies so bildlich wissen. Dieser Socken war 2 Wochen verschwunden und tauchte genau 1 Tag nach seinem Tod auf und lag vor meinen Füßen? Ich hatte alles abgesucht nach den Waschen ob der 2. Socken irgendwo hin gerutscht war. Vergebens.
Dieser Socken wartete auf seine Aufgabe.


Die verschollene Socke die plötzlich auftauchte
 
 
In der Box ist ein Body den mein Mann gekauft hat. Das einzige Kleidungsstück das mein Mann alleine kaufte. Das war so süß. Er war so unendlich süß als er mir den Body zeigte, den er ganz allein gekauft hatte. Ein weißer Body mit blauen Elefanten. Wieder Blau.
 
Die 3 Schwangerschaftstests die ich am ersten Tag machte liegen auch in der Box. Sowie eine Todesanzeige die mein Mann liebevoll gestaltet hat. Auch Matheos Kinderuntersuchungsheft befindet sich in der Box. Ebenfalls seine Blutergebnisse aus der Zeit nach seiner Geburt.


Matheo´s Todesanzeige
 
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Meine Mama hatte viel über Frühgeborene gelesen als Matheo am 08.06.2015 um 11.33 Uhr geboren wurde. Als sie hörte wie wichtig es sei, das sie Eltern bei dem Baby sind und mit ihm sprechen, kaufte Sie Matheo´s erstes Kinderbuch. Ein Kleines Pixi Buch. Wir wollten es Matheo vorlesen, denn das half den Frühgeborenem. Im Bauch sprach man ja auch täglich und ständig mit Ihm. Das Buch heißt: Ritter & Drachen. Meine Mama sagte, dass Matheo ein kleiner Ritter sei der kämpfen musste. In dem Buch kämpft der kleine Ritter gegen den Drachen. Aus Prinzip. Aber die beiden hatten sich zu lieb um sich weh zu tun und so wurden sie Freunde. Sie kämpften so jeden Tag aus Spaß miteinander. Es war ein Spiel. So wurden der Ritter und der Drache von Jahr zu Jahr älter. Und das Spiel wurde Ihnen langweilig. Sie wollten immer nur das die Zeit umging und Sie endliche zusammen Essen konnten. Sie merkten das Kochen ihrer beider Leidenschaft war und so ließen Sie das kämpfen und eröffneten ein Restaurant. Es wurde das beste Speiselokal des Mittelalters.
 
Leider kamen wir nicht mehr dazu, Matheo das Buch zu Ende vor zu lesen.


Matheo´s erstes Kinderbuch von seiner Oma
 
 
Zwei Dinge die mir so wichtig sind, befinden sich in der Box. Einmal seine Spieluhr von Steiff die Matheo bis zur Autopsie in Marburg begleitet hat und nun bei uns zu Hause ist. Mit ihr verbinde ich die intensiven Erinnerung an die Schwangerschaft, die Intensivstation und seinen Tod. Diese Spieluhr war immer dabei. Und die Decke. Diese besondere Luftballon Decke in der mein Sohn lag als er seinen Frieden fand. Diese Decke duftet nach Matheo und ist eine reelle, echte Erinnerung an ihn. Diese Box würde ich mit meinem Leben verteidigen so wichtig ist Sie mir.


Mein ein und alles - Die Luftballon Decke in der mein Sohn lag
 
 
 
Tattoo
 
Zu meinem Tattoo für Matheo habe ich in meinem Post: Ich trage dich wie eine Wunde, schon einiges erklärt. Es war nicht mein letztes Tattoo für Matheo und auch nicht mein letztes Tattoo im Leben. Spätestens mein Folgewunder wird irgendwann ein Andenken auf meiner und der Haut meines Mannes bekommen. Mein Mann lässt sich Ende des Jahres auch eine Erinnerung an Matheo Tätowieren. Mein zweites Tattoo folgt am 04.09.2015. Was es genau wird, verrate ich noch nicht aber es hat auch etwas mit Matheo zu tun. Ich werde euch ein Foto davon zeigen, sobald es gestochen ist.

