Hier unten ist es ganz dunkel. Ich habe Angst im dunkeln. Es ist niemand hier der mich begleitet, ich bin mal wieder alleine gesprungen. Habe alle oben zurück gelassen - an der Klippe, ohne mich zu verabschieden. Sie haben noch nach mir gerufen, reiß dich zusammen, Kopf hoch, Krone richten!
Nein, nicht dieses Mal. Ich muss mal wieder springen. Der Druck der Trauer treibt mich an. In Richtung Klippen. Lasst mich doch... Was wisst ihr schon?
Diesen Rauschzustand der Trauer kann man kaum widerstehen. So bekannt ist einem das Gefühl. So vertraut kommt es einem vor, sodass man hin und wieder die Trauer gewähren lässt. Komm rein zu mir liebe Trauer. Ich habe heute Platz für dich. Auch wenn ich dich hasse und du mir die Luft zum Atmen nimmst. Es ist eine Hassliebe. Denn du erinnerst mich an mein geliebtes Kind.
Ich sehe sein Gesicht vor mir. Während ich in die Dunkelheit falle, denke ich daran als er in meinem Arm lag. So ungerecht und unfassbar das ausgerechnet mein Baby nicht leben durfte.
Ich lese Nachrichten und höre von Babys die ermordet worden. Es gibt Babys die abgegeben und nicht geliebt werden. Warum durfte meines nicht leben? Warum nicht?
Ich stehe jeden Morgen auf aber ich weiß nicht warum? Wo ist der Sinn? Was tu ich hier überhaupt?
Wieder ist es meine Mama die mich am Strick aus der Klippe hoch zieht. Sie weint und sorgt sich um ihr Kind. Sie hat das Glück ihr Kind zu haben. Ich bin jeden Tag da. Doch Matheo nicht. Matheo schenkt mir kein Lächeln zu meinem Geburtstag und wird mich nie in den Arm nehmen wenn ich mal traurig bin.
Wie nur soll man das ertragen? Auch diese Woche gibt es wieder keine Antwort darauf.
Jeden Tag werden Kinder geboren und jeden Tag sterben Kinder. Über die Kinder die sterben wird jedoch nie gesprochen.
Und ich werde wieder in die Klippe springen, wenn die Sehnsucht nach meinen Kind zu groß geworden ist. Ich habe Angst ihn zu vergessen. Den Schmerz um mein geliebtes Kind.