Donnerstag, 30. Juli 2015

Wie alles begann....

Ich kann es manchmal noch gar nicht richtig glauben.

Sieben Wochen ist es erst her das mein kleiner Sohn geboren wurde. Mir erscheint es wie eine halbe Ewigkeit.


Am 08.06.2015 wurde Matheo in der 27. SSW geboren. Er wog 850 Gramm und war 32 cm groß.
Ein stattliches Frühchen mit Normalerweise guten Überlebenschancen. Doch die waren ihm leider nicht mit auf den Weg gegeben worden, die guten Überlebenschancen.

In Stillen Momenten denke ich bei mir, es ist ein Wunder das er drei Tage lebte. Mein kleiner Sohn wollte unbedingt Kämpfen um bei seiner Mama und seinem Papa im Arm zu liegen wenn er ein Engel wird.

Auf der Beerdigung wurde gesagt: "Er war für etwas höheres Bestimmt". Ja, das denke ich mir auch manchmal. Auch wenn es so sehr weht tut. Eine Freundin sagte zu mir nachdem er gestorben war, das es in Ihrer Religion heißt, gestorbene Babys haben eine zu Reine Seele. Und das Gott Sie deswegen bei sich behalten muss.

Es mag dahingestellt sein, wie gläubig man in dem Moment sein mag. Jedoch gibt es einem einen kleinen Inneren Frieden, das man zu Wissen glaubt sein Baby sei nicht umsonst gestorben.


Begonnen hat dies alles mit einer Überglücklichen Schwangerschaft.

Anfang des Jahres, am 08.01.2015 stellte ich fest, das ich Schwanger war. Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt Beruflich unterwegs und ich schaute völlig entsetzt auf den Schwangerschaftstest. Ich hatte die Tage und Woche davor schon geahnt, dass etwas anders ist. Ich war Hundemüde und schlief nur noch. Ich wäre aber niemals darauf gekommen, dass Matheo sich unter mein Herz geschlichen hat.

Ich konnte es die ersten Wochen gar nicht glauben und machte gefühlte 30 Schwangerschaftstest. Mein Mann belächelte mich schon, weil ich immer wieder einen machen musste um zu schauen ob es wirklich noch so ist. Ob ich wirklich Schwanger bin. Es war ein Wunder. Ich fühlte mich so Verantwortlich für dieses Mini Menschlein.


Ich begriff, das mein Traum wahr werden wird


Mit der Zeit wurde ich was die Tests anging natürlich entspannter. Spätestens ab dem ersten richtigen Ultraschallbild wo wir das Herzchen schlagen sehen konnten, waren wir überglücklich. Ab der 12. Woche war meine Angst über einen Verlust wie weggeblasen. Wusste man doch, das die kritische Zeit überstanden war. Ich hatte ja keine Ahnung.

Matheo entwickelte sich zu jedem Zeitpunkt Zeitgerecht und belohnte uns mit süßen Fotos bei den Terminen. Wir hatten im Jahr 2014 einen Thailand Urlaub geplant, der auch schon gebucht war. Wir fragten die Ärztin ob wir fliegen dürften. Diese gab uns ihr O.K und so flogen wir im März 2015 in ein Traumland zu Traumstränden. Mir ging es so gut in dem tropischen Klima. Bis zur zweiten Urlaubswoche. Es war die 18. SSW. Dort begann langsam der Bauch zu wachsen und die Hitze machte mir plötzlich total zu schaffen. Wir haben entsprechend ruhiger die zweite Woche geplant.
Als wir wieder zu Hause waren, konnte ich es kaum abwarten ob man endlich sehen konnte ob wir ein Jungen oder Mädchen bekommen. Er hielt es so lange geheim.

Koh Phangan, Thailand - 18. SSW


Leider hat er uns ein Tag nach Ankunft in Deutschland nicht gezeigt das er ein Junge ist. Aber er strampelte ohne Ende in meinem Bauch umher und war so süß anzusehen mit seinen Armen und Beinen. Die Ärztin lachte im Krankenhaus und sagte es sehe aus als würde er Sit- Ups machen.

Etwas enttäuscht darüber wieder nicht zu wissen welches Geschlecht unser Baby hat aber beruhigt das es ihm gut geht, fuhren wir nach Hause.

So verliefen dann die ganzen Wochen weiterhin entspannt. Mein Bauch wuchs unaufhaltsam und wir freuten uns immer mehr auf seine baldige Ankunft. Als wir Bergfest hatten waren wir schon so stolz und blickten auf die letzten 20 Wochen hin.

Leider musste ich noch sehr viel Arbeiten und war am Tag 12 Stunden unterwegs. Das passte meinem Mann gar nicht, da ich nur noch schlief und weinte. Zu den 12 Stunden kamen dann noch Überstunden per Firmenhandy am Wochenende. Auf der Arbeit sah das keiner so eng. Zum Glück aber meine Ärztin, die im 6. Monat dann die Notbremse zog und mich freistellte. Ich hatte zu dem Zeitpunkt auch schon so arge Probleme mit dem Ischias Nerv. Und ich hatte so Angst das der Stress dem Baby schadet und ich nachher Wehen kriege. Immer wenn es zu laut und stressig im Büro war, machte Matheo Aufstand in meinem Bauch.

Ab dem 18.05.15 durfte ich also zu Hause bleiben und freute mich so dem Baby die Ruhe zu geben die es so offensichtlich brauchte. Seine Mama musste jetzt lernen das es wichtigeres gibt im Leben als immer 100% zu leisten. Ich dachte zu dem Zeitpunkt, das wird der Sommer meines Lebens. Mit Baby im Bauch den Sommer genießen, mit den Hunden und meiner Mama spazieren gehen im Abendlicht, im Garten lesen, Babysachen kaufen und alles in Ruhe vorbereiten und erledigen.

Ich wusste nicht das da schon unser Countdown lief. Bei dem Gedanken fange ich wieder an zu weinen und die Tränen laufen über mein Gesicht. Denn kurze Zeit später sollte er zur Welt kommen.
Ich fühlte mich doch jetzt erst richtig Schwanger :-(

Die letzte Woche mit meinem Sohn - 26. SSW


Am 06.06.15 ging es mir den ganzen Tag nicht gut. Ich war die 2 Tage davor schon sehr unruhig innerlich und fragte mich was mit mir los sei. Mein Mann war beruflich wieder eine Woche nicht da und ich hatte strikte Anweisung von ihm mich auszuruhen. Ich neige dazu ein kleiner Wirbelwind zu sein der alles erledigen will. Am 06.06.15 hatte ich totale Angst auch nur ein kleines Paket in unsere Wohnung zu tragen. Jetzt weiß ich das mein Instinkt da schon mehr wusste als mein blöder Kopf je in den nächsten Tagen und Wochen begreifen konnte. Ich konnte kaum mehr ruhig sitzen und hatte komische Schmerzen im Bauch. Ich war mit meinen Eltern zum Grillen verabredet eine Etage tiefer. Als ich Angst hatte den Kartoffelsalat runterzutragen dachte ich das erste mal bei mir: Hier stimmt was nicht.

Als wir beim Grillen saßen, fragte ich meine Mutter ob Sie dieses Gefühl kenne. Sie sagte es mag sein, dass es evtl. schon Übungswehen sind. Ich solle mich mal hinlegen nach dem Grillen. Ich hatte zu de Zeitpunkt schon Probleme zu laufen so komisch war das Gefühl in meinem Bauch. Ich spürte Matheo auch kaum. Aber immer wenn ich Panik bekam aufgrund der länge, wo er sich nicht rührte machte er sich bemerkbar. Als ich dann auf der Couch lag und es nicht besser wurde, schrieb ich meine Hebamme bei Whats App an. Ich sagte ihr ich habe seit ca. 5 Stunden Bauchschmerzen die nicht mehr weg gehen. Sie schickte mich ins Krankenhaus und bestätigte mein Gefühl es sei nicht normal.

Ich fuhr also ganz alleine zum Krankenhaus. Stellte das Auto auf dem Parkplatz mit einem komischen Gefühl im Bauch ab. Ich meldete mich am Empfang der Ambulanz und wurde sofort in den Kreißsaal geschickt. Dort machte eine Hebamme auch zügig ein CTG. Schnell stellte sich heraus, dass es Wehen waren. Richtige Wehen.

Das CTG - ab dem Samstag unser ständiger Begleiter


Ich wurde dann noch untersucht. Dabei stellten eine Ärztin und eine Oberärztin fest, dass mein Muttermund schon 3cm offen war. Ich bekam just in dem Moment Panik. Was passierte hier gerade?
Ich sah nur den schiefen Blick der Oberärztin. Die andere klärte mich über einen Kaiserschnitt auf und legte mir ein Zugang auf der Hand. Ich glaube ab dem Moment schaltete mein Gehirn aus. Ich verstand ab dem Tag bis Tage nach Matheos Tod nicht was irgendjemand mir dort sagte.

Der Zugang an der Hand
 

Ich bekam Wehenhemmer Tabletten, strikte Bettruhe verordnet und musste dort bleiben. Ich rief weinend meine Mama an, dass Sie bitte kommen solle. Ich war ganz allein und völlig überfordert.
Wieso sprachen alle von einem Kaiserschnitt. Ich war in der 26. +6 Woche. Mein Baby kann und soll jetzt nicht kommen. Ich dachte zu dem Zeitpunkt ich hätte mich zu viel angestrengt und hasste mich für  mein ewiges "Das geht schon alles".

Ich dachte, gut bleibe ich eben bis das Baby kommt im Krankenhaus aber ein Kaiserschnitt macht mir hier keiner.

Als ich morgens aufwachte wurden die Bauchschmerzen wieder schlimmer. Ich wurde runter gefahren mit meinem Bett in den Kreißsaal zum CTG. Da war mein Mann schon da. Er hatte seine Dienstreise frühzeitig beendet als er erfuhr das ich im Krankenhaus lag. Aus dem Kreißsaal sollte ich dann von Sonntag bis Montag nicht mehr raus kommen. Ich bekam ein Dauer CTG und an dem Sonntag fiel zum ersten mal der Satz: "Ihr Baby bewegt sich zu wenig".

Was sollte das heißen mein Baby bewegt sich zu wenig dachte ich? Er war jetzt nie der übelste Turner in meinem Bauch dachte ich aber es war ja alles gut vor 3 Wochen noch bei der Frauenärztin.
Ich bekam Wehenhemmer per Tropf der Stärker war denn sie gaben mir noch eine Lungenreife für das Baby. Jeder ging davon aus das wir Montag Abend ein Kaiserschnitt machen und ihn holen. Da wäre die Lungenreife abgeschlossen gewesen. Die Sonntag Nacht war der Horror für mich. Ich sprach ständig mit Matheo und sagte ihm er solle keine Angst haben. Das wir das schaffen würden.

24 Stunden CTG über meinem Engel


Immer wenn ich eingeschlafen war, kam die Hebamme rein und legte das CTG erneut an. Das ging alle Stunde so. Das war die letzte Nacht die mein Sohn unter meinem Herzen verbringen sollte. Da war er schon am kämpfen und ich hatte keine Ahnung.



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