 
 
Sternenkinderhimmel
 
Auf diese Seite bin ich per Zufall gestoßen. Es ist nichts besonderes. Ohne grafischen Schnick Schnack. Aber darum geht es gar nicht. Es geht darum einen Platz für seine Trauer zu schaffen. Und eine Nachricht für sein Kind zu hinterlassen. Aus dieser Seite findet man einen RIESIGEN Sternenhimmel. Auch hier wird einem bewusste wie viele Eltern es gibt, die so leiden wie mein Mann und ich. Und wie die Frauen die ich kenne mit Ihren Männern. Das Paar welches die Seite ins Leben gerufen hat, hat ebenfalls 5 Kinder verloren. Zuletzt ihre Zwillinge im 7. Monat der Schwangerschaft.
 


Sternenkinderhimmel


Barbara und Mario sagen: "Unser Sternenkinderhimmel steht für jeden offen, der ein ähnliches Schicksal erleiden musste. Hier können Sie Ihren Sternenkinder einen Platz geben und Sie auch außerhalb Ihres Herzens einen Platz geben."






 
Und so habe auch ich ein Eintrag für Matheo hinterlassen. Ich danke den beiden für Ihre Mühen diese Seite am Leben zu halten.
Hier kommt ihr zum Sternenkinderhimmel: http://www.sternenkinderhimmel.com/


 
Die Familie
 
Von meinem Cousin der in Bielefeld wohnt haben wir ein ganz süßes Bild gemalt bekommen. Dieses Wort sagt mehr als tausend Worte. So süß das er auch unseren Hund mit gemalt hat.
 
 
 
Der zweiter Cousin, der älter wie sein Bruder ist der gemalt hat, bastelte uns einen kleinen Perlen Salamander als Kraftspender.
 
Es war einfach nur schön das Sie und gerade die beiden Kinder so an uns denken. Es ist bestimmt nicht einfach und schön Kindern zu erklären, dass von Ihrer Cousine das Baby gestorben ist.



 
 
Zufälle
 
Als ich letzte Woche in einem Gartencenter war um neue Blumen für Matheos Grab zu kaufen und nach Deko suchte, fiel mir dieser Teelicht Halter in die Hand. Warum ich genau den zur Hand nahm weiß ich nicht, er war für meinen Stil eigentlich viel zu kitschig. Ich drehte das Teelicht Glas um, um nach dem Preis zu sehen. Und da schossen mir Tränen in die Augen. Das gibt es doch nicht.

Die Firma die diese Teelicht Glas hergestellt hat, heißt Matteo GmbH.
 
Mein Sohn ist einfach überall.








 

 
Matheo´s Grab
 
Dies ist mit einer unserer wichtigsten Anlaufstellen. Und wird es auch für immer bleiben. Hier liegt unser Matheo bei seiner Uroma. Und hier fühlen wir uns ihm Nahe. Eine Liebe Omi vom Grab neben an macht sein Grab oft mit drum herum sauber. Sie weinte einen Tag mit uns am Grab, da auch Sie Ihren Sohn neben Matheo beerdigt hat. Er war zwar schon 36 aber auch ihr Sohn ist viel zu früh gegangen. Ebenfalls liegt dort der Mann der lieben Omi. Sie kommt oft Wochenende mit Ihren beiden Töchtern das Grab Ihrer beiden Männer pflegen. Man lernt viele Schicksale kennen in so einer Situation in der mein Mann und ich uns befinden.
 

Steine aus der Schweiz auf Matheos Grab
 
 

Kreuz von Matheo am Grab






Ich erzähle dies vor allem, um ihn nicht zu vergessen. Denn es ist traurig, einen Freund zu vergessen.

(Saint Exupery, Der kleine Prinz)