Donnerstag, 27. August 2015

Immer wenn es dunkel wird

Wenn es Abend wird, die Sonne unter geht und alles zur Ruhe kommt geht die Trauer erst los.

Es wird in den letzten Wochen wieder schlimmer. Ich mag Abends schon gar nicht mehr Richtung Bett gehen. Wenn ich in der Dunkelheit liege bekomme ich Panik, ich kriege keine Luft mehr und habe das Gefühl ich falle. Ale wenn mich jemand geschubst hat und ich in ein schwarzes Loch falle ohne was zu sehen. Dieses Gefühl ist kaum zu beschreiben aber wie eine Panikattacke trifft es sehr gut.

Dies alles soll aufgrund des Traumas passieren, dass Eltern erleben wenn Ihr Kind stirbt. Oder auch wenn nahestehende Verwandte sterben, erleiden wir ein Trauma. Das kann sich in Weinen, Erstarren, Atemnot, Herzrasen und Panikattacken äußern. Ein Trauma ist eine Überlebensstrategie unseres Unterbewusstseins. Aber es ist wichtig diese Gefühle, sind Sie noch so schlimm für Außenstehende, zu durchleben. Denn das ist wichtig, damit ungelebte Trauer nicht dauerhaft krank macht.

Das Gefühl dabei ist das altbekannte. Als würde mir einer das Herz zerdrücken mit der Faust. Es tut unheimlich weh im Brustkorb und das atmen fällt schwer. Ich muss mich dann hinsetzen und versuchen mich zu beruhigen. Aus Angst vor dem was dort mit mir passiert, fange ich an zu weinen. Mein Mann sitzt dann hilflos neben mir und streichelt mir über den Rücken. Er fragt was er tun soll?Aber er kann nichts dagegen tun. Es hilft einfach nichts.

Dann kommt wieder die Frage "WARUM" auf, warum Matheo sterben musste. Warum unser Baby?

Ich bekomme auch in dieser Nacht wieder keine Antwort. Aber ich weiß, das es allen Müttern so geht, deren Baby oder Kleinkind gestorben ist. Aber es ist schwierig Unterstützung zu erhalten, sei es von Freunden oder Verwandten. Man ist in sich selbst gefangen, mit dieser Urgewalt an Trauer, denn auch wir müssen erst lernen damit umzugehen.

Für jede Mutter und jeden Vater ist der Abschied von ihrem geliebten Kind ein langer und schmerzvoller Weg. Und diesen Weg geht man als Paar fast ganz allein.

Ich stehe auf und gehe zu Matheos Box. Ich hole seine Spieluhr heraus und atme den Geruch tief ein. Mein Körper entspannt sich und mein Herz wird von der starken Faust in meinem Brustkorb los gelassen. Ich kann wieder atmen.

Ich spiele die Musik der Spieluhr nicht ab, trage sie ganz vorsichtig zum Bett und lege mir die Spieluhr auf den Bauch. Ich habe immer Angst, dass die Musik los geht. Ich ertrage diese Musik nicht. Noch nicht. Wurde Sie doch als er starb noch abgespielt und begleitete Matheo auf seinem Weg.  Aber die Spieluhr ist ein Stück Matheo. Es geht mir gut wenn diese Uhr bei mir ist.

Dieses Gefühl sie zu holen, aus der Box heraus, brannte in mir. Und dann wurde alles gut. Ich schlief sogar ein. Träumte nichts. Es war nur leere da.

 

Matheo, seine Spieluhr und ich





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